Nur Zitate (Seite 144)
leidenschaftlich heiß
leidenschaftlich heiß
ich sie gestern küßte
auf dem Kamel
so hemungslose Lüste
oh' wenn dies' schlimme Tun
die heiße Wüste wüßte
doch heut' morgen war die Dame weg
stell's fest mit riesengroßem Schreck
seh' nur heißen Sand und helle Sonne
nix mehr Frau und nix mehr Wonne
nur der Wüstenwind singt leis sein Lied
dies einem Lüstling recht geschieht
jetzt sitz' ich hier
mich dürstet fürchterlich
noch nie so klar war mir
daß das Kamel bin ich
und die Moral von der...
Engelbert Schinkel
Denn dort, wo Sklaven knien, Despoten walten,
Wo sich die eitle Aftergröße bläht,
Da kann die Kunst das Edle nicht gestalten.
Vor keinem Ludwig wird es ausgesät;
Aus eigner Fülle muß es sich entfalten,
Es borget nicht von ird'scher Majestät;
Nur mit der Wahrheit wird es sich vermählen,
Und seine Glut durchflammt nur freie Seelen.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Rastlos vorwärts mußt du streben,
Nie ermüdet stille stehn,
Willst du die Vollendung sehn;
Mußt ins Breite dich entfalten,
Soll sich dir die Welt gestalten;
In die Tiefe mußt du steigen,
Soll sich dir das Wesen zeigen.
Nur Beharrung führt zum Ziel,
Nur die Fülle führt zur Klarheit,
Und im Abgrund wohnt die Wahrheit.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Denk' öfter: "Wer genießt wohl jetzt das Gute,
Das ich ihm tat?" – Und wär's auch nur der Rock,
Den du dem Bettler gabst; die warme Stube,
Drin jetzt im Winter arme Kinder sitzen;
Und freut dich das – so thue wieder Gutes!
Doch denk' auch: "Wer wohl leidet jetzt das Böse,
Das ich ihm that?" – Und wär's auch nur der Stein,
Den du dem Blinden nicht vom Wege nahmst;
Der Zorn, womit du einen Sanften schaltest!
Und kränkt dich das, so thue wieder Gutes.
Leopold Schefer
An die Gebildeten
Ich schleudre Euch meinen Hohn ins Gesicht,
ihr Alle!
Was liegt mir an euch, ich brauch euch nicht,
ihr Alle!
Denn eure ganze Bildung ist
nur Wissen –
Was liegt mir an euch, mich schmerzt es nicht,
euch missen.
Ihr habt kein Zwerchfell, habt kein Herz,
nur Säcke,
Mit Blut gefüllt und hinterwärts
mit Drecke.
Ich schleudre Euch meinen Hohn ins Gesicht,
meinen leichten –
Denn »gebildete« Menschen lieb ich nicht,
die seichten.
Ludwig Scharf
Blut-Propheten
Wir träumen über die Erde hin,
Wir kennen nicht oben noch unten,
Wir horchen nur in die Erde hinein,
Wir verstehen nur ihre Wunden.
Und liegen wie träumend am Boden hin,
Dann sind wir selbst fast Erden,
Als wollte in dunkel-chaotischem Trieb
Sie bewusst den Lebendigsten werden.
Und wir fühlen den Durst nach Blut, nach Blut
Der ausgetrockneten Erde,
Daß einer verjüngten Lebensbrut
Ein saftiges Erdreich werde.
Wir träumen über die Erde hin:
Tut Buße, Buße in Zeiten!...
Ludwig Scharf
Heute beginnt die Zeit des Advent,
das erste Lichtlein brennt.
Wo brennt es, am Adventskranz nur?
Dann ist das Licht Verschwendung pur.
Leuchten will es vor allem im Herzen,
dann ist es mehr als nur Licht der Kerzen.
Es wird zum hellen Hoffnungsschimmer,
dass die Liebe lebendig ist für immer.
Helga Schäferling
Dich ahnte meine Seele…
Dich ahnte meine Seele lange,
Bevor mein Auge dich gesehn,
Und selig-süße Schauer bange
Fühlt' ich durch all mein Wesen gehn.
…Ich sog von unbekannten Blüten
Den Duft, der mir entgegenquoll,
Und nie erblickte Sterne glühten
Zu Häupten mir geheimnisvoll.
