Sehnsucht Zitate (Seite 8)
"Mich dünkt", sprach Zeus im Rat der Götter, "ich habe ein Mittel, daß es weiterhin Menschen gibt, aber sie schwächt, damit sie von ihrem wüsten Wesen ablassen. Ich schneide einen jeden mitten durch." Sprach's und schnitt die Menschen, die Mann und Weib in einem Körper waren, so der Länge nach durch, wie man Birnen zum Einlegen durchschneidet. Als nun das ursprüngliche Wesen entzweigeschnitten war, ging jede Hälfte voller Sehnsucht nach ihrem Gegenstück auf die Suche. Sie umschlangen sich mit...
Platon
Ich geb' Dir einen Namen, süß wie Wein –
Gleich einer Beere schmiegt er sich im Munde,
Auf der sich manche milde Sonnenstunde
Verträumte in die Dämmerung hinein.
In diesem Namen warst Du immer mein,
Solang' ich meine Sehnsucht mir erkunde,
Und alles Wehgeschlagene und Wunde
Heilte der Glaube an Dein Nahesein.
Ich kenn' Dich gut, Du bist mir oft begegnet,
In vielen Wesen aufgeteilt: oft nur
In einem Aug', von Tränen überregnet,
In einer leise eingekerbten Spur
An liebem Mund, in einem Beben...
Anton Wildgans
Schwester
Immer sind die dunkeln Abenteuer
Zwischen uns, wir können oft
Keines der vielen blauen Worte finden,
Die uns geschenkt sind.
Dann, wenn ich die schmalen Krystalle
Meines weißen Traumes Dir bringe,
Häufst Du rötliche Scheiter
Und glühst ein Feuer.
Oder ich möchte mit Abendwind
Deine schmerzliche Lippe kühlen
Und er kommt schwül von den Gärten
Meiner Sehnsucht.
Schwester, immer sind die dunkeln Abenteuer
Zwischen uns, wir können kaum
Unter Schatten erkennen, wie sehr
Wir uns lieben.
Maria Luise Weissmann
Aber mit einem Male erstrahlen
Tage der Nähe wie selige Segel,
Die auf dem Blau des Wassers sich malen.
Aber der Glückliche kennt nur Beharren.
Ach, er vergaß ganz die Sehnsucht der Tage
Gestern und vorher, die Jahre gehegte.
Ach, ihm erstarb ganz die brennende Frage
Wann? Und er sieht die Errettung verweilen,
Aber vom Glück?! – Und träumend entgleiten
Sieht er die Tage, die Segel enteilen
Silbern hinaus in verfließende Weiten.
Maria Luise Weissmann
Sechsuhrfünfzig
Aufgewacht.
Tosender Lärm umspült in Ost und West
das Haus und lässt Wände zittern.
Deckengebirge umschlängeln meine Füße.
Deine Beine.
Suchendes Verlangen.
Eine Hand und zwei Fingerspitzen.
Meine Augen öffnen Dein Lächeln.
Dein Lachen öffnet meine Augen.
Sechsuhrfünfzig.
Sehnsucht nach Unendlichkeit.
Dein Duft und die Erinnerung.
Am Abend sechsuhrfünzig.
Christopher Weiß