Schatten Zitate (Seite 11)
Lied
Ach, du fliehst vergebens
Was dich härmt und kränkt:
Keinem wird des Lebens
Bittrer Zoll geschenkt.
Wenn der erste süße
Jugendleichtsinn schwand,
Bleibt dir an die Füße
Stets ein Weh gebannt.
Zu den höchsten Matten,
Unter's stille Dach
Wandelt, wie dein Schatten,
Dir die Sorge nach.
Mischt zu jedem Glanze
Sich als Nebel still,
Nagt an jedem Kranze,
Der dir blühen will;
Bis du, unter Schmerzen,
An durchkämpftem Tag
Dir errangst im Herzen,
Was sie bänd'gen mag:
Muth, der...
Emanuel Geibel
Auferstehung
Wenn einer starb, den du geliebt hienieden,
So trag' hinaus zur Einsamkeit dein Wehe,
Daß ernst und still es sich mit dir ergehe
Im Wald, am Meer, auf Steigen längst gemieden.
Da fühlst du bald, daß jener, der geschieden,
Lebendig dir im Herze auferstehe,
In Luft und Schatten spürst du seine Nähe,
Und aus den Thränen blüht ein tiefer Frieden.
Ja, schöner muß der Tote dich begleiten,
Ums Haupt der Schmerzverklärung lichten Schein,
Und treuer -- denn du hast ihn alle Zeiten.
Das...
Emanuel Geibel
Eros, der Schenk
Ich wähle mir den Liebesgott zum Schenken,
Er füllt den Becher mir aus Zauberkrügen
Und weiß das Herz in seliges Genügen,
Den Sinn in süßen Taumel zu versenken.
Auch lehrt er mich, zu holdem Angedenken
Den Wein zu schlürfen in bedächt'gen Zügen,
Zu zartem Gruße Reim in Reim zu fügen
Und sanft der Musen weißes Ross zu lenken.
Und wenn des Abends Schatten sich verbreiten
Und müd' ich ruhe von des Tages Genusse,
Erregt er sacht der Zither goldne Saiten.
Da muß im Schlaf gleich...
Emanuel Geibel
Der Sturmwind singt sein Werbelied
vor meinem Kammerfenster;
die Nacht ist dunkel, die Nacht ist still,
die Schatten stehn wie Gespenster.
Die Nacht ist einsam, die Nacht ist lang,
mein Sehnen nach dir ist so wild …
Ich seh an die Scheiben des Fensters gepreßt
dein geisterhaft blasses Bild.
Die Nacht ist verschwiegen, die Nacht ist stumm;
komm zu mir zur Kammer herein,
und fülle den kleinen dunklen Raum
mit all deinem Sonnenschein.
Else Galen-Gube
Im Hermelin das Dorf
ruht unter den Gipfeln da.
Dunkelfleck im Monoton
des Schnees ein brauner Giebel
hier, ein grau Gemäuer dort.
Hell ein Kinderruf ertönt,
Hufgetrappel auch,
Schellenläuten weht
durch den klirrenden Raum.
Und schwer sich auf
die flirrenden Dinge legt
ein Schatten meines schauenden Traums.
Carl Peter Fröhling
Abendstimmung
Von der Sonne letzten Strahlen
Dringt noch Wärme in mein Herz
Ich schaue zu ihr himmelwärts
Viele Bilder könnt ich malen
Bald bist Du dem Blick entrissen
Roter Ball am Firmament
Keiner Dich sein eigen nennt
Doch auch niemand will Dich missen
Purpur Schleier – friedlich Zeichen
Endlich ist Dein Werk vollbracht
Dunkel wird's – es naht die Nacht
Und die letzten Schatten weichen
Volkmar Frank
Flüstern, atemscheues Lauschen,
Nachtigallenschlag,
Silberglanz, des Bächleins Rauschen
träumerisch im Hag.
