Schmerz Zitate (Seite 15)
Du warest mir, ein täglich Wanderziel,
viellieber Wald, in dumpfen Jugendtagen.
Ich hatte dir geträumtes Glück soviel
anzuvertraun, so wahren Schmerz zu klagen.
Und wieder such ich dich, du dunkler Hort,
und deines Wipfelmeeres gewaltig Rauschen –
Jetzt rede du! Ich lasse dir das Wort!
Verstummt ist Klang und Jubel.
Ich will lauschen.
Conrad Ferdinand Meyer
Wie gern
Wäre ich jetzt bei dir,
bewachte deinen Schlaf
und hielte alle bösen Träume von dir fern.
Wie gern
Legte ich jetzt die Hand auf deine Stirn,
nur ganz leicht,
damit du spüren könntest, daß ich für dich da bin.
Wie gern
Fühlte ich jetzt deine Hand auf meiner Stirn,
sie würde mir den Schmerz nehmen,
der mich krank macht,
weil ich nicht bei dir sein kann.
Regina Meier zu Verl
Entliebt
Kann nicht zurückholen,
dieses Gefühl.
Einst ersehnte Nähe
wurde zu Enge,
bedrückt mich,
umklammert mein Herz,
Kälte friert es ein.
Schlug es früher wie wild,
wenn ich an dich dachte,
so verlangsamt es heute
den Schlag,
Lähmung verhindert
nicht den Schmerz.
Doch noch Gefühl,
aber ein anderes.
Regina Meier zu Verl
Quitt
Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott
mit unserm Glauben, denn ihr lästert Gott.
Nicht diesem Glauben, Gott gilt euer Lachen;
ich sage euch: Ihr habt es quitt zu machen!
Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott
mit unsrer Liebe, denn ihr lästert Gott.
Ein solches Lachen kann nur Schmerz bereiten;
ich sage euch: Ihr habt es quitt zu leiden!
Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott
mit unsrer Hoffnung, denn ihr lästert Gott.
Dies Lachen wird einst teuer...
Karl May
Trost
Siehst du ein Menschenkind in Tränen,
verhaltnes Schluchzen in der Brust,
so wolle ja nicht, ja nicht wähnen,
daß du mit Worten trösten mußt.
Vermeide es, ihn zu beraten;
geh weiter, aber sende dann
die Liebe, die in stillen Taten
ihm heimlich, heimlich helfen kann.
Berührt ein kalter Schall die Wunde,
so schmerzt er nur und heilt sie nicht;
der Trost wohnt nicht im leeren Munde,
er ist des Herzens tiefste Pflicht.
Vor einem Wort am rechten Orte
kehrt wohl der Harm beruhigt um,...
Karl May
Sonntagmorgen
Träumerische Sonntagsstille!...
Fernes, festliches Geläut,
Goldner Duft auf allen Wipfeln,
Tropfen Tau im Gras verstreut.
In verlass'ner Waldkapelle
Bebt ein Glöcklein trauernd leise,
Ob auch rings die Schöpfung jauchzet,
Einsam singt es seine Weise.
Und ich weiß, was sie bedeutet...
Durch mein ganzes Leben zieht
Solch ein Sang – es ist des Schmerzes
Nimmer endend Klagelied.
Ja, du strahlst und prangst im Lichte,
Wunderbare Gotteswelt!
Doch das Herz mit seinem Leide...
Eugenie Marlitt
Was unabwendbar auch im raschen Flug der Zeiten
Das wechselnde Verhängnis jedem bringt,
Ob heit're Tage sich, ob trübe sich verbreiten,
Des Lebens Wohlfahrt steiget oder sinkt –
Ein Glaube ist's, nach dem der Weise handelt,
Und eine Hoffnung, der sein Herz sich weiht:
Vertrau' auf den, der in Gewittern wandelt
Und mild im Sonnenstrahl erfreut!
Er winkt! Sein Sturm erwacht, und seine Blitze fliegen,
Der Donner rollt, es bebt der Hochgebirge Schoß,
Die Eiche stürzt, doch die Orkane wiegen
Der...
Siegfried August Mahlmann
Sag' an, du Träumer am lichten Tag.
Was willst du heut' mit dem Bangen?
Du wandelst so stumm durch Lenz und Hag,
Als wärst du von Blindheit befangen.
Ich bin nicht blind und sehe doch nicht,
Mir ist nicht dunkel und ist nicht licht.
Könnt' lachen und könnte weinen.
Doch sagen könnt' ich es keinem.
O sieht dich die Sonne so freundlich an,
Was sollen dir Schmerz und Reue?
Wirf ab deine Last, du trauriger Mann,
Und freu' dich an Sonne und Bläue.
Mich freut keine Sonne, mich freut kein Blau
Und...
Gustav Mahler
Vater, Mutter, alle goldnen Lehren,
Die du gibst der Tochter und dem Sohn,
Werden sie mit tauben Ohren hören,
Sprächest du sie auch im flehnden Ton,
Schriebst du sie mit Thränen und mit Schmerz
Auch als Flammenschrift tief in ihr Herz, –
Sie verlöscht! – Umsonst ist alles Bitten, Flehn,
Wenn sie anders handeln dich als reden sehn!
Johann Dietrich Lüttringhaus
Du grollest dem Freunde und wendest
Das Antlitz trüb von ihm fort.
Was trat doch wohl zwischen euch beide?
Ein Nichts – ein harmloses Wort,
Das arglos den Lippen entfallen!
Er ahnet nicht einmal den Grund,
Und darum droht zu zerreißen
Ein alter, heiliger Bund!
So schaffst du immer dir Sorge und Schmerz,
Du stolzes, du eitles Menschenherz! –
Johann Dietrich Lüttringhaus
Ich danke dir...
ich danke dir, mein Freund.
Du hast mich angegriffen
und dabei die Kraft zur
Verzeihung in mir geweckt.
Du wolltest mich erniedrigen
und hast dabei bewirkt,
daß ich mich aufraffte
zu meiner vollen Größe.
Du wolltest mir weh tun
und hast mich dabei gelehrt,
den Schmerz zu ertragen
mit Würde und Tapferkeit.
Ich danke dir, mein Freund.
Du wolltest mich zerstören
und hast mir dabei
das Unzerstörbare in mir gezeigt.
Elisabeth Lukas