Singen Zitate (Seite 5)
Neue Liebe
Zum zweitenmal
Steigt dieses Jahr der Frühling nieder
Ins Erdental.
Die Rosen blühn, die Vögel singen Lieder,
Und ich, ach – liebe wieder,
Mit gleicher Lust und gleicher Qual
Wie dazumal. –
Wie dazumal,
Als mir noch frohe Jugend blühte,
Der Sonnenstrahl
Ins Herz mir junge Lieder sprühte.
Ich glühe, wie ich damals glühte,
Es ist die gleiche süße Qual
Wie...
Hermann Ritter von Lingg
Hüte dich!
Nachtigall, hüte dich!
Singe nicht so lieblich!
Ach, dein allerschönstes Singen
Wird dich um die Freiheit bringen.
Hüte dich!
Schöne Blume, hüte dich,
Blühe nicht so glühend,
Dufte nicht so voll Entzücken!
Wer dich siehet, will dich pflücken,
Hüte dich!
Schönes Mädchen, hüte dich,
Lächle nicht so gütig!
Deine Schönheit, deine Güte!
Denk an Nachtigall und Blüte!
Hüte,
Hüte dich!
Hermann Ritter von Lingg
Lob der Faulheit
Faulheit, endlich muß ich dir
Auch ein kleines Loblied bringen!
O! ... Wie ... sauer ... wird es mir
Dich nach Würde zu besingen!
Doch ich will mein Bestes tun:
Nach der Arbeit ist gut ruhn.
Höchstes Gut, wer dich nur hat,
Dessen ungestörtes Leben. . .
Ach! ... ich gähn! ... ich ... werde matt.
Nun, so magst du mir's vergeben,
Daß ich dich nicht singen kann:
Du verhinderst mich ja dran.
Gotthold Ephraim Lessing
Das Muster der Ehen
Ein rares Beispiel will ich singen,
Wobei die Welt erstaunen wird.
Daß alle Ehen Zwietracht bringen,
Glaubt jeder, aber jeder irrt.
Ich sah das Muster aller Ehen,
Still, wie die stillste Sommernacht.
Oh! daß sie keiner möge sehen,
Der mich zum frechen Lügner macht!
Und gleichwohl war die Frau kein Engel,
Und der Gemahl kein Heiliger;
Es hatte jedes seine Mängel.
Denn niemand ist von allen leer.
Doch sollte mich ein Spötter fragen,
Wie diese Wunder möglich...
Gotthold Ephraim Lessing
Der kreissende Berg
Ein kreissender Berg macht' ein Geschrei
so laut und trieb ein solches Wesen,
daß jeder, der vom Lärm herbeigelockt,
nun meint', er müßt' genesen
von einer Stadt, noch größer als Paris wohl gar.
ein Mäuslein war's, das er gebar.
Werd' ich dieser Fabel inne,
die als Dichtung Trug und Schein,
aber wahr nach ihrem Sinne,
fällt mir stets ein Dichter ein,
der sagt: "Ich will den Kampf euch singen,
wie mit dem Donnrer Jupiter einst die Titanen rangen."
Ein großes Wort; doch...
Jean de La Fontaine
Soll ich kleine Lieder singen,
Wie ich oftmals tat?
Sonne schon und Nachtigallenschwingen
Naht.
Unterm Schnee die Quellen rauschen
Schon dem Frühling zu.
Laß uns lächeln, laß uns lauschen!
Du!
Rinnt nicht auch in deinen Tränen
Schon der Mai?
Liebend Berge sich an Berge lehnen.
Sei!
Eine Tanne steht im jungen Triebe,
Wo der Marder schlich.
Winter wankt. Die Föhne stürmen. Liebe
Mich!
Klabund
Komm, singen wir, an mir soll es nicht fehlen,
auch du hast was auf Lager, wie ich sehe –
tönt es auch falsch aus rostig alten Kehlen,
Ein Frühlingslied klingt schön selbst von der Krähe.
Und streift hier über mittagheißes Land
ein Mädchen, übermütig, rank und rund,
so lächeln wir über der Hecke Rand,
wir trieben's früher beide ziemlich bunt.
Erik Axel Karlfeldt
Ich aber weiß
Ich aber weiß, ich seh dich manche Nacht,
In meinen Träumen klingt dein holdes Lachen,
Und meine Lippen murmeln oft im Wachen
Verlor'ne Wünsche, die an dich gedacht.
Und unaufhörlich legt sich Zeit zu Zeit,
Verweht wie deine sind dann meine Spuren,
Bis zu den Mauern jener stillen Fluren,
Wo schweigsam Hügel sich an Hügel reiht.
Dann wird der Sturmwind um die Gräber gehn,
Der wird mit seinen regenfeuchten Schwingen
Von Menschenglück und junger Liebe singen;
Wir aber...
Ludwig Jacobowski
Konfusionen
Deutschland sucht den Superstar
und alles in die Glotze sieht.
Vier sind weiter - wunderbar!
Columbia im All verglüht....
Werbespots und Jauch'sches Quiz,
dazwischen kurzer Urnengang.
Irakkrieg, ist er auch gewiß,
macht hier wirklich keinen bang.
Solange nur der Raab noch sendet
seinen Schwachsinn uns ins Haus.
Wenn die Politik sich wendet,
was macht uns denn das schon aus?
Gummikanzler will jetzt singen
für uns künftig beim Grand-Prix.
Volkeslieder laut erklingen -
Sinn und...
Sigrun Hopfensperger
Den Pessimisten
Solang uns Liebe lockt mit Lust und Plagen,
Solang Begeist'rung wechselt und Verzagen,
Solange wird auf Erden nicht die Zeit,
Die schreckliche, die dichterlose tagen:
Solang in tausend Formen Schönheit blüht,
Schlägt auch ein Herz, zu singen und zu sagen,
Solang das Leid, das ew'ge, uns umflicht,
Solange werden wir's in Tönen klagen,
Und es erlischt erst dann der letzte Traum,
Wenn er das letzte Herz zu Gott getragen!
Hugo von Hofmannsthal
Im Grünen zu Singen
War der Himmel trüb und schwer,
Waren einsam wir so sehr
Voneinander abgeschnitten!
Aber das ist nun nicht mehr:
Lüfte fließen hin und her;
Und die ganze Welt inmitten
Glänzt, als ob sie gläsern wär.
Sterne kamen aufgegangen,
Flimmern mein und deinen Wangen,
Und sie wissen's auch:
Stark und stärker wird ihr Prangen;
Und wir atmen mit Verlangen,
Liegen selig wie gefangen,
Spüren eins des andern Hauch.
Hugo von Hofmannsthal
Das Wundervöglein
Ein Vöglein flattert vor mir her
Mit silbergrauen Schwingen.
Hör' ich es singen,
Bleibt mir das Herz nicht länger schwer.
Das ist der Vogel vom Lande
»Über dem Leid«,
Trägt purpurne Tupfen am Rande
Vom Silberkleid.
Hat in viel dunkle Wellen
Seine Flügelchen getaucht ...
Meinem wunderfeinen Gesellen
Bleibt Licht auf Flug und Flaum gehaucht.
Karl Henckell