Schnee Zitate (Seite 8)
Ich fürcht' nit Gespenster
Ich fürcht' nit Gespenster,
Keine Hexen und Feen,
Und lieb's, in ihre tiefen
Glühaugen zu sehn.
Am Wald in dem grünen
Unheimlichen See,
Da wohnet ein Nachtweib,
Das ist weiß wie der Schnee.
Es haßt meiner Schönheit
Unschuldige Zier;
Wenn ich spät noch vorbeigeh',
So zankt es mit mir.
Jüngst, als ich im Mondschein
Am Waldwasser stand,
Fuhr sie auf ohne Schleier,
Ohne alles Gewand.
Es schwammen ihre Glieder
In der taghellen Nacht;
Der Himmel war trunken
Von der...
Gottfried Keller
Glänzender Stern!
Glänzender Stern! Wär ich doch stet wie Du –
Nicht Schimmern, einsam aufgehängt zur Nacht,
Und schlaflos, offnen Lides immerzu,
Einsiedler der Natur, der duldsam wacht,
Wie sich das Meer bewegt, das priestergleich
Die Menschenküsten reinwäscht auf der Welt,
Und auf den Schnee blickt, dessen Maske weich
Auf Heideland und Hügel niederfällt –
Nein – und doch stetig, stets unwandelbar,
Gebettet auf der Liebsten junger Brust,
Dem sanften Auf und Ab für immer nah,
Für immer wach...
John Keats
Ohne Liebe
Was wißt ihr, wie es tut
wenn einem die Myrte im Haare ruht,
und die Leute kommen einem entgegen,
und junge Tannen stehn an den Wegen;
die Schwestern gehn überströmten Gesichts, –
vom Turme läuten die Glocken, –
und das Herz weiß von nichts.
O Leben, rühre mich leise an:
ich träume ja noch!
Mein Herz ist voll Licht und Waldesruh,
greif nicht so hart, nicht so eisig zu –
ich träume ja noch!
So aus dem Licht in die Nacht,
aus dem Lenz in den Schnee,
das hat schon manchen blind...
Frida Jung
Winter
Du lieber Frühling, wohin bist du gegangen?
Noch schlägt mein Herz, was deine Vögel sangen.
Die ganze Welt war wie ein Blumenstrauß,
Längst ist das aus!
Die ganze Welt ist jetzt, o weh,
Barfüßle im Schnee.
Die schwarzen Bäume stehn und frieren,
Im Ofen die Bratäpfel musizieren,
Das Dach hängt voll Eis.
Und doch! Bald kehrst du wieder, ich weiß, ich weiß!
Bald kehrst du wieder,
O, nur ein Weilchen,
Und blaue Lieder
Duften die Veilchen!
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Maylied
Der Schnee zerrinnt,
Der May beginnt,
Die Blüthen keimen
Den Gartenbäumen,
Und Vogelschall
Tönt überall.
Pflückt einen Kranz,
Und haltet Tanz
Auf grünen Auen,
Ihr schönen Frauen,
Pflückt einen Kranz,
Und haltet Tanz.
Wer weiß, wie bald
Die Glocke schallt,
Da wir des Mayen
Uns nicht mehr freuen,
Wer weiß, wie bald
Sie, leider, schallt.
Drum werdet froh,
Gott will es so,
Der uns das Leben
Zur Lust gegeben,
Genießt der Zeit,
Die Gott verleyht.
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Ahnung
In einer kalten Winternacht,
da träumte ich von dir.
Und als ich später aufgewacht,
da warst du noch nicht hier.
Voll Sehnsucht wollte ich zurück
in diesen schönen Traum.
Doch leider ist es nicht geglückt,
voll Schnee ist noch der Baum.
Auch wenn es draußen stürmt und schneit,
verzagen lässt's mich nicht.
Bald kommt die schöne Frühlingszeit,
ja, das ist ganz gewiss!
Regina Hesse
Unterm weißen Baume sitzend
Unterm weißen Baume sitzend,
Hörst du fern die Winde schrillen,
Siehst, wie oben stumme Wolken
Sich in Nebeldecken hüllen;
Siehst, wie unten ausgestorben
Wald und Flur, wie kahl geschoren; –
Um dich Winter, in dir Winter,
Und dein Herz ist eingefroren.
Plötzlich fallen auf dich nieder
Weiße Flocken, und verdrossen
Meinst du schon, mit Schneegestöber
Hab' der Baum dich übergossen.