Doch immer sah ich deinen Schatten
Nur trübe wie durch Nebelflor
Dein Antlitz schien daraus in matten,
Gebrochnen Zügen nur hervor.
Und als der Schleier nun gesunken,
Der dich vor mir verhüllt – vergib,
Wenn lang ich...
Adolf Friedrich Graf von Schack
Du willst, daß ich in Worte füge,
was flüchtig ist wie Windeswehn,
und meiner Seele Atemzüge,
die leisen, kannst du nicht verstehn?
Die stille Wonne wie die Klage,
die nur in Geistertönen lallt,
bleibt eine unverstandne Sage,
wenn nicht das Herz ihr widerhallt.
Ihr Sinn ist hin, ihr Laut verklungen,
sobald die Lippe sie erst nennt;
nicht eignet sich für Menschenzungen,
was nur der Himmel weiß und kennt.
Adolf Friedrich Graf von Schack
Das Lied vom Schein
Bunter Kerzen heller Schein,
lichti, leuchti, lorium,
zählt nur für die Kinderlein.
Alles sonst Brimborium!
Heute zählt oft nur der Schein,
glitzi, glänzi, glorium,
grell und laut und bloß nicht klein.
Alles sonst Brimborium!
Schließlich zählt ein andrer Schein,
pinke, panke, plorium,
in der ganzen Welt allein.
Alles sonst Brimborium!
Fritz-J. Schaarschuh
Klage
Das aber ist das Traurigste: zu sehen,
Wie tief die Menschheit wurzelt im Gemeinen,
Wie Taten, die uns hier die höchsten scheinen,
Zumeist aus niedrem Antrieb nur geschehen.
Wie es die Besten selbst so schwer verstehen,
Daß man nur schöpfen dürfe aus dem Reinen,
Und wie es gibt von Tausenden kaum einen,
Der sich den eignen Vorteil läßt entgehen.
Und so geschiet es, daß in diesem Leben
Ein hoher Sinn gereicht zu Hohn und Schande,
Ward des Erfolges Glanz ihm nicht gegeben.
Und so...
Ferdinand von Saar
So ist's
Das aber nehmt euch einmal zu Verstande:
Daß einer nie sein Höchstes kann vollbringen,
Wenn nicht ein Gott ihm gnädig löst die Schwingen,
Und nicht ein günst'ger Wind ihn treibt vom Strande.
Denn nie gedeiht der Baum in dumpfem Sande,
Zu Tod sich flattern muß der Aar in Schlingen –
Und ernstes Tun kann stets nur halb gelingen,
Wenn sich die Mitwelt freut an hohlem Tande.
Ja, ob auch eigne Kraft und tiefstes Wollen
Die Größe hebt aus den gemeinen Gleisen:
Des Lebens Mächten muß ein...
Ferdinand von Saar
Ursprung der Rose
Den Rosenzweig benagt ein Lämmchen auf der Weide,
Es tuts nur sich zur Lust, es tuts nicht ihm zuleide.
Dafür hat Rosendorn dem Lämmchen abgezwackt
Ein Flöckchen Wolle nur; es ward davon nicht nackt.
Das Flöckchen hielt der Dorn in scharfen Fingern fest;
Da kam die Nachtigall und wollte baun ihr Nest.
Sie sprach: – Tu auf die Hand und gib das Flöckchen mir,
Und ist mein Nest gebaut, sing ich zum Danke Dir.
Er gab, sie nahm und baut, und als sie nun gesungen,
Da ist am...
Friedrich Rückert
Glücklich, ihr, daß ihr der Welt entronnen
Glücklich ihr, daß ihr der Welt entronnen,
Eh das Netz der Wirrung euch umsponnen,
Das um die da leben wirft das Leben,
Und nicht Einsicht kann's, nur Tod, entweben.
Wie sich Fremden, die sich lieben sollten,
Selbst sich wehthun, die sich wohlthun wollten,
Und so selten nur sich zwei verstehen,
Die zusammen eines Weges gehen.
Dieses Streits, mit halberwachtem Sinne,
Glückliche, seid ihr nicht worden inne,
Und nun seid ihr, wo er euch nicht irret,
Ihr...
Friedrich Rückert