Stadt Zitate (Seite 5)
Friede auf Erden
Die Sonne weicht dem Licht der Sterne,
das zärtlich Stadt und Land erhellt.
Und hoffnungsvoll sind nah und ferne
die Menschen auf der ganzen Welt.
Ein Wunsch entsteigt dem Schein der Kerzen
die flackernd auf dem Christbaum glühn:
Es möge doch in alle Herzen
die Sehnsucht nach dem Frieden ziehn.
Wenn Toleranz im Weltgefüge
statt Haß auf Erden überwiegt,
erst dann wächst endlich diese Liebe,
in der der Born des Friedens liegt.
Poldi Lembcke
Wie jedes Jahr
Seit Tagen hängt ein süßer Duft
von frischem Backwerk in der Luft.
Die Stadt erstrahlt im Lichterkleid,
wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit.
Im Ofen gart der Festtagsbraten,
er wird auch diesmal gut geraten.
Das Haus, es glänzt vor Sauberkeit,
wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit.
An viele Leute muß man denken,
um schöne Sachen herzuschenken.
Die Päckchen liegen schon bereit,
wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit.
Doch wichtiger als alle Gaben,
ist Glücklichsein am...
Poldi Lembcke
Der kreissende Berg
Ein kreissender Berg macht' ein Geschrei
so laut und trieb ein solches Wesen,
daß jeder, der vom Lärm herbeigelockt,
nun meint', er müßt' genesen
von einer Stadt, noch größer als Paris wohl gar.
ein Mäuslein war's, das er gebar.
Werd' ich dieser Fabel inne,
die als Dichtung Trug und Schein,
aber wahr nach ihrem Sinne,
fällt mir stets ein Dichter ein,
der sagt: "Ich will den Kampf euch singen,
wie mit dem Donnrer Jupiter einst die Titanen rangen."
Ein großes Wort; doch...
Jean de La Fontaine
Nacht in der Seele
Die Nacht wälzt die Talhänge hinab
und wirft sie in drohendes Dunkel.
Noch zögert ihr Ausgreifen,
doch dann umzieht die Stadt
ein Belagerungsring aus Schatten.
Sie überfällt die Mauern,
läßt alles Leben
ohne Ausweg sterben.
Da blinken an den Höhen Lichterketten auf,
die den verzweifelten Augen
Fluchtwege öffnen.
Noch einmal entkommen,
aus einem tödlichen Schicksal,
sucht sich die Seele neue Hoffnung…
Elmar Kupke
Meine Lebensart
In der ganzen Stadt ist keine
Hütte kleiner als die meine;
Für mich ist sie groß genug.
Noch viel kleiner ist mein Gärtchen,
Ich nur gehe durch sein Pförtchen;
Doch auch so ist's groß genug.
Zweimal setz' ich mich zu Tische,
Etwas Fleisch, Kohl, Grütze, Fische;
Hungrig ging ich nie zur Ruh.
Ja, im Sommer, eß' ich Beeren:
Him- und Erd- und Heidelbeeren,
Oft kommt eine Birn dazu.
Bisher hatt' ich stets zwei Kleider;
Viele Menschen haben, leider!
Eines nur, und das noch...
Elisabeth Kulmann
Neubeginn
Die gewaltige Sonne am Horizont
wächst unaufhaltsam
steigende Angst der Menschheit
Naturgewalten
Verzweiflungstaten
Propheten aus vergangenen Zeiten
werden gesehen
der Traum des Nebukadnezar
Daniel der Deuter
das gewaltige goldene Kalb
erlöschendes Leben am Kreuz
Bilder als Schattenspiele
wisperndes Geäst
ohrenbetäubende Stille
die Natur hält ihren Atem an
am Rande der Stadt
da steht eine Klinik
ein Krankenwagen fährt vor
3. Obergeschoß
die Wände gepolstert
Eisbrecher stehen im...
Franz Friedrich Kovacs
Die englischen Fräulein
Die englischen Fräulein gehen
in langen Ketten durch die Stadt,
Zwei und zwei, in ihren schwarzen Mänteln,
wie Morcheln,
Die man aus dem Boden gerissen hat,
Aber im Sommer tragen sie violette
Schärpen um den Leib.
Sie schlafen allein im Bette.
Manche ist so schön.
Man möchte einmal mit ihr schlafen gehn.