Doch es ist kein Schneegestöber,
Merkst es bald mit freud'gem Schrecken;
Duft'ge...
Heinrich Heine
Winterlandschaft
Unendlich dehnt sie sich, die weiße Fläche,
bis auf den letzten Hauch von Leben leer;
die muntern Pulse stocken längst, die Bäche,
es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr.
Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise,
erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab,
und gräbt er nicht heraus den Bissen Speise,
so gräbt er, glaub' ich, sich hinein ins Grab.
Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend,
wirft einen letzten Blick auf's öde Land,
doch, gähnend auf dem Thron des...
Christian Friedrich Hebbel
Das Leben des Menschen
Das Leben ist ein Laub,
das grünt und falbt geschwind,
ein Staub, den leicht vertreibt der Wind,
ein Schnee, der in dem Nu vergehet,
ein See, der niemals stille stehet,
die Blum', die nach der Blüt' verfällt,
der Ruhm, auf kurze Zeit gestellt,
ein Gras, das leichtlich wird verdrücket,
ein Traum, der mit dem Schlaf aufhört,
ein Schaum, den Flut und Wind verzehrt,
ein Heu, das kurze Zeit bleibet,
die Spreu, so mancher Wind vertreibet,
ein Kauf, den man am End bereut,
ein...
Georg Philipp Harsdörffer
Die Primeln
Sieh, Liebchen, hier im Waldestal
das Plätzchen unvergessen,
wo kosend wir zum letzenmal
im letzen Herbst gesessen!
Und sieh, nun sind in goldner Tracht
hier an derselben Stelle
die ersten Primeln aufgewacht,
als wär's des Lenzes Schwelle!
Siehst du, wie Liebe Wunder tut,
daß wenn der Schnee zerflossen,
dort, wo ein Liebespaar geruht,
die ersten Primeln sprossen?
Nun wollen doppelt eifrig wir,
wenn Moos und Gräsen schwellen,
fürs nächste Jahr im Waldrevier
die Primelsaat...
Robert Hamerling
In den Bergen
Felsen in den Lüften oben,
Freut euch, daß ihr hoch erhoben
Über dieser Erde steht!
Daß vom lärmenden Getöse
Dieser nicht'gen Weltengröße
Kaum ein Nachhall zu euch weht.
Ferne von des Tages Mühen
Ragt ihr auf in reinem Glühen,
Wenn schon Nacht das Thal verhüllt.
Noch ist uns das Licht verborgen,
Wenn der Sonne Glanz am Morgen
Eurer Rosen Kelch erfüllt.
Stumm von Ewigkeit gethürmte,
Schnee- und wieder föhnumstürmte
Reicht ihr in den Äther hin!
Eure Gipfel sind im Blauen,
Wenn zu...
Martin Greif
März
Es ist ein Schnee gefallen,
Denn es ist noch nicht Zeit,
Daß von den Blümlein allen,
Daß von den Blümlein allen
Wir werden hocherfreut.
Der Sonnenblick betrüget
Mit mildem falschen Schein,
Die Schwalbe selber lüget,
Warum? Sie kommt allein!
Sollt' ich mich einzeln freuen,
Wenn auch der Frühling nah?
Doch kommen wir zu zweien,
Doch kommen wir zu zweien,
Gleich ist der Sommer da.
Johann Wolfgang von Goethe
Rastlose Liebe
Dem Schnee, dem Regen
Dem Wind entgegen,
Im Dampf der Klüfte,
Durch Nebeldüfte,
Immer zu! Immer zu!
Ohne Rast und Ruh'!
Lieber durch Leiden
Möcht' ich mich schlagen,
Als so viel Freuden
Des Lebens ertragen.
Alle das Neigen
Von Herzen zu Herzen,
Ach wie so eigen
Schaffet das Schmerzen!
Wie, soll ich fliehen?
Wälderwärts ziehen?
Alles vergebens!
Krone des Lebens,
Glück ohne Ruh',
Liebe, bist Du!
Johann Wolfgang von Goethe
Frühling übers Jahr
Das Beet schon lockert
Sich's in die Höh'
Da wanken Glöckchen
So weiß wie Schnee;
Safran entfaltet
Gewaltg'e Glut,
Smaragden keimt es
und keimt wie Glut.
Primeln stolzieren
So naseweis,
Schalkhafte Veilchen
Versteckt mit Fleiß;
Was auch noch alles
Da regt und webt,
Genug, der Frühling
Er wirkt und lebt.
Johann Wolfgang von Goethe