Schnee Zitate (Seite 3)
In der Winternacht
Es wächst viel Brot in der Winternacht,
weil unter dem Schnee frisch grünet die Saat;
erst wenn im Lenze die Sonne lacht,
spürst du, was Gutes der Winter tat.
Und deucht die Welt dir öd und leer,
und sind die Tage dir rauh und schwer:
Sei still und habe des Wandels acht -
es wächst viel Brot in der Winternacht.
Friedrich Wilhelm Weber
Schneefall
Das Glitzern seh‘ ich noch. Die Kälte spüre ich nicht mehr. Gefrorenes Haar in fahlem Licht.
Vor Stunden noch war hier ein Weg, verbindend die Dörfer des Schlafs.
Noch wäre es leicht, zu leicht vielleicht, aufzustehen und weiterzugehen.
Der Weg noch da, aber unsichtbar nun für schneeblinde Augen.
Ich brauche keine Nacht mehr, um nicht zu sehen.
Werden sie kommen, die Wölfe?
Mein Heulen wird lauter sein als das ihre.
Welche Glocken läuten da? Ist ein Dorf erwacht?
Ich stehe...
Götz vor dem Gentschenfelde
Und als an das blaue Meer ich trat,
Da standen drei Männer drinnen,
Die spielten während des Bades Skat,
Und einer schien zu gewinnen.
Der Skat dabei auf dem Wasser schwamm.
Mich aber dünkte das wundersam.
Und als ich kam auf des Faulhorns Höh',
Wohl über Klippen und Grate,
Da fand ich drei Männer im ewigen Schnee,
Sie saßen schon lange beim Skate.
Der eine gab schon zum hundertsten Mal –
Da floh ich schaudernd hinab ins Thal.
Es sitzen da im geheimen Rath
Drei strenge Richter der Todten.
Sie...
Johannes Trojan
Im Frühling
Leise sank von allen Schritten der Schnee
Im Schatten des Baums
Heben die rosigen Lider Liebende.
Immer folgt den dunklen Rufen der Schiffer
Stern und Nacht
Und die Ruder schlagen leise im Takt.
Balde an verfallener Mauer blühen
Die Veilchen,
Ergrünt so stille die Schläfe der Einsamen.
Georg Trakl
Ein Winterabend
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
lang die Abendglocke läutet,
vielen ist der Tisch bereitet
und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer, tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
auf dem Tische Brot und Wein.
Georg Trakl
Frühlingsbeginn
Tief unter meinem Fenster
glitzern die raschen Wellen des Flusses,
und drüben, auf den sanften Höhn,
liegt wieder Schnee.
Auch hier, an meinem Ufer,
sind die Wälder weiß,
die Buchen beugen sich schwer
unter eisiger Last.
Die zarten Blüten, die heuer zu früh
ihren bewunderten Auftritt hatten,
sie leuchten wie bebende Flammen
aus Morgen und Grau.
Ein wenig mehr Wärme
wünsch ich mir vom Lenze,
daß sie sich erretten
ihr Rot, Gelb und Blau!
Ingrid Streicher
Herbstlicht
Der frühe erste Schnee
ist schwere Last wohl
für den Baum;
zu Eiskristall erstarrt
der leise Herzenstraum.
Die Kälte bricht ganz jäh
so manchen Ast ...;
und doch:
wenn durch die Zweige dann
der Schein der späten Sonne dringt
und tausend Glitzersterne
sanft zur Erde schweben,
ist es ein Herbstlicht
wie noch nie:
wenn wie im Märchen
goldne Blätter Spitzendecken weben
und durch das Weiß der Wiese
rote Blüten leuchten.
Ingrid Streicher
Geliebte Stille
Alleine
durch den Tannwald gehn
und nur des Windes Rauschen
in den Wipfeln hörn,
den eignen Schritt
im Schnee;
am Morgen
nach den Blumen sehn
im taubenetzten Garten,
eh noch die Sonne steigt;
im Herbst
über die Felder wandern,
den Kragen hoch gestellt,
und Aug in Aug
dem Reh …
Geliebte Stille.
Wie vermiss ich dich,
wenn ich durchs Leben geh.
Ingrid Streicher
Zwei Träume
Mir träumte, du warst ein Bettelkind
Und saßest frierend am Wege,
Ich jagte, ein freudiger Reitersmann,
Das Reh im wald'gen Gehege.
Ich sah dir ins Auge, es zog mich herab,
Herab von dem knirschenden Rosse,
Und ehe der Schnee auf dem Berge noch schmolz,
Da warst du die Herrin im Schlosse.
Mir träumte, du warst ein Fürstenkind
Umworben von stolzen Vasallen,
Sie häuften zu Füßen dir Perlen und Gold,
Ich war der ärmste von allen.
Du blicktest auf mich, du gabst mir die Hand
Und...
Edmund Sternau
O bleibe jung! Die Jahre fliehen,
Und Winter bald umzieht dein Haupt;
Dir welkt so viel, was einst gediehen,
Sorg', daß nicht alles dir geraubt!
O bleibe jung! In deinem Herzen
Bau' dir der Jugend Frohnatur,
Was dann auch kommt, du wirst's verschmerzen,
Im Herzen Blüten, Schnee im Haar!
Peter Sirius
Blauer Himmel, blaue Wogen,
Rebenhügel um den See,
drüber blauer Berge Bogen,
schimmern weiß im reinen Schnee.
Wie der Kahn uns hebt und wieget,
leichter Nebel steigt und fällt,
süßer Himmelsfriede lieget
über der beglänzten Welt.
Spiegelnd sich die Flur erwidern
Turm und Hügel, Busch und Stadt;
also spiegle du in Liedern,
was die Erde Schönstes hat.
Karl Josef Simrock
Ist Lieb ein Feur
und kann das Eisen schmiegen
bin ich voll Feur und voller Liebes Pein
wohrvohn mag doch der Liebsten Hertze seyn?
wans eisern wär, so würd eß mir erliegen
wans gülden wär, so würd ichs können biegen
durch meine Gluht ; solls aber fleischern seyn
so schließ ich fort: Eß ist ein fleischern Stein:
doch kann mich nicht ein Stein wie sie betriegen.
Ists dan wie Frost, wie kalter Schnee und Eiß
wie presst sie dann auß mir den Liebesschweiß?
Mich deucht: Ihr Herz ist wie die...
Sibylla Schwarz
Entschluß
Und bist du mir auch nicht beschert,
Dein Anschaun sei mir nicht verwehrt.
Ich will's genießen still entsagend,
Kein irdisches Gelüste tragend.
Es sprach zur Sonne einst der Schnee:
»Frau Sonne, laß mich, tust mir weh!«
Sie ging. Doch er ward grau und trübe,
Als fehlte ihm der Strahl der Liebe.
Da rief die Sonne er zurück,
Sie wärmte ihn mit Feuerblick,
Bis daß sein schimmernd Weiß ergraute.
Sie glänzte fort; doch er zertaute.
Du bist die liebe Sonne mir,
Und Wollust ist ein Blick...
Felix Schumann