Aber sie sind so klein und klein
in ihren schwarzen Kapuzen.
Ich glaube, wenn man sie lieben will,
braucht man ein ganzes Dutzend.
Klabund
Nur eine Meile noch
Mein Mütterle ach, wie bist du krank
Nun bring' ich dir Hilfe, Gott sei Dank!
Ich bring' aus der Stadt die Arznei,
Die heilt dich, und bald ist die Angst vorbei.
Wie bin ich so müd' und verschmachte fast!
An der Bergcapelle mach ich Rast.
Der Weg war steil und heiß und lang,
Und so ganz allein wird mir oft bang'.
Doch rast’ ich gewiß nicht länger, als ich
Zum lieben Gott ich bete für dich.
Nur wenige Stunden – dann bin ich bei dir.
So lang' bleib' du, lieber Gott bei Ihr!
Friedrich Hofmann
Die Glocken
Wie seltsam läuten, seltsam ernst und tief
die alten Glocken meiner Heimatstadt!
als ob ein Märchentraum in ihnen schlief,
daß mancher schon den Kopf geschüttelt hat.
Im morschen Glockenstuhl mit einem Mal
raunt auf das dunkle Gold ... es wiegt sich, zieht
dann durch den Abend, durch das stille Tal,
von Schwermut krank, doch voll im Klang sein Lied.
Wenn aus dem Schlaf ein Schmerz mich plötzlich stört
oft in der Fremde, spät um Mitternacht,
hör ich das Glockenspiel ganz fern und...
Camill Hoffmann
Müßiggang
Heut ging ich müßig
Den ganzen Tag,
Nun bitter büß' ich
Den Mißertrag.
Umhergetrieben
In Markt und Stadt,
Und nichts geblieben,
Was Tiefe hat.
Ein flaches Tändeln
Mit der und der,
Ein schwaches Pendeln
Die Kreuz und Quer.
Bei Büchsenschießen
Und Budenschrein
Ein halb Verdrießen
Und Nichtsgedeihn.
Der Schwarm der Grillen
Schwirrt stechend um,
Mich einzuhüllen
Mit Summ und Brumm:
»Was gingst du müßig
Den langen Tag?«
Und bitter büß' ich
Den Mißertrag.
Karl Henckell
Im Gefängnis
(nach Paul Verlaine)
Der Himmel ist über dem Dach
So blau, so stille.
Ein Baum wiegt über dem Dach
Seines Wipfels Fülle.
Die Glocke im Himmelsraum,
Sie läutet leise.
Ein Vöglein singt auf dem Baum
Seine traurige Weise.
Mein Gott, welche Ruhe hat
Hier das schlichte Leben!
Friedlich dringt aus der Stadt
Ein raunend Weben.
– Sage, was hast denn du,
Weinend in Bann und Acht,
Mit deiner Jugend du,
Ärmster, gemacht?
Karl Henckell
Still ist die Nacht, es ruhn die Gassen,
In diesem Hause wohnte mein Schatz;
sie hat schon längst die Stadt verlassen,
Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.
Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,
Und ringt die Hände vor Schmerzensgewalt;
Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe –
Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.
Du Doppelgänger! Du bleicher Geselle!
Was äffst du nach mein Liebesleid,
Das mich gequält auf dieser Stelle,
So manche Nacht in alter Zeit?
Heinrich Heine
Am fernen Horizonte
Am fernen Horizonte
Erscheint, wie ein Nebelbild,
Die Stadt mit ihren Türmen
In Abenddämm'rung gehüllt.
Ein feuchter Windzug kräuselt
Die graue Wasserbahn;
Mit traurigem Takte rudert
Der Schiffer in meinem Kahn.
Die Sonne hebt sich noch einmal
Leuchtend vom Boden empor,
Und zeigt mir jene Stelle,
Wo ich das Liebste verlor.
Heinrich Heine
Wandere
Wenn dich ein Weib verraten hat,
so liebe flink eine andre;
noch besser wär' es, du ließest die Stadt
schnüre den Ranzen und wandre.
Du findest bald einen blauen See,
umringt von Trauerweiden;
hier weinst du aus dein kleines Weh
und deine engen Leiden.
Wenn du den steilen Berg ersteigst,
wirst du beträchtlich ächzen;
doch wenn du den felsigen Gipfel erreichst,
hörst du die Adler krächzen.
Heinrich Heine