Sehen Zitate (Seite 17)
Saphire sind die Augen dein,
Die lieblichen, die süßen.
O, dreimal glücklich ist der Mann,
Den sie mit Liebe grüßen.
Dein Herz, es ist ein Diamant,
Der edle Lichter sprühet.
O, dreimal glücklich ist der Mann,
Für den es liebend glühet.
Rubinen sind die Lippen dein,
Man kann nicht schönre sehen.
O, dreimal glücklich ist der Mann,
Dem sie die Liebe gestehen.
O, kennt ich nur den glücklichen Mann,
O, daß ich ihn nur fände,
So recht allein im grünen Wald,
Sein Glück hätt bald ein Ende.
Heinrich Heine
Vertraue dich dem Licht der Sterne,
Beschleicht dein Herz ein Weh,
Sie sind dir nah in weiter Ferne,
Wenn Menschen fern in nächster Näh';
Und hast du Thränen noch, so weine,
O weine satt dich ungesehn;
Doch vor dem Aug der Menschen scheine,
Als wär' dir nie ein Leid geschehn.
Um vor die selber zu bestehen,
Trägst du den Sieger in der Brust,
Doch nicht die Menschen laß es sehen,
Wie schweren Kampf du kämpfen mußt.
Julius Hammer
In der Fremde
Schon bin ich müd zu reisen,
Wär's doch damit am Rand,
Vor Hören und vor Sehen
Vergeht mir der Verstand.
So willst Du denn nach Hause?
O nein! Nur nicht nach Haus!
Dort stirbt des Lebens Leben
Im Einerlei mir aus.
Wo also willst Du weilen?
Wo findest Du die Statt?
O Mensch, der nur zwei Fremden
Und keine Heimat hat.
Franz Grillparzer
An die Damen
Es segne euch der Himmel,
Ihr würdige Schönen!
Seid ewig die Wonne
Der Jungen und Alten!
Seid ewig, wie heute,
Das Labsal der Männer!
Ihr laßt euch nur sehen,
So hüpfen schon Herzen.
Ihr zwinget die Alten
Zu Jünglingsgeberden.
Ihr labet die Jungen.
Was ist doch ein Leben,
Das ihr nicht versüßet?
Befragt nur die Männer.
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Das Leben
Das Leben ist verhüllt und verborgen,
wie auch euer größeres Selbst verborgen
und verhüllt ist.
Aber wenn das Leben spricht,
werden alle Winde Worte;
und wenn es von neuem spricht,
so wird das Lächeln auf euren Lippen
und die Tränen in euren Aug' zum Wort.
Wenn es singt , hören es die Tauben
und sind ergriffen;
und wenn es sich langsam nähert,
sehen es die Blinden und sind entzückt
und folgen ihm verwundert und erstaunt.
Khalil Gibran
Wir schreiten auf und ab im reichen flitter
Des buchenganges beinah bis zum tore
Und sehen außen in dem feld vom gitter
Den mandelbaum zum zweitenmal im flore.
Wir suchen nach den schattenfreien bänken
Dort wo uns niemals fremde stimmen scheuchten,
In träumen unsre arme sich verschränken,
Wir laben uns am langen milden leuchten.
Wir fühlen dankbar wie zu leisem brausen
Von wipfeln strahlenspuren auf uns tropfen
Und blicken nur und horchen wenn in pausen
Die reifen früchte auf den boden klopfen.
Stefan George
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.
Theodor Fontane
Weihnachten gefunden
Worte die ins Nichts verschwinden,
Worte die man nicht gehört
werden plötzlich wieder deutlich,
werden nicht durch Furcht zerstört.
Augen, die sonst blind vor Leiden
sehen endlich wieder hell.
Münder, die sonst still, voll Schweigen
sprechen wieder laut und schnell.
Ohren, die sonst nichts mehr hören
öffnen sich dem neuen Wort,
weil der Heiland kommt hernieder
hier zu uns an diesem Ort.
All das Dunkle, all das Graue
wird nun hell und leuchtet klar,
weil die Sehnsucht in...
Klaus Flüß
An seine Boten
Geht, ihr meine Tränen, geht
und erweichet der ihr Herze,
die wie eine Klippe steht,
unbewegt von meinem Schmerze,
die das, was mein Herze bricht,
sieht und wills doch sehen nicht!
Fliegt, ihr meine Seufzer ihr,
nehmet eure Kraft zusammen!
Blaset, wie ihr tut bei mir,
auf bei ihr die Liebesflammen,
dass sie, wenn sie sieht auf mich,
lichter lohe brenn' als ich!
Meine Boten, so fahrt hin,
schafft mir Rat, so viel ihr könnet,
und vergnüget meinen Sinn,
der sich selbsten kaum...
Paul Fleming (Flemming)
Mond und Rose
Sie
Wie dein Strahl, so leicht, so rein,
Kann kein Hauch, kein Seufzer sein.
Doch er weckt mich nicht: Ich muß
Harrn auf heißer Tage Kuß,
Auf den Zarn im Krönungskranz;
Nur für ihn birgt Morgenglanz
Duft und Schönheit, unerkannt,
Unterm Tau aus Diamant.
Er
Früh stieg übern Berg ich auf,
Um zu sehen: So blühst du auf,
Schau die ganze Nacht auf dich.
Und du schweigst und duldest mich,
Doch entgegen meinem Licht
Blühn die Purpurlippen nicht.
Afanassi Afanassjewitsch Fet