Recht Zitate (Seite 40)
Wehmut
Ich irr' in Thal und Hainen
Bei kühler Abendstund',
Ach, weinen möcht' ich, weinen,
So recht aus Herzensgrund.
Und alter Zeiten Grüßen
Kam da, im Thal erwacht,
Gleichwie von fernen Flüssen
Das Rauschen durch die Nacht.
Die Sonne ging hinunter,
Da säuselt' kaum die Welt,
Ich blieb noch lange munter
Allein im stillen Feld.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Abschied
Abendlich schon rauscht der Walt
Aus den tiefen Gründen,
Droben wird der Herr nun bald
An die Sterne zünden,
Wie so stille in den Schlünden,
Abendlich nur rauscht der Wald.
Alles geht zu seiner Ruh,
Wald und Welt versausen,
Schauernd hört der Wandrer zu,
Sehnt sich recht nach Hause,
Hier in Waldes grüner Klause
Herz, geh endlich auch zur Ruh!
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Der frohe Wandersmann
Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt;
Dem wird er seine Wunder weisen
In Berg und Tal und Strom und Feld.
Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwingen hoch vor Lust,
Was soll’t ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl’ und frischer Brust.
Die Trägen, die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot;
Sie wissen nur vom Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.
Den lieben Gott laß’ ich nur walten,
Der...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Morgengebet
O wunderbares, tiefes Schweigen,
Wie einsam ist's noch auf der Welt!
Die Wälder nur sich leise neigen,
Als ging der Herr durch's stille Feld.
Ich fühl' mich recht wie neu geschaffen,
Wo ist die Sorge nun und Not?
Was mich noch gestern wollt' erschlaffen,
Ich schäm' mich des im Morgenrot.
Die Welt mit ihrem Gram und Glücke
Will, ein Pilger, frohbereit
Betreten nur wie eine Brücke
Zu dir, Herr, übern Strom der Zeit.
Und buhlt mein Lied, auf Weltgunst lauernd,
um schnöden...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Gesinnung
Wie auch toll die Welt es treibe,
Wie auch alles sich verkehre,
Daß sich selbst er treu verbleibe,
Ist des Mannes Stolz und Ehre.
Was da glitzert, schillert, flimmert,
Staunend mag's der Markt begaffen,
Doch du sollst drum unbekümmert
Immer nur das Rechte schaffen.
Karl Egon Ritter von Ebert
Frau Schwalbe
Frau Schwalbe ist 'ne Schwätzerin,
Sie schwatzt den ganzen Tag,
Sie plaudert mit der Nachbarin,
So viel sie plaudern mag.
Das zwitschert, - das zwatschert
Den lieben langen Tag!
Sie schwatzt von ihren Eiern viel,
Von ihren Kindern klein,
Und wenn sie Niemand hören will,
Schwatzt sie für sich allein,
Das zwitschert, - das zwatschert
Und kann nicht stille sein!
Hält sie im Herbst Gesellschaft gar
Auf jedem Dache dort, -
So schwatzen die...
Georg-Christoph Dieffenbach
Wunsch für ihn (1870)
Gedulde dich! Es kommt der Tag,
da wird es dir gewähret,
Was du mit jedem Herzensschlag,
so überheiß begehret.
Dir funkelt's aus dem Adlerblick,
dir sprüht's um Haupt und Rechte
Du gehrst nach blut'gem Kampfgeschick
todbringender Gefechte.
Und brichst du dann, du stolzes Herz,
sollst du noch einmal fassen
Des Lebens Lust: - doch sonder Schmerz
um das, was du mußt lassen.
Therese Dahn
Kartoffellied
Pasteten hin, Pasteten her,
was kümmern uns Pasteten?
Die Kumme hier ist auch nicht leer
und schmeckt so gut als bonne chere
von Fröschen und von Kröten.
Und viel Pastet und Leckerbrot
verdirbt nur Blut und Magen.
Die Köche kochen lauter Not,
sie kochen uns viel eher tot;
Ihr Herren, laßt Euch sagen!
Schön rötlich die Kartoffeln sind
und weiß wie Alabaster!
Sie däun sich lieblich und geschwind
und sind für Mann und Frau und Kind
ein rechtes Magenpflaster.
Matthias Claudius
Geh du nur hin!
Ich war auch jung und bin jetzt alt,
Der Tag ist heiß, der Abend kalt,
Geh du nur hin, geh du nur hin,
Und schlag dir solches aus dem Sinn.
Du steigst hinauf, ich steig hinab,
Wer geht im Schritt, wer geht im Trab?
Sind dir die Blumen eben recht,
Sind doch sechs Bretter auch nicht schlecht.
Adelbert von Chamisso
Seltsames Tier der Mensch! und Weiber gar!
Ihr Kopf, ihr Herz, was für ein Labyrinth!
Was für ein Strudel, tief und voll Gefahr!
Vermählt, verwitwet, ledig, immer sind
Sie rastlos wie der Wind und wandelbar.
Man glaubt man kenne sie, und dann beginnt
Die Sache oft recht rätselhaft zu werden;
Das ist uralt und immer neu auf Erden.
Lord George Gordon Noel Byron
— Ein Grund, der Gründe hat,
Wird durch die Wiederholung ja nicht schlecht;
Und ist er schlecht, so ist es sehr probat,
Umschrieben ihn zu wiederholen. Sprecht
Hartnäckig, unverschämt von früh bis spat;
Am Ende gibt euch euer Gegner recht
Oder ermüdet, was auf eins hinauskommt;
Was liegt am Wege, wenn man nur ins Haus kommt?
Lord George Gordon Noel Byron
Wie Alexander denk' ich, dieser Akt
Des Essens, nebst noch einem oder zwein,
Zeigt unsre Sterblichkeit recht grell und nackt.
Wenn Suppe, Fleisch und Fisch, grob oder fein,
Wenn Dinge, die man kocht und brät und backt,
Uns Freude machen können oder Pein,
Wer pocht da auf den Geist noch, dessen Kräfte
So sehr bedingt sind durch des Magens Säfte?
Lord George Gordon Noel Byron
Ich meine doch, so sprach er mal,
Die Welt ist recht pläsierlich.
Das dumme Geschwätz von Schmerz und Qual
Erscheint mir ganz ungebührlich.
Mit reinem kindlichen Gemüt
Genieß ich, was mir beschieden,
Und durch mein ganzes Wesen zieht
Ein himmlischer Seelenfrieden. –
Kaum hat er diesen Spruch getan,
Aujau! so schreit er kläglich.
Der alte hohle Backenzahn
Wird wieder mal unerträglich.
Wilhelm Busch