So Ist Leben Zitate (Seite 24)
Das Leben des Menschen
Das Leben ist ein Laub,
das grünt und falbt geschwind,
ein Staub, den leicht vertreibt der Wind,
ein Schnee, der in dem Nu vergehet,
ein See, der niemals stille stehet,
die Blum', die nach der Blüt' verfällt,
der Ruhm, auf kurze Zeit gestellt,
ein Gras, das leichtlich wird verdrücket,
ein Traum, der mit dem Schlaf aufhört,
ein Schaum, den Flut und Wind verzehrt,
ein Heu, das kurze Zeit bleibet,
die Spreu, so mancher Wind vertreibet,
ein Kauf, den man am End bereut,
ein...
Georg Philipp Harsdörffer
Der Kuß im Traume
Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht,
Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten,
Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten,
Daß neue Wonnen meine Lippe saugt.
In Träume war solch Leben eingetaucht,
Drum leb‘ ich, ewig Träume zu betrachten,
Kann aller andern Freuden Glanz verachten,
Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht.
Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
Und mich verzehren seiner Sonne Gluten.
Drum birg...
Karoline von Günderode
Geplatzte Hoffnungen
Sternstunden
wollte ich mit dir erleben,
aber du hast sofort
eine dicke Wolkendecke
mit unverbindlichen Worten
und formalen Höflichkeiten
über dich gezogen.
Sonne
wollte ich dir
ins Leben bringen,
aber du bist sofort
in den Schatten deiner Gewohnheiten
geflüchtet.
Eine tragfähige Brücke
wollte ich bauen
zwischen mir und dir,
aber du wolltest
nicht so viel Arbeit
auf dich nehmen.
Du, die Liebe
ist viel zu schade
für ein bequemes Leben.
Ernst Ferstl
Es ist ein Irrtum, zu glauben, das Allgemeine werde an Leben gewinnen durch die Vernichtung aller individuellen Verhältnisse. Könnte in jedem Stande, in jeder Stadt, ja in jedem Dorfe ein eigentliches Selbstgefühl erzeugt werden, so würde aus diesem erhöhten und vervielfältigten individuellen Leben auch das Ganze neue Kraft gewinnen.
Friedrich Carl von Savigny
Das Leben ist in Wahrheit eine Gabe Gottes, die uns arme Menschenkinder erfrischt und aufheitert gleich einem Gewitter, das nach langer Dürre die lechzende Natur wieder stärkt und zu neuem Leben verjüngt. Wer nicht mehr lachen kann, für den hat das Erdenleben, seinen Schmelz und Duft, seine Heiterkeit und Frische verloren, und wer so recht aus voller Seele lacht, der kann kein schlechtes Gewissen haben.
Hermann Oeser
Das Leben besteht überhaupt nur aus wenig und seltenem Wichtigen. Die kleinen Beziehungen des Tages hingegen reihen sich zu Stunden, Wochen und Monaten und machen am Ende das Leben mit seinem Glück und Unglück aus. Darum ist die mündliche Unterhaltung so viel besser als die schriftliche, weil man sich das Unbedeutendste sagt und wenig findet, was zu schreiben der Mühe wert wäre.
Helmuth Graf von Moltke
Mein Großvater pflegte zu sagen: »Das Leben ist erstaunlich kurz. Jetzt in Erinnerung drängt es sich mir so zusammen, daß ich zum Beispiel kaum begreife, wie ein junger Mensch sich entschließen kann, ins nächste Dorf zu reiten, ohne zu fürchten, daß - von unglücklichen Zufällen ganz abgesehen - schon die Zeit des gewöhnlichen, glücklich ablaufenden Lebens für einen solchen Ritt bei weitem nicht hinreicht.«
Franz Kafka
Mir ist die Ehe etwas Hohes, wahrhaft das Sakrament – ich möchte das Leben nicht ohne Ehe denken. [...] Doch bleibt der Entschluß dazu in unserer heutigen Welt immer ein halbes Wunder. Aber wie spiegelt mir mein eigenes Leben, daß der Entschluß aus dieser wunderbaren Erhöhung aller Kräfte, aus dem produktiven Zustand hervorgeht, aus der Einsamkeit. So war ich, vor wie vielen Jahren, einsam und glücklich in Paris, und ein Jahr später saß ich verheiratet in Rodaun, und ich werde es bis an...
Hugo von Hofmannsthal