Schicksal Zitate (Seite 3)
Die Zeit
sitzt auf einem Baumstumpf
und bläst Seifenblasen
in den Wind.
In einer davon
sitzt du.
Du winkst, schreist,
willst sie
auf dich aufmerksam machen.
Doch sie
nimmt keine Notiz von dir,
zu vertieft ist sie
in ihre Beschäftigung.
Immer neue, prächtigere Kugeln
Übergibt sie ihrem Schicksal.
Plötzlich, ganz unerwartet,
wendet sie sich um zu dir
und blickt dich an
mit ihren sanften, ruhigen,
klaren, blinden Augen:
"Komm.
Wir wollen spielen!'
Schicksal.
Wolfgang J. Reus
Du greifst in deines eigenen Schicksals Speichen
Du greifst in deines eigenen Schicksals Speichen
mit Kinderhand,
wähnst goldene Liebeskronen zu erreichen,
erhaschst nur Tand.
Zerstörst vom reinsten Glück die heiligen Blüten
mit täppischer Faust –
und lebst dein Leben – Trug und Wahn zu hüten –,
bis es verbraust!
Hermione von Preuschen
Seltsame Wege
Das Schicksal geht oft seltsame Wege –
manche Menschen kommen sich durch ein Mißverständnis
zunächst ins Gehege.
Dann nimmt das Schicksal eine Wende
und man reicht sich freundschaftlich die Hände.
Man kann nicht verstehen,
daß zuvor etwas Unangenehmes ist geschehen.
Doch die Wege nehmen ihren Lauf,
und so manches nimmt man in Kauf,
für eine Wende zum Guten,
was sich zuvor nicht ließ vermuten.
Karin Obendorfer
Frage
Wie tief die Wipfel heut erschauern!
Wie Schicksal greift es in mein Herz
und überwältigt mich, zu trauern,
und reift zu altem neuen Schmerz.
Schwermütige Gemälde steigen
zu klagender Musik empor,
und wie sie Jahr um Jahr mir zeigen,
erkenn ich, was ich schon verlor.
Zuletzt in mich zurückgetrieben –
was bleibt mir nun? wem darf ich traun?
Wer wird mein stilles Tagwerk lieben?
Was bürgt mir,...
Christian Morgenstern