Ruhe Zitate (Seite 12)
Wenn wir alt sein werden,
wenn der Ruhe Dämmerung
leis in immergleichem Atemzuge uns im Herzen haucht,
wenn das Auge matt und milde blickt,
kältre Farben sieht und flockigen Umriß,
wenn der Hände Drücke,
altersfaltenweich,
immer abschiednehmender, zag sich fühlen,
wenn das Hirn,
von Erkenntnis starr, immer kälter wird,
und der Hoffnung warmer Taubenflügelschlag
nicht mehr linde Glücksgedankenwellen schlägt,
wenn an Rosen-Statt
Herbstzeitlose blaßt ...
Sonne, Sonne!
Du auch wirst mir dann...
Otto Julius Bierbaum
Gebet
Liebe Nacht! Auf Berg und Wiese
ruhst du, stille Trösterin.
An dem Saume deines Mantels
leg' ich all mein Wünschen hin.
Liebe Nacht! An deinen Brüsten,
Mutter aller Frömmigkeit,
ruhe meine Unrast, schlafe
all mein Sehnen und mein Leid.
Liebe Nacht! O wiege, wiege
dieses Herzens Drängen ein!
Laß mich still wie du, gelassen
und umfassend laß mich sein!
Otto Julius Bierbaum
Anonymus
In Gedanken längst vergessen, auf Liniertem noch so nah,
Fand ich dich in einer Truhe - schon vom Alter angefressen -
Staubbeladen deine Ruhe, weil das Licht dich übersah.
Und mit zittrig, klammen Fingern lös ich Bänder in das Einst,
Schmecke Äpfel auf dem Feuer, seh die Jahre sich verringern, .
Es erwacht das Ungeheuer, und ich höre wie du weinst.
Zeiten werden blass und dunstig - Filme spulen sich zurück,
Knisternd spinnen dunkle Fäden ihre Netze, fein und listig,
Kitten alle...
Margot S. Baumann
Ende des Tages.
In bleiernen Lichtes Weben
Tanzt und windet ohne Grund
Sich schamlos lärmend das Leben,
Drum sobald der Erde Rund
Von seligem Dunkel erfrischt ist,
Wann alles, der Hunger selbst, ruht,
Wann alles, die Schmach selbst, verwischt ist,
Seufzt der Dichter: Nun ist's gut!
Meine Glieder wie meine Gefühle
Erflehen die Ruhe sich,
In finsterem Traumgewühle
Will ausgestreckt liegen ich,
...
Charles Baudelaire
Feldeinsamkeit
Ich ruhe still im hohen, grünen Gras
und sende lange meinen Blick nach oben,
von Grillen rings umschwirrt ohn’ Unterlaß,
von Himmelsbläue wundersam umwoben.
Und schöne, weiße Wolken ziehn dahin
durchs tiefe Blau, wie schöne stille Träume.
mir ist, als ob ich längst gestorben bin,
und ziehe selig mit durch ew’ge Räume.
Hermann Ludwig Allmers
Erwartungen
Was andere von Dir erwarten,
solltest Du nur dann erfüllen,
wenn Du es willst.
Schließlich bist Du kein Automat,
der mitleidet, drückt man die Taste ›Mitleid‹ –
der zuhört, drückt man die Taste ›Zuhören‹ –
der lustig ist, drückt man die Taste ›Lustig‹ –
der still ist, drückt man die Taste ›Ruhe‹
und so weiter...
Begegnest Du solchen Tastendrückern
laß ruhig mal
Tilt – Gestört
aufleuchten.
Kristiane Allert-Wybranietz