Sonne Zitate (Seite 30)
Im Garten der Liebe
Freudestrahlend
erforschten wir
heimlich,
Herz an Herz,
den Garten der Liebe.
Da überraschte uns
die Sonne
mitten im Gräsermeer –
und wir schmolzen dahin.
Was aus uns
geworden ist,
willst du wissen?
Na gut,
ich werde es dir flüstern:
ein einziger,
wunderbarer Wassertropfen,
in dem sich
alle Farben des Himmels
spiegelten.
Ernst Ferstl
Geplatzte Hoffnungen
Sternstunden
wollte ich mit dir erleben,
aber du hast sofort
eine dicke Wolkendecke
mit unverbindlichen Worten
und formalen Höflichkeiten
über dich gezogen.
Sonne
wollte ich dir
ins Leben bringen,
aber du bist sofort
in den Schatten deiner Gewohnheiten
geflüchtet.
Eine tragfähige Brücke
wollte ich bauen
zwischen mir und dir,
aber du wolltest
nicht so viel Arbeit
auf dich nehmen.
Du, die Liebe
ist viel zu schade
für ein bequemes Leben.
Ernst Ferstl
Dauer im Wechsel
Siehe, der Frühling währet nicht lang':
Bald ist verhallt der Nachtigall Sang.
Blühen noch heute Blumen im Feld,
Morgen ist öd' und traurig die Welt,
Aber der Liebe selige Lust
Ist sich des Wandels nimmer bewußt.
Alles auf Erden hat seine Zeit,
Frühling und Winter, Freuden und Leid,
Hoffen und Fürchten, Ruhn und sich Mühn,
Kommen und Scheiden, Welken und Blühn,
Aber der Liebe selige Lust
Ist sich des Wandels nimmer bewußt.
Weil uns des Lebens Sonne noch scheint,
Wollen wir...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Die Sorglichen
Im Frühling, als der Märzwind ging,
als jeder Zweig voll Knospen hing,
da fragten sie mit Zagen:
Was wird der Sommer sagen?
Und als das Korn in Fülle stand,
in lauter Sonne briet das Land,
da seufzten sie und schwiegen:
Bald wird der Herbstwind fliegen.
Der Herbstwind blies die Bäume an
und ließ auch nicht ein Blatt daran.
Sie sahn sich an: Dahinter
kommt nun der böse Winter.
Das war nicht eben falsch gedacht,
der Winter kam auch über Nacht.
Die armen, armen Leute,
was sorgen...
Gustav Falke
Pfingstlied
Pfingsten ist heut, und die Sonne scheint,
Und die Kirschen blühn, und die Seele meint,
Sie könne durch allen Rausch und Duft
Aufsteigen in die goldene Luft.
Jedes Herz in Freude steht,
Von neuem Geist frisch angeweht,
Und hoffnungsvoll aus Thür und Thor
Steckt´s einen grünen Zweig hervor.
Es ist im Fernen und im Nah´n
So ein himmlisches Weltbejah´n
In all dem Lieder- und Glockenklang,
Und die Kinder singen den Weg entlang.
Wissen die Kindlein auch zumeist
Noch nicht viel...
Gustav Falke
Am Meerufer
Und Welle kommt und Welle flieht,
Und der Wind stürzt sein Lied,
Schaumwasser spielt an deine Schuhe
Knie nieder, Wandrer, ruhe.
Es wälzt das Meer zur Sonne hin,
Und aller Himmel blüht darin.
Mit welcher Welle willst du treiben?
Es wird nicht immer Mittag bleiben.
Es braust ein Meer zur Ewigkeit,
In Glanz und Macht und Schweigezeit,
Und niemand weiß wie weit –
Und einmal kommst du dort zur Ruh,
Lebenswandrer, Du.
Gerrit Engelke
Altweibersommer
Der Abschied ist nun angesagt,
es trauert die Natur,
der Sommer ist zu sehr betagt,
es läuft jetzt seine Uhr.
Das Werden ist Vergangenheit,
es setzt das Scheiden ein,
es zeigt sich in Erhabenheit
als herbstlich schöner Schein.
Ein silberfarbnes Nachtgewand
ummantelt Berg und Tal,
die Welt – sie glänzt im Ruhestand,
die Sonne leuchtet fahl.
Es perlt der Tau von Halm und Blatt,
der Himmel zeigt sein Blau
und jeder Tropfen spiegelt matt,
verschönt des Abschieds...
Klaus Ender
Glut des Sommers
Aus einer Knospe, dicht behaart,
kommt sie zerknautscht ans Licht,
sie wird zur Schönsten ihrer Art,
noch glaubt man ihr es nicht.
Sie öffnet sich, sie streicht ihr Kleid,
gleicht seidigstem Papier,
entfaltet sich voll Heiterkeit,
jetzt glauben wir es ihr.
Die Sonne hat ihr Rot entdeckt,
sie gibt ihr lichten Glanz,
die Glut des Mohnes ward geweckt
zum sommerlichen Tanz.
Klaus Ender
Brahma
Der rote Schläger denkt, daß er schlüge,
und der Erschlagene denkt, er sei erschlagen:
Sie wissen nicht, wie heimlich ich es füge,
daß alle Dinge mich im Innern tragen.
Für mich ist nah, was ferne und versunken;
Sonne und Schatten geben sich nichts nach;
Götter erscheinen mir, die längst entschwunden;
ein und dasselbe sind mir Ruhm und Schmach.
Wer mich verleugnet, kennt nicht seine Lage:
Wenn er mich flieht, bin ich, was ihn beschwingt;
ich bin der Fragesteller und die Frage;
ich bin...
Ralph Waldo Emerson
Vergiß!
Was kleidet die Wiesen, was schmücket die Wälder,
Was sprenget die Fesseln dem keuchenden Bach?
Was führet die Thiere zurück in die Felder
Und wehet den Klang aller Lieder wach?
Es ist der Frühling, es ist die Sonne,
Drum freue sich laut ein jegliches Herz,
Und in der großen unsterblichen Wonne
Verstumme der eitle, der menschliche Schmerz!
Ludwig Eichrodt
Wehmut
Ich irr' in Thal und Hainen
Bei kühler Abendstund',
Ach, weinen möcht' ich, weinen,
So recht aus Herzensgrund.
Und alter Zeiten Grüßen
Kam da, im Thal erwacht,
Gleichwie von fernen Flüssen
Das Rauschen durch die Nacht.
Die Sonne ging hinunter,
Da säuselt' kaum die Welt,
Ich blieb noch lange munter
Allein im stillen Feld.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Es geht wohl anders als du meinst:
derweil du frei und fröhlich scheinst,
ist Lenz und Sonnenschein verflogen,
die liebe Gegend schwarz umzogen;
und kaum hast du dich ausgeweint,
lacht alles wieder, die Sonne scheint -
es geht wohl anders, als man meint!
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Du gleichst den tauig frischen Morgen
Du gleichst den tauig frischen Morgen,
Eh' noch die goldne Sonn' erwacht:
Noch ruht die schöne Welt verborgen
Im Silberduft der Frühlingsnacht.
Bald wird im rosigen Lichte glühen
Dein liebes Kindesangesicht -
Und herrlich wird die Welt erblühen
In erster Liebe Sonnenlicht.
Bruno Eelbo