Schnee Zitate (Seite 2)
Zu deinen Augen der Weg wie weit,
Zu deinem Herzen der Pfad verschneit,
Nur seltne Gedanken zu dir gehn,
Ihre Spuren im stäubenden Schnee verwehn,
Und die Glut ward kalt,
Wie ein Hirtenfeuer im Wald,
Die einst so hoch zu lodern sich erkühnt.
Und wenn's dem Schnee zu Füßen grünt,
Wenn neuer Frühling mich umwittert,
Ein weicher Tau an meiner Wimper zittert,
Es grünt nicht dir, es taut nicht dir,
Weit, weit entfremdet wardst du mir.
Nur nächtens manch ein traurig Mal
Lawinen sendest du zu...
Paul von Heyse
Ich weiß nichts Schönres auf der Welt,
als wenn ein Schnee vom Himmel fällt -
so klein und weich und leise.
Dann steh' ich wohl auf weiter Flur,
es webt in mir ein Fühlen nur:
Ich bin ein Kind und ganz verloren
in diesem weichgeflockten Taumeltanz,
in dieser Undurchdringlichkeit und Stille ganz
bin ich ein Schnee, als Flocke nur geboren.
Carl Peter Fröhling
Hoffe, hoffe! daß auch Ich kann hoffen!
Schleicht der Winter schon in unser Leben,
das noch kaum ein Frühlingsstrahl getroffen?
sahen darum wir den Himmel offen,
daß wir nun zu Grabe sollen streben?!
Glaube, glaube! nimm mir nicht den Segen,
daß ich Einen durch mich glücklich wisse!
Oh, es geht sich schwer auf meinen Wegen:
Schnee und Eis starrt von den Höh'n entgegen,
und im Abgrund gähnen Finsternisse!
Nein! von Liebe will ich Nichts dir sagen!
mußt es selber fühlen, ob die Gluten
dir empor...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Winter
Geduldig ist der Wald,
Behutsamer der Schnee,
Am einsamsten das Reh.
Ich rufe. Was erschallt?
Der Widerhall macht Schritte.
Er kehrt zurück zu seinem Weh:
Das kommt heran wie leise Tritte.
Er findet mich in meiner Mitte.
Warum hab ich den Wald gestört?
Vom Schnee ward nichts gehört.
Hat sich das Reh gescheut?
Wie mich das Rufen reut.
Theodor Däubler
Wenn ich so das Treiben der Menschen beobachte, erscheint es mir ähnlich, wie wenn einer an einem Frühlingstage einen Buddha aus Schnee machte und sich nun anschickt, denselben mit Gold, Silber und Edelsteinen zu zieren und ihm eine Pagode zu bauen. Wird wohl der Buddha warten, bis alle Anstalten getroffen sind? So betreiben die Menschen unter viel Erwartung eine Menge Dinge, da sie ihr Leben sicher zu haben glauben, während es doch gleich dem Schnee von unten her zerschmilzt.
Yoshida Kenkō
Winter am Meer
Es ist Winter am Meer.
Eiskalt ist der Wind,
der mein Herz durchdringt.
Die Liebe zu Dir hat in mir
ein Feuer entfacht,
das mein Herz zum Glühen gebracht.
Der Schnee fällt auf den gefrorenen Sand
und in meiner Hand halte ich Deinen Brief,
der in meiner Seele tiefe Narben hinterließ.
Ich höre Deine Stimme und sehe Dein Gesicht,
bitte sag mir, wo Du bist.
Ohne Dich wird mein Leben nie mehr das sein,
was es war.
Die Sonne ist fort, das Licht ist nicht mehr da.
Jürgen Winkler
Leise sprich, leise geh,
Störe sie nie,
Wachsen hört unterm Schnee
Maßliebchen sie.
Alles ihr golden Haar
Rost nun zum Raub,
Sie, die so lieblich war,
Moder und Staub!
Lilienweiß, lilienzart,
Lebte sie Traum,
Daß sie zum Weibe ward,
Wußte sie kaum.
Sargholz und schwerer Stein
Deckt sie nun zu,
Mich quält mein Herz allein.
Ihr wurde Ruh.
Still, still! Was sollen ihr
Leider und Lieder;
All meine Welt liegt hier -
Wirf Erde nieder!
Oscar Wilde