Schicksal Zitate (Seite 10)
Fichte an jeden Deutschen
Du sollst an Deutschlands Zukunft glauben,
an deines Volkes Aufersteh'n;
Laß diesen Glauben dir nicht rauben,
trotz allem, was gescheh'n.
Und handeln sollst du so als hinge
von dir und deinem Tun allein
das Schicksal ab der deutschen Dinge
und die Verantwortung wär dein.
Albert Matthai
Hinaus muß der Jüngling ins stürmende Leben,
Denn Einsamkeit bildet, veredelt ihn nicht;
Gedrängt von dem Schicksal muß muthig er streben,
Dann übt er die Kräfte, erprobt seine Pflicht.
Im Umgang mit Menschen, die tadeln und loben,
Dort wird er gezwungen, sich selbst zu beschau'n;
Er wird dort gedemütigt, wird dort gehoben,
Und lernet ertragen, und lernt sich vertrau'n.
So reifet der Jüngling, und kehret er dann
Zurück in die Heimath, dann ist er ein Mann.
Heinrich Martin
Klage.
Und sollte nicht das Herz erbeben,
Gebeugt vom Schicksal, rauh und erzen,
Wird ihm ein jeder Schritt durch's Leben
Zum blutigen Markstein neuer Schmerzen?
Wenn Menschen seine Welt zerstören,
Durch Hohn sein innerst Selbst vernichten?
Sollt es sich zürnend nicht empören,
Bleibt ihm Enttäuschung und Verzichten?
Sein Schrei nach Frieden ist vergebens,
Getränkt mit Wermut ward sein Fühlen...
Du gold'ner Quell des ew'gen Lebens,
Vermagst du einst, dies wegzuspülen?
Eugenie Marlitt
Ein losgerissener Baum.
Weithin vom rasenden Sturm getragen
Aus trautem Waldgeheg
Liegt er verscheidend am Weg.
Durch den Wipfel, der einst so kühn
Gen Himmel getragen sein Grün,
Rauschen jetzt einsam Todesklagen.
Schmerzlich zucken die Blätter, durchzittert
Vom leisen Windeshauch,
Aus niedrem Strauch
Kriecht der Wurm
Preisend den Sturm,
Der dies stolze Leben zersplittert.
Wenn dein Mut von den Stürmen und Wettern
Des Schicksals besiegt
...
Eugenie Marlitt
Seifenblase
Seifenblase – Hoffnungsträger
Fliegt recht hoch hinauf
Wird vom Schicksal fortgetrieben
Nimmt des Windes Lauf
Seifenblase – so zerbrechlich
Stößt an einen Stein
Stirbt ganz leis' und unvermittelt
Und wird nicht mehr sein
Seifenblase ist gewesen
Hat sich wohl verloren
Und im Letzten nur vollendet
Wozu sie geboren
Seifenblase – Wunschgemälde
Darf man nicht zerkratzen
Ist zerbrechlich wie die Liebe...
… Seifenblasen platzen
Thomas S. Lutter
Die Folgen der Ignoranz
Nur gehaßt und stets verleumdet.
Bescheid gewußt, doch ignoriert.
Jetzt zerschlagen und verlassen.
Schicksals Wut zu tief gespürt.
Haupt und Seele kahlgeschoren.
Todgeweiht! Der Wahnsinn spricht.
Untergang heraufbeschworen.
War dir einst so nah, mein Licht!
Gäbe es den Weg zurück, Herr,
würd mein Leben andern weihen.
Niemals wieder aufbegehren
und von Herzen mir verzeihn!
Thomas S. Lutter
Zum Jahreswechsel
Ernst war das Jahr, das nun geendet,
ernst ist das Jahr, das nun beginnt.
Daß sich die Welt zum beß'ren wendet
sei, Mensch, zum Besseren gesinnt.
Bedenk: das Schicksal aller Welt
ist mit in deine Macht gestellt,
und auch das Kleinste in der Zeit
ist Bild und Keim der Ewigkeit.
Friedrich Freiherr von Logau
Lernt einverstanden sein mit eurem Schicksal,
Begreift, daß Unglück auch zu unserm Glück gehört.
Lernt Leid ertragen, es erschließt das Glück uns,
Habt Liebe zu dem Wahren, Mut zum Rechten,
Und laßt die Demut stets dem Mut geeinet sein!
Dient eins dem andern, allesamt dem Ganzen,
Und Lieb und Arbeit sei euch Lebenslust!
