Sich Selbst Zitate (Seite 25)
Wer keinen Frühling hat
Wer keinen Frühling hat, dem blüht er nicht!
Wer schweigt, dem tönt kein Echo hier auf Erden!
Weß Herz nicht dichtet, der faßt kein Gedicht,
Und wer nicht liebt, dem wird nicht Liebe werden.
Was ist der Geist, der nie zum Geiste spricht,
Der selbstgefällig will in sich verwesen?
Was ist ein Gemüt, das nie die Rinde bricht?
Was eine Schrift, die nicht und nie zu lesen?
Es findet jeder Geist verwandte Geister!
Kein Herz, das einsam ohne Liebe bricht!
Nur wer sich selbst...
Otto Prechtler
Hinaus muß der Jüngling ins stürmende Leben,
Denn Einsamkeit bildet, veredelt ihn nicht;
Gedrängt von dem Schicksal muß muthig er streben,
Dann übt er die Kräfte, erprobt seine Pflicht.
Im Umgang mit Menschen, die tadeln und loben,
Dort wird er gezwungen, sich selbst zu beschau'n;
Er wird dort gedemütigt, wird dort gehoben,
Und lernet ertragen, und lernt sich vertrau'n.
So reifet der Jüngling, und kehret er dann
Zurück in die Heimath, dann ist er ein Mann.
Heinrich Martin
Blick in den Strom
Sahst du ein Glück vorübergehn,
das nie sich wiederfindet,
Ist's gut in einen Strom zu sehn,
wo alles wogt und schwindet.
O, starre nur hinein, hinein;
Du wirst es leichter missen,
Was dir, und soll’s dein Liebstes sein,
Vom Herzen ward gerissen.
Blick unverwand hinab zum Fluß,
Bis deine Tränen fallen,
Und sieh durch ihren warmen Guß
Die Flut hinunterwallen.
Hinträumend wird Vergessenheit
Des Herzens Wunde schließen;
Die Seele sieht mit ihrem Leid
Sich selbst...
Nikolaus Lenau
Verstaatlichung
Beschaut man sich die Schreibenden,
Mit Lyrik handeltreibenden,
Die Frauen, die Romane lesenden,
Die Männer, die Epos hegenden,
Die Mädchen, die Sprache verhunzenden,
Die Knaben, die lüstern grunzenden,
Sich selbst vergötternden,
Und andere zerschmetternden,
Die Menge, die babbelnde,
Parnaß umzappelnde:
Dann schreit sogar der Freigesinnte
Nach der Verstaatlichung der Tinte.
Otto von Leixner
Der höhere Friede
Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen
Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf,
Menschen, die im Busen Herzen tragen,
Herzen, die der Gott der Liebe schuf:
Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben,
Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt,
Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben,
Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt;
Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren,
Daß er mich im Weizenfeld erquickt,
Und das Lied der Nachtigall nicht stören,
Die den stillen Busen mir...
Heinrich von Kleist
Mutig vorwärts
Mutig vorwärts mußt du schreiten
Auf der ird'schen Lebensbahn,
Wenn auch manches wohl zu Zeiten
Dir nicht glückt nach Wunsch und Plan!
Liebend seitwärts mußt du richten
Deine Augen, willst du seh'n,
Wie sich zweier Wege lichten,
Wenn sie Hand in Hand nur geh'n!
Gläubig aufwärts mußt du blicken! –
Wer es mit dem Himmel hält,
Fühlt sich selbst bei Mißgeschicken
Nicht verlassen in der Welt.
Luise Kleinwort
Winterreise
Wie durch so manchen Ort
Bin ich nun schon gekommen,
Und hab’ aus keinem fort
Ein freundlich Bild genommen.
Man prüft am fremden Gast
Den Mantel und den Kragen,
Mit Blicken, welche fast
Die Liebe untersagen.
Der Gruß trägt so die Spur
Gleichgültig-offner Kälte,
Daß ich ihn ungern nur
Mit meinem Dank vergelte.
Und weil sie in der Brust
Mir nicht die Flamme nähren,
So muß sie ohne Lust
Sich in sich selbst verzehren.
Da ruf’ ich aus mit Schmerz,
Indem ich fürbaß wandre:
Man hat nur...
Christian Friedrich Hebbel
Nächtliche Stille!
Heilige Fülle,
wie von göttlichem Segen schwer,
säuselt aus ewiger Ferne daher.
Was da lebte,
was aus engem Kreise
auf ins Weiteste strebte,
sanft und leise
sank es in sich selbst zurück
und quillt in unbewußtem Glück.
Und von allen Sternen nieder
strömt ein wunderbarer Segen,
daß die müden Kräfte wieder
sich in neuer Frische regen,
und aus seinen Finsternissen
tritt der Herr, soweit er kann,
und die Fäden, die zerrissen,
knüpft er alle wieder an.
Christian Friedrich Hebbel
Verdienst, das sich hervor, gesehn zu werden, drängt,
Und das für jede That,
Für Jedes Lohn begehrt und Gold und Band empfängt:
Ist auch Verdienst, o Freund! und solches giebts die Menge.
Das aber, welches still, wie Gott es thut,
Aus wahrer Liebe, nicht zum Scheine;
Das etwa zu sich selbst nur saget: das war gut! –
Das ist das selt'ne.
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
O du, vor dem die Stürme schweigen,
Vor dem das Meer versinkt in Ruh,
Dies wilde Herz nimm hin zu eigen
Und führ' es deinem Frieden zu;
Dies Herz, das ewig umgetrieben
Entlodert, allzurasch entfacht,
Und, ach, mit seinem irren Lieben
Sich selbst und andre elend macht.
Entreiß es, Herr, dem Sturn der Sinne,
Der Wünsche treulos schwankem Spiel;
Dem dunkeln Drange seiner Minne,
Gieb ihm ein unvergänglich Ziel;
Auf daß es, los vom Augenblicke,
Von Zweifel, Angst und Reue frei,
Sich einmal ganz...
Emanuel Geibel
Fragwürdiges
Wie soll jemand,
der keine Zeit
zum Genießen hat,
einen guten Geschmack
entwickeln können?
Wie soll jemand,
der es nicht schafft,
sich ein eigenes Urteil
zu bilden,
auf Vorurteile
verzichten können?
Wie soll jemand,
der seine Lebendigkeit
verloren hat,
den Sinn des Lebens wiederfinden?
Wie soll jemand,
der sich selbst nicht
leiden kann,
andere lieben können?
Ernst Ferstl
Liebesspiele
Die keuschen, weißen Anemonensterne,
Fünf an der Zahl, wie deines Namens Zeichen,
Fünfblättrig wieder jeder Stern – du lächelst?
Ach, Liebe liebt zu deuten und zu gleichen.
Heut sind es Töne, morgen winden Reime
Den Kranz um dich und deinen lieben Namen,
Und immer kränzen Garten, Feld und Wiese
Dein liebes Bild mit einem neuen Rahmen.
Was bleibt mir denn, als diese holden Spiele
Der Phantasie? Herzblumen, dich zu schmücken.
Wenn jede süße Hoffnung ihr genommen,
Muß sich die Liebe...
Gustav Falke
Gesinnung
Wie auch toll die Welt es treibe,
Wie auch alles sich verkehre,
Daß sich selbst er treu verbleibe,
Ist des Mannes Stolz und Ehre.
Was da glitzert, schillert, flimmert,
Staunend mag's der Markt begaffen,
Doch du sollst drum unbekümmert
Immer nur das Rechte schaffen.
Karl Egon Ritter von Ebert