Sonne Zitate (Seite 24)
Der Atheist
hat ein Bild von ›Gott‹,
das er negiert.
Der Fanatiker
hat eines, mit dem er sich
die Augen tapeziert.
Der Gläubige
vertraut einem Bild,
das ihm vom eigenen Herzen
oder von anderen
anvertraut ist.
Der von Liebe Erleuchtete
schaut das wahre Selbst.
Er lebt im bildlosen
Flüstern des Windes
und atmet Sonne
aus jedem Regentropfen.
Peter Horton
Mahnung
Willst andern du erscheinen
Als gern geseh'ner Gast,
Komm nie mit Klag' und Weinen,
Wie sehr du Grund auch hast.
Ob auch dein Herz sich härme,
Befolg' der Sonne Rat,
Die sendet Licht und Wärme
Auch wenn zerstört die Saat.
Kein Mensch mag gerne wissen,
Was still ein Fremder trug,
An Leid und Kümmernissen
Hat jeder selbst genug.
Angelika von Hörmann
Aus weissen Wolken
baut sich ein Schloss.
Spiegelnde Seen, selige Wiesen,
singende Brunnen aus tiefstem Smaragd!
In seinen schimmernden Hallen
wohnen
die alten Götter.
Noch immer,
abends,
wenn die Sonne purpurn sinkt,
glühn seine Gärten,
vor ihren Wundern bebt mein Herz
und lange . . . steh ich.
Sehnsüchtig!
Dann naht die Nacht,
die Luft verlischt,
wie zitterndes Silber blinkt das Meer,
und über die ganze Welt hin
weht ein Duft
wie von Rosen.
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Ich
Schönes,
grünes, weiches
Gras,
Drin
liege ich.
Inmitten goldgelber
Butterblumen!
Über mir...warm...der Himmel
Ein
weites, schütteres
lichtwühlig, lichtblendig, lichtwogig
zitterndes
Weiss,
das mir die
Augen
langsam...ganz...langsam
schließt.
Wehende...Luft...kaum merklich
ein Duft, ein
zartes...Summen
Nun
bin ich fern
von jeder Welt,
ein sanftes Rot erfüllt mich ganz,
und
deutlich...spüre ich...wie die
Sonne
mir durchs Blut
rinnt.
Minutenlang.
Versunken
alles...Nur...
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Über die Welt hin ziehn die Wolken,
Grün durch die Wälder
Fließt ihr Licht.
Herz vergiß!
In stiller Sonne
Lebt lindester Zauber,
Unter wehenden Blumen blüht tausend Trost.
Vergiß! Vergiß!
Aus fernem Grund pfeift, horch, ein Vogel ...
Er singt ein Lied.
Das Lied vom Glück!
Vom Glück.
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Frühlingswünsche
Im Frühling, wenn sich Baum und Strauch
Hat bräutlich angezogen,
Da kommen mir die Wünsche auch
Gleich Lerchen angeflogen.
Ich möchte sein ein stolzer Baum,
Hoch in den Himmel ragen,
Ich möcht' des Waldes grünen Raum
Als flinkes Reh durchjagen.
Ein starker Adler möcht' ich sein,
Aufwärts zur Sonne streben,
Ich möcht' der Blumen bunte Reih'n
Als Schmetterling durchschweben.
Ich möcht' als Sturm durch Meere hin
Wild tanzen meinen Reigen –
Doch – nein – ich bliebe, wer ich...
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Trinklied im Winter
Das Glas gefüllt!
Der Nordwind brüllt;
Die Sonn' ist niedergesunken!
Der kalte Bär
Blinkt Frost daher!
Getrunken, Brüder, getrunken!
Die Tannen glühn
Hell im Kamin,
Und knatternd fliegen die Funken!
Der edle Rhein
Gab uns den Wein!
Getrunken, Brüder, getrunken!
Der edle Most
Verscheucht den Frost,
Und zaubert Frühling hernieder;
Der Trinker sieht
Den Hain entblüht,
Und Büsche wirbeln ihn Lieder!
Er hört Gesang
Und Harfenklang,
Und schwebt durch blühende Lauben!
Ein...
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Der Herbst
Das Glänzen der Natur ist höheres Erscheinen,
Wo sich der Tag mit vielen Freuden endet,
Es ist das Jahr, das sich mit Pracht vollendet,
Wo Früchte sich mit frohem Glanz vereinen.