Habt Freud am Kleinen, suchet überall das Gute,
Werft alle Götzen schnell entschlossen über Bord
Und folgt dem Einen, der uns alle ladet,
Ob klein, ob groß, ob vornehm, ob...
Marie Loeper-Housselle
Zu glücklich und zu heiter
Wär' unser Los auf Erden,
Wenn unsre Jugendzeit, wo doch noch Wonnen,
Wenn auch aus Leidensbronnen,
Erglühn, andauerte durchs ganze Leben.
Zu mild wär' der Beschluß auch
Der Götter, der zum Tod verdammt das Leben,
Wenn nicht auch noch des Lebens letzte Hälfte
Zuvor uns düstrer machte
Das Schicksal, als den Tod, vor dem wir beben.
Als würdige Erfindung
Unsterblich weiser Geister
Und letztes Übel gaben uns die Götter
Das Alter, wo die Sehnsucht
Noch währet, doch...
Giacomo Graf Leopardi
Pygmalion
An diesen Lippen, diesen Augen
Die Welt vergessend, hinzuhangen
Und aus den rosenroten Wangen
Des Lebens Überfluß zu saugen
An dieses Busens reiner Fülle
Die Schmerzen meiner Brust zu wiegen
Und auf des Schoßes Fried und Stille
Mit tränenmüdem Haupt zu liegen
Das war mein Wunsch – das ist mein Grämen –
Und soll mir doch kein Schicksal nehmen.
Jakob Michael Reinhold Lenz
Ach wärst du mein
Ach wärst du mein, es wär' ein schönes Leben!
So aber ists Entsagen nur und Trauern,
Und ein verlornes Grollen und Bedauern;
Ich kann es meinem Schicksal nicht vergeben.
Undank tut wohl und jedes Leid der Erde;
Ja! meine Freund' in Särgen, Leich' an Leiche,
Sind ein gelinder Gram, wenn ichs vergleiche
Dem Schmerz, daß ich dich nie besitzen werde.
Nikolaus Lenau
Wer ist ein wahrhaft armer Mann?
Ist's der in hoffnungsloser Kerkernacht?
Wer bei der sterbenden Geliebten wacht?
Wer auf dem Balken treibt im Ocean?
Ist's, wer von Zweifeln ewig wird zerrissen?
Wer eine Schuld beherbergt im Gewissen?
Wem seine Tochter rohe Krieger schänden?
Wer auf dem Hochgericht den Sohn sieht enden?
Nein! wer den Jammer trinkt bis auf die Neige
Und wahrhaft elend, ist allein der Feige;
Ein Feiger, hoch vom Schicksal hingestellt
Und ausgesetzt den Blicken einer Welt,
Die...
Nikolaus Lenau
Nacht in der Seele
Die Nacht wälzt die Talhänge hinab
und wirft sie in drohendes Dunkel.
Noch zögert ihr Ausgreifen,
doch dann umzieht die Stadt
ein Belagerungsring aus Schatten.
Sie überfällt die Mauern,
läßt alles Leben
ohne Ausweg sterben.
Da blinken an den Höhen Lichterketten auf,
die den verzweifelten Augen
Fluchtwege öffnen.
Noch einmal entkommen,
aus einem tödlichen Schicksal,
sucht sich die Seele neue Hoffnung…
Elmar Kupke
Zusammen
Nach jenen blauen Bergen senden,
Willst du die Blicke sehnsuchtsvoll,
Willst, daß auch ich mein Aug' hin wenden,
Und deinen dort begegnen soll.
So klammre dich denn, wundes Herze,
an jenen starren Felsen an
Grab' dort dich ein mit deinem Schmerze
Dem nur der ihre gleichen kann.
So findet dort euch, treue Seelen
Zusammen schmied' euch fest der Gram
Nichts wird euch in der Wildnis fehlen
Ob auch das Schicksal alles nahm.
Christian Reinhold Köstlin
Trübes Wetter
Es ist ein stiller Regentag,
So weich, so ernst, und doch so klar,
Wo durch den Dämmer brechen mag
Die Sonne weiß und sonderbar.
Ein wunderliches Zwielicht spielt
Beschaulich über Berg und Tal;
Natur, halb warm und halb verkühlt,
Sie lächelt noch und weint zumal.
Die Hoffnung, das Verlorensein
Sind gleicher Stärke in mir wach;
Die Lebenslust, die Todespein,
Sie ziehn auf meinem Herzen Schach.
Ich aber, mein bewußtes Ich,
Beschau' das Spiel in stiller Ruh,
Und meine Seele rüstet...
Gottfried Keller