Regen Zitate (Seite 3)
Nachruf
Hast Du den alten Strandkorbmann gekannt?
Er saß bei Sonne, Regen, Wind und Sand
vor seiner Strandkorbhütte ganz allein,
im Regen, Wind und goldnen Sonnenschein.
Nun ist er droben, irgendwo im Wind,
schaut auf uns nieder, wo wir Kinder sind.
Zählt seine Körbe, die im Sande stehn.
Nachts wird er selber durch die Reihen gehn.
Das Meer, die Wellen, das war sein Gesicht.
Die tiefen Furchen, wie der Welle Gischt.
O alter Strandkorbmann, nun hast du Ruh,
schaust aus der Ferne unserem...
Otto Reinhards
Der Tag, der keine Sonne sah, verbleicht;
Der Weg versinkt in abendschwerem Regen.
Der müde Fuß, den weicher Schlamm umschleicht,
Steigt Schritt vor Schritt der Dunkelheit entgegen.
Zu beiden Seiten kriechen niedre Hecken,
Den Fuß belauernd, hin am Wegesrand.
Gekappter Bäume kahle Äste recken
Sich hoch wie Finger einer Totenhand. –
Und schwärzer wird die Nacht – und endlos dehnt
Die Straße sich – und schmutziger Regen tropft. –
Nie hat die Seele sich so heiß gesehnt; –
Nie hat das Herz so...
Erich Mühsam
Das erste Grün der Saat, von Regen feucht,
Zieht weit sich hin an niedrer Hügel Flucht.
Zwei große Krähen flattern aufgescheucht
Zu braunem Dorngebüsch in grüner Schlucht.
Wie auf der stillen See ein Wölkchen steht,
So ruhn die Berge hinten in dem Blau,
Auf die ein feiner Regen niedergeht,
Wie Silberschleier, dünn und zitternd grau.
Georg Heym
Ein Regen ist niedergefallen
Auf die zarten Blüten zur Nacht,
Doch war's kein erquickendes Rieseln,
Das Dürstenden Labung gebracht.
Der Sturm und der Donner erbrauste,
Die Tropfen prasselten dicht,
Da senkten die Blumen die Kelche,
So Hartes ertrugen sie nicht.
Ein Regen ist niedergefallen
Auf des Herzens Blüte so schwer,
Ein Sturm ist drüber gegangen,
Von bittersten Qualen ein Heer;
Die jungen Knospen der Liebe
Beraubt von Sonne und Licht,
Sie mußten verwelken und sterben,
So Hartes ertrugen...
Adelaide von Gottberg-Herzog
Alle handeln wie die Herzen müssen
Meine Ohren horchen in die Nacht,
Wie der Regen seinen Tanzschritt macht.
Ruhe, eine der uralten Ammen,
Singt ihr Lied mit Dunkelheit zusammen,
Und der Regen tanzt auf flinken Füßen.
Alle handeln wie die Herzen müssen,
Alle wandeln frisch und unverfroren.
Nur die Liebe wird mit Angst geboren,
Nur der Sehnsucht ruhen nie die Ohren.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
O Regen sag' du kommst so hoch daher,
Ist droben auch der Tag spurlos und leer?
Du fällst zum Fluß und schwimmst zum Meer,
Glaubst, du enteilst dem Leid und suchst Genuß?
O wüßten alle nur, was doch ein jeder wissen muß:
Die Tage lassen keine Spur, so wenig wie
Der Regen auf dem Fluß, —
Die Liebe nur…
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Stell dir vor: das Weltmeer und daraus die Verdunstung, die Wolkenbildung und den Regen. Jeder Regentropfen benetzt die Erde, um sie zu befruchten, versickert dann und läuft dem Meere wieder zu...
die Verdunstung ist die Zeugung, die Wolkenbildung ist die Schwangerschaft, der Regen ist die Geburt, und jeder Regentropfen ist die Seele eines Menschen!
Bruno O. Sörensen
Ich dachte, ich würde sie kennen, den Apfelbaum und den Birnbaum, bis ich eines Tages das Wunder sah. Sie standen mit ihren Füßen auf demselben Boden, erhoben ihren Kopf in dieselbe Luft, dieselbe Sonne, denselben Regen. Und der Apfelbaum machte Äpfel, und der Birnbaum, zehn Meter weiter, machte Birnen.
Ganz normal, sagten die Menschen. Aber ich traute meinen Augen nicht. Was sie aus demselben Boden holten, derselben Luft, derselben Sonne und demselben Regen, daraus machte der eine Baum...
Phil Bosmans