Licht der Nacht und nächtlich Dunkel,
Schatten ringsumher,
schöner Augen Glutgefunkel –
Herz was willst du mehr?
Aus den Wolken blühen Rosen,
und es glüht im Hag –
Wollusttränen, süßes Kosen –
und der Tag! der Tag!
Afanassi Afanassjewitsch Fet
Wenn Du dort auf mich wartest
Ich bringe dir
die ersten Sonnenstrahlen
zum Frühstück
oder den Vollmond
als Mitternachtseinlage ans Bett –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich reiße alle Grenzen nieder
oder neue Gräber auf –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich springe über meinen Schatten
oder zünde siebenundsiebzigeinhalb
Freudenfeuer an –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich gehe in die Luft
oder schwimme bis ans Ende
aller Weltmeere –
wenn du dort auf mich wartest.
Ich mache dem...
Ernst Ferstl
Schritt für Schritt
Schritt für Schritt
gehen wir aufeinander zu,
kommen wir uns entgegen –
und unserer Zuneigung
auf die Spur.
Schritt für Schritt
lachen wir uns
unsere Ängste vom Leib
tanzen sich unsere Gefühle
das Herz aus der Seele.
Schritt für Schritt
pochen sich unsere Herzen
hautnah heran,
klettern unsere Körper
dem Gipfel des Genusses entgegen.
Schritt für Schritt
entfliehen wir
dem Schatten des Vergangenen,
werfen wir uns sehnsuchtsschwanger
dem Glück der Herzenslust
in die...
Ernst Ferstl
Meine Kraftquelle
Dein Lächeln
verleiht mir die Kraft,
jene Stunden zu überstehen,
in denen ich
nichts zu lachen habe.
Deine Nähe
gibt mir die Kraft,
das Abschiednehmen
und Fortsein
zu ertragen.
Dein Vertrauen
schenkt mir die Kraft,
meine Schattenseiten
annehmen und
über meinen Schatten
springen zu können.
Deine Liebe
schenkt mir die Kraft,
mich in dir
und dich in mir
bedingungslos
annehmen zu können.
Ernst Ferstl
Geplatzte Hoffnungen
Sternstunden
wollte ich mit dir erleben,
aber du hast sofort
eine dicke Wolkendecke
mit unverbindlichen Worten
und formalen Höflichkeiten
über dich gezogen.
Sonne
wollte ich dir
ins Leben bringen,
aber du bist sofort
in den Schatten deiner Gewohnheiten
geflüchtet.
Eine tragfähige Brücke
wollte ich bauen
zwischen mir und dir,
aber du wolltest
nicht so viel Arbeit
auf dich nehmen.
Du, die Liebe
ist viel zu schade
für ein bequemes Leben.
Ernst Ferstl
Liebe und Frühling
Ich muß hinaus, ich muß zu dir,
Ich muß es selbst dir sagen:
Du bist mein Frühling, du nur mir
In diesen lichten Tagen.
Ich will die Blumen nicht mehr sehn,
Nicht mehr die grünen Matten,
Ich will nicht mehr zum Walde gehn
Nach Duft und Klang und Schatten.
Ich will nicht mehr der Lüfte Zug,
Nicht mehr der Wellen Rauschen,
Ich will nicht mehr der Vögel Flug
Und ihrem Liede lauschen.
Ich will hinaus, ich will zu dir
Ich will es selbst dir sagen:
Du bist mein...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Nur ein Pfand ist unser Leben,
Unsre Freud und unser Glück,
Was der Himmel hat gegeben,
Nimmt er wiederum zurück.
Was wir waren, was wir hatten,
Was wir haben, was wir sind,
Alles ist wie Traum und Schatten,
Alles mit der Zeit verrinnt.
Laß das Weinen! Laß das Klagen!
Fasse Mut in deinem Leid!
In des Leben trübsten Tagen,
Gibt Gott Trost nur und die Zeit.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben