Nur Zitate (Seite 284)
Dummheit
Wer nur der Weisheit nachgespürt, den halt' ich noch für keinen Mann:
Doch wer die Dummheit ausstudiert, den seh ich für was Rechtes an!
Der Weisen Tun errät man leicht: man sieht da noch wann, wie, warum;
Bei Dummen kuckt man sich umsonst nach allen diesen Sachen um.
Der Dummheit Weg ist wunderbar; niemals erkennet man den Grund,
Und fänd' ihn einer richtig aus, so tät er aller Funde Fund!
Denn Dummheit ist die größte Macht, sie führt Heere stärkstes an;
Ich glaube, daß sie nie ein...
August Kopisch
Geduld
Schenkst du mir ein wenig Huld,
Sag' nicht "warte", sag' "Geduld" –
Nur nicht dieses kalte, harte,
Messerscharfe "warte, warte!"
Schon in meinen Kindertagen
Auf mein Flehen, auf mein Bitten
Hörte ich's zur Antwort sagen,
Hat es mir ins Herz geschnitten.
Endlich hab ich mich ergeben
In ein armes dunkles Leben –
Schenkst du mir ein wenig Huld,
Sag' nicht "warte", sag' "Geduld".
Franz von Königsbrunn-Schaub
Wohin der Weg?
Du fragst: Wohin der Weg?
... Das kann ich dir nicht nennen.
Denn Weg und Ziel muß doch
Ein jeder für sich kennen!
Nie liegt der Weg frei da:
Ein jeder muß ihn schaffen!
Der breite Weg, so nah,
Er ist doch nur für Laffen.
Du mußt dir deinen Pfad
Durch wildes Dickicht hauen
Und ohne Hilf' und Gnad'
Ganz deiner Kraft vertrauen.
Denn unbetretnes Land,
Das wollen wir erkämpfen,
Und drum des Geistes Brand
Durch nichts uns lassen dämpfen.
Und willst du selbst mir nach,
So mußt du...
Karl Ernst Knodt
Der stille Garten
Wie gefangen liegt die Sonne
Hier in meinem kleinen Garten,
Wo zu immer neuer Wonne
Tausend Wunder auf mich warten.
Fühle von der Welt da draußen
Nichts mehr hinter seiner Türe,
Lass die Stürme all' verbrausen;
Keiner, der ans Herz mir rühre.
Nur den Mond noch und die Sterne
Laß ich in den Garten sehen,
Und so darf ich in die Ferne
Lauter goldne Wege gehen.
Karl Ernst Knodt
Der Schlüssel
Wir stehen vor verschlossenen Türen,
wir klopfen, wir pochen.
Wir ahnen die Bewegung hinter festem Holz.
Wir beten, der Schlüssel möge doch vom Himmel fallen,
aber es fällt nur die grausame Nacht.
Erst, wenn wir unser Herz in das Schloß einpassen,
öffnet sich die Türe.
Alexandra Kluxen
Der neue Mann
Hast mich aufgefangen,
als ich mußte um mein Ego bangen,
hast mit lieben angefangen,
das ich bald war in Deinem Bann gefangen.
Hast mir die Liebe geschworen,
sagtest,
Du wirst durch mich neu geboren,
hast mich und die Liebe gepflegt,
gehegt,
sie durch viel Zärtlichkeit,
auch in mir erregt.
Und doch habe ich Angst vor der Zeit,
das die Liebe wieder geht,
und nur bleibt das Leid.
Sag' mir das alles so bleibt,
am liebsten für die Ewigkeit.
Alexandra Kluxen
Mutig vorwärts
Mutig vorwärts mußt du schreiten
Auf der ird'schen Lebensbahn,
Wenn auch manches wohl zu Zeiten
Dir nicht glückt nach Wunsch und Plan!
Liebend seitwärts mußt du richten
Deine Augen, willst du seh'n,
Wie sich zweier Wege lichten,
Wenn sie Hand in Hand nur geh'n!
Gläubig aufwärts mußt du blicken! –
Wer es mit dem Himmel hält,
Fühlt sich selbst bei Mißgeschicken
Nicht verlassen in der Welt.
Luise Kleinwort
Es singt
Die Nachtigall
(Als solche)
Auch für Gauner
Und für Strolche,
Singt für Stricher
Oder Streicher,
Fragt nicht
"Armer oder Reicher",
Sondern singt
Die Partitur
Immer paritätisch nur
Und die singt
Für schräge Kläger
Ebenso
Wie Mitgiftjäger,
Abmahngeier,
Würdenträger,
Schriftsatzschinder,
Hurensöhne,
Halsabschneider
Und für Rechtsanwälte:
Leider.
Klaus Klages
Ich sitze hier am Schreibetisch
Und schreibe ein Gedichte,
Indem ich in die Tinte wisch
Und mein Gebet verrichte.
So giebt sich spiegelnd Vers an Vers
In ölgemuter Glätte.
Nur selten fragt man sich: Wie wärs,
Wenn es mehr Seele hätte?
Die Seele tut mir gar nicht weh,
Sie ist ganz unbeteiligt.
Nackt liegt sie auf dem Kanapee
Und durch sich selbst geheiligt.
...
Klabund