Schweigen Zitate (Seite 19)
In dem Lichte wohnt das Heil,
Doch der Pfad ist uns verloren
Oder unerklimmbar steil.
Wenn wir außer uns ihn steigen
Werden wir am Abgrund schwindeln
Aber in uns selbst, da zeigen
Klar und rein die Pfade sich
Glauben, Hoffen, Lieben, Schweigen,
Laß uns diese Pfade steigen,
Daß wir nicht am Abgrund schwindeln.
Wollte Gott herab sich neigen
Und uns seine Hände reichen,
Sieh den Gottessohn in Windeln!
Clemens Brentano
Auf dem Heimweg
Schon drängt Zypressendunkel hoch
sich in mein Abendsonnenlicht,
das doch den Baum des Schweigens noch
mit goldner Lebensglut umflicht.
Erinnernd grüßt die Wasserflur
noch einmal auf - wie reich und schön!
Die Täler schwanden tiefer nur,
und schimmernd breiten sich die Höhn.
Ich schau und sinne - sacht genaht
sinkt Dämmrung über mich herein…
Gib Herr, zum stillen, steilen Pfad
hinab nun deinen Sternenschein!
Wilhelm Brandes
Schweige, Mund
Schweige, Mund, und redet, Augen!
Andre Sendung will ich nicht;
Nur so zarte Boten taugen,
Wo ein zart Geheimnis spricht.
Durch der Wimpern Schattenschleier
Dringen Blicke, bang, doch kühn,
Süßes, wunderbares Feuer
Spiegelnd in der Wangen Glüh'n.
Ja, mit Wundermacht entzünden
Licht sie im verwandten Sein,
Wissen schnell die Bahn zu finden
Tief in Herzens Herz hinein.
Und die lieblichen Gesandten
Führen mächt'ge Sprache dort,
Und so schlingt mit Wechselbanden
Sich der Blicke...
Karoline Louise Brachmann
Frühlingssonntag
In der weiten, stillen Gotteskirche
Ist ein tiefes andachtsvolles Schweigen;
Nur die Grille zirpt im Rauch der Ähren,
Lerche singt in silbergrauen Lüften.
Und mir ist, als ginge Gott der Vater
Ungesehen segnend durch die Fluren;
Jeder segenschwere Halm erkennt ihn:
Leise, leise neigen sich die Ähren.
Aber heilig schauernd knie ich nieder,
Kniee nicht, ich lege mich zur Erde,
Küsse sie mit sanften, leisen Lippen,
Denk' es sei der Saum von seinem Mantel.
Beten möcht' ich, hoch...
Hugo Freiherr von Blomberg
Werbung Sie sprach:
Hernach!
Er flog –
Sie trog.
Er sprach:
Ich möchte!
(O Schmach –
Der Schlechte!)
Sie lachte.
Ich auch!
(Der Achte
Im Bauch!)
Es passen
Die beiden
Sehr gut
Zusammen!
Was hassen
Und neiden?
Jung Blut
Muß rammen!
Denn los!
Famos!
Sie nicken
Und neigen,
Und ficken
Und schweigen.
Und krachen dir auch die Weichen:
Geh hin und tue desgleichen!
Otto Julius Bierbaum
Das Genie
Wenn sie mich ansehn
werden sie einsehn,
ich bin ein Genie,
viele werden es nie.
Ich spiele besser als Paganini –
Siebzehnundvier, denn ich verlier' nie.
Ich halte zum Schlafen nichts von Schafen.
Ich kann besser als Caruso schlafen.
Wenn ich singe, singe ich länger –
als der längste Kammersänger.
Falls sie es wünschen, kann ich es zeigen -
ich kann leiser als Papageno schweigen.
Ich denke wie Einstein – über Jäger,
bin träger als jeder Nobelpreisträger.
Ich koche besser –...
Erhard Horst Bellermann
Die Frau am Nebentisch
Zwei Stühle stehen schon seit Jahren
An deinem Tisch und ein Glas Wein.
Wortlos ißt du die selben Speisen.
Ringsum Gelächter - du allein.
Dein Blick geht oftmals in die Ferne.
Ist keiner da, der mit dir spricht.
Du träumst von längst vergessnen Zeiten,
Von Nähe, die das Schweigen bricht.
Manchmal schleicht sich ein wehes Lächeln,
Auf dein Gesicht, das Falten ziert.
Hältst Zwiesprach' mit vergangnen Leben.
Ein Herz voll Wärme, das doch friert.
Ich wagte niemals dich zu...
Margot S. Baumann
Ritt im Mondschein
Herz zum Herzen ist nicht weit
Unter lichten Sternen,
Und das Aug, von Tau geweiht
Blickt zu lieben Fernen.
Unterm Hufschlag klingt die Welt,
Und die Himmel schweigen,
Zwischen beiden mir gesellt
Will der Mond sich zeigen.
Zeigt sich heut in roter Glut
An dem Erdenrande,
Gleich als ob mit heißem Blut
Er auf Erden lande.
Doch nun flieht er scheu empor,
Glänzt in reinem Lichte,
Und ich scheue mich auch vor
Seinem Angesichte.
Karl Joachim Friedrich Ludwig »Achim« von Arnim
Mondnacht
Ein Lorbeerblatt auf einem Schwanenrücken
fand ich in stiller, grüner Waldesnacht:
O süßer, keuscher Anblick zum Entzücken –
von einer Meisterhand göttlich erdacht!
Die Wasser küßte traumhaft-tiefes Schweigen,
kein Hauch lag auf der märchenklaren Flut,
das Mondlicht troff rings von den blühenden Zweigen,
färbte den Wald rings mit Rubinenglut.
Wilhelm Arent
Später
Viele leben so dahin,
als wären sie unsterblich.
Und wenn sie in ein paar Jahren
zu alt und zu schwach sind,
noch das zu leben, was sie hofften,
dann schweigen sie
mit leeren Augen und zerknitterter Haut
den Träumen nach,
die sie hätten leben können,
wenn sie nicht auf ein
Später
vertraut hätten.
Es erschreckt mich,
so viele junge Menschen zu kennen,
deren Haut noch glatt ist wie Samt,
deren Augen aber schon geleert sind
fast bis zur Neige.
Kristiane Allert-Wybranietz