Das Erdenrund ist so geschmückt, und selten lärmet
Der Schall durchs offne Feld, die Sonne wärmet
Den Tag des Herbstes mild, die Felder stehen
Als eine Aussicht weit, die Lüfte wehen
Die Zweig' und Äste durch mit frohem Rauschen
Wenn schon mit Leere sich die Felder dann vertauschen,
Der ganze Sinn des...
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Und es fragen mich die Leute:
»Sag, wie kommts, daß deine Lieder
So das Gestern wie das Heute
Spiegeln tausendtönig wieder?
Wenn nur einer Stunde Beben
Sie beseelet und entzündet,
Sag, wie kommts, daß all dein Leben
Bunt und seltsam in sie mündet,
All dein Grübeln und dein Träumen
In die Töneflut sich schlinget,
Der Gedanken wechselnd Schäumen
Dumpf durch deine Lieder klinget?«
Und ich sage: »Seht, es gleichen
Meine Lieder jenen Blüten,
Die ja auch in einer weichen,
Heißen, einzgen Nacht...
Hugo von Hofmannsthal
Dichter sprechen
Nicht zu der Sonne frühen Reise,
Nicht wenn die Abendwolken landen,
Euch Kindern, weder laut noch leise,
Ja, kaum uns selber sei's gestanden,
Auf welch geheimnisvolle Weise
Dem Leben wir den Traum entwanden
Und ihn mit Weingewinden leise
An unsres Gartens Brunnen banden.
Hugo von Hofmannsthal
Stille
Trübem Dunst entquillt die Sonne,
Zähen grauen Wolkenfetzen . . .
Häßlich ist mein Boot geworden,
Alt und morsch mit wirren Netzen.
Gleichgetöntes Wellenplätschern
Schlägt den Kiel (er schaukelt träge),
Und die Flut mit Schaum und Flecken
Zeichnet noch die Spur der Wege.
Ferne vor dem trüben Himmel
Schweben graziöse Schatten
– Helles Lachen schallt herüber –,
Gleiten Gondeln flink, die glatten.
Fackeln haben sie und Flöten
Und auf Polstern: Blumen, Frauen . . .
Langsam tauchen sie mir...
Hugo von Hofmannsthal
Lied der Welt
Flieg hin, Zeit, du bist meine Magd,
Schmück mich, wenn es nächtet, schmück mich, wenn es tagt,
Flicht mir mein Haar, spiel mir um den Schuh,
Ich bin die Frau, die Magd bist du.
Heia!
Doch einmal trittst du zornig herein,
Die Sterne schießen schiefen Schein,
Der Wind durchfährt den hohen Saal,
Die Sonn geht aus, das Licht wird fahl,
Der Boden gibt einen toten Schein,
Da wirst du meine Herrin sein!
O weh!
Und ich deine Magd, schwach und verzagt,
Gott sei's...
Hugo von Hofmannsthal
Da ich weiß ...
Da ich weiß, Du kommst mir wieder
Machen mich die Wolken froh,
Und am Georginenbeete
Abendstille freut mich so!
Fröhlich such ich mir den Schatten,
Bis die Sonne fast versinkt.
Nachts im kleinen dunkeln Tale
Freut mich jedes Licht, das blinkt ...
Ob ich einsam steig am Hügel,
Horch ich doch an Deiner Türe.
Steh ich hier in fremdem Garten,
Du doch bist es, die ich spüre.
Hugo von Hofmannsthal
Was ist die Welt?
Was ist die Welt? Ein ewiges Gedicht,
Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht,
Daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht,
Daraus der Laut der Liebe zu uns spricht,
Und jedes Menschen wechselndes Gemüth,
Ein Strahl ist's, der aus dieser Sonne bricht,
Ein Vers, der sich an tausend and're flicht,
Der unbemerkt verhallt, verlischt, verblüht.
Und doch auch eine Welt für sich allein,
Voll süß-geheimer, nie vernomm'ner Töne,
Begabt mit eig'ner, unentweihter...
Hugo von Hofmannsthal
Die vielen Mühlen gehen und treiben schwer.
Das Wasser fällt über die Räder her,
und die moosigen Speichen knarren im Wehr.
Und die Müller sitzen tagein, tagaus
wie Maden weiß in dem Mühlenhaus
und schauen oben zum Dache hinaus.
Aber die hohen Pappeln stehn ohne Wind
vor einer Sonne herbstlich und blind,
die matt in die Himmel geschnitten sind.
Georg Heym