Nichte Zitate (Seite 268)
Engel wie Du
Engel wie Du
sind da
wenn man sie braucht
Engel wie Du
hören einfach nur zu
teilen mit dir
was dich gerade beschwert
und beglückt
Engel wie Du
wissen oft selbst nicht
wie wertvoll sie sind
Drum sag ich's Dir:
"Du bist der Engel"
Vielleicht glaubst
Du es nicht
Ich sag's Dir
durch dieses Gedicht
Es ist einfach so:
einen liebevolleren
Mensch als Dich
gibt es nicht
Gudrun Kropp
Der Mann und das Wort
Ein Mann ein Wort:
so ist die Sprache denn der Ehre Hort.
Doch diese, die verspricht, kann sich versprechen.
Oft haben Worte einen Mann ersetzt.
Doch kann ein Mann ein Wort ersetzen?
Ich möcht' es so gering nicht schätzen.
Die Ehre bloß, das Wort wird nicht verletzt
und jene kann man, dieses nimmer brechen,
da wohl der Mann, das Wort nicht anders kann.
Das meine ist: Ein Wort ein Mann!
Karl Kraus
Mensch und Unmensch werden 40
Wenn ein Mensch die 40 zeitigt,
Ist er noch nicht alt – das heißt nicht,
Daß er vom Leben noch nichts hatte.
Wenn ein Unmensch doch dagegen
40 wird, hat er vom Leben
Sicher manches mehr gehabt.
Mensch wie Unmensch ist dann klar,
Daß ein Leben 40 Jahr',
Relativ zu sehen ist.
Denn der Mensch macht froh und heiter
In gewohnter Weise weiter.
Doch dem Unmensch droht voll Graus,
wenn er weitermacht das Aus.
Wolfgang (WoKo) Kownatka
Zu Tod möcht ich mich lieben
Liebster Freund, und kann's denn sein,
Wächst noch immer diese Liebe
Längst war ihr das Herz zu klein
Quillt noch stets von neuem Triebe!
Tag für Tag und Nacht für Nacht,
Füllt sich's fort aus ew'gen Quellen
Und das Herze weint und lacht,
Kann sich gar nicht mehr verstellen.
Süße Krankheit, himmlisch Leid
Und so mag's die Welt denn wissen
Der mich liebt, ist ach, so weit
Und das Herz ist mir zerrissen!
Aber dann im Traum der Nacht,
O wie sind wir da...
Christian Reinhold Köstlin
Geduld
Schenkst du mir ein wenig Huld,
Sag' nicht "warte", sag' "Geduld" –
Nur nicht dieses kalte, harte,
Messerscharfe "warte, warte!"
Schon in meinen Kindertagen
Auf mein Flehen, auf mein Bitten
Hörte ich's zur Antwort sagen,
Hat es mir ins Herz geschnitten.
Endlich hab ich mich ergeben
In ein armes dunkles Leben –
Schenkst du mir ein wenig Huld,
Sag' nicht "warte", sag' "Geduld".
Franz von Königsbrunn-Schaub
Menschenskinder
Dort, wo »In-Sein« immer »out« ist,
wo das Leben nicht so laut ist,
wo sie Trennendes zerreißen
und auf Börsenkurse scheißen,
wo sie nicht auf Sieger setzen
und die Herzen nicht vernetzen,
dort, wo keinerlei Bilanzen
mit den Männern Tango tanzen,
da, wo Titel aller Längen
am Garderobenhaken hängen,
dort ist alles, was sie kennen,
menschenwürdig noch zu nennen.
Klaus Klages
Und doch, wie traurig wäre das Wandern,
Und doch, wie öde wäre die Welt,
Wie kalt der Mond und alle Gestirne,
Wüßt ich nicht fern auf der kleinen Erde
Irgend ein heimliches Nest mir gebaut,
Ein kleines Nestchen,
Und wüßt' ich im Nestchen ein Herz nicht,
Das in Sehnen mir schlägt
Und des Wandernden denkt;
Und säßen im Nestchen
Die Vögelchen nicht
Aufsperrend die Schnäblein,
Und zwitscherten lustig
Und fragten die Mutter:
Kommt der Vater auch bald
Und bringt uns Futter?
Johann Gottfried Kinkel
Durch all die Jahre, die ich durchgelebt,
Hab eines Bruders Freundschaft ich erstrebt,
Der unsern Freundschaftsbund nicht jählings ende,
Sein Wort nicht bräche, noch sich von mir wende.
Bei wieviel Freunden mußt' ich dann erfahren,
Daß alles eher sie als Brüder waren!
Und ach, wie oft, wie oft ersetzte wieder
Ich solche Brüder dann durch neue Brüder!
Zuletzt, als Jahr für Jahr mir so vergangen,
Sprach ich zu mir: Umsonst ist dein Verlangen.
Bei Gott, so lang noch dauert hier mein Leben,
Will...
Omar Khayyâm
Die Tochter
Mama, daß Sie mich sorglich hüten,
das darf und kann ich nicht verbieten.
Stets zittert Ihre Zärtlichkeit,
ist die Gefahr gleich noch so weit.
Doch, nehm' ich mich nicht selbst in acht,
werd' ich vergeblich nur bewacht.
Ich weiß, daß ich als Kind begehrte,
was man mir allzu scharf verwehrte.
Frei, geb' ich mich der Tugend hin,
doch Fesseln brech' ich, sie zu fliehn:
Drum, nehm' ich mich nicht selbst in acht,
werd' ich vergeblich nur bewacht.
Abraham Gotthelf Kästner
Gebot der Fairness
Dem Leben verleiht optisch Würze
nicht ausschließlich die Kittelschürze,
des Mannes Blick erfreut sich auch an Fummeln
in denen Boxenluder sich gern tummeln.
Dies führt vereinzelt zu Beschwerden,
der Hausfrau nicht gerecht zu werden.
Drum lohnt es sich, nie zu vergessen,
speziell bezüglich Mittagessen:
Zwar haben Hotpants deutlich Charme,
doch Suppe wird davon nicht warm
KarlHeinz Karius
Ohne Liebe
Was wißt ihr, wie es tut
wenn einem die Myrte im Haare ruht,
und die Leute kommen einem entgegen,
und junge Tannen stehn an den Wegen;
die Schwestern gehn überströmten Gesichts, –
vom Turme läuten die Glocken, –
und das Herz weiß von nichts.
O Leben, rühre mich leise an:
ich träume ja noch!
Mein Herz ist voll Licht und Waldesruh,
greif nicht so hart, nicht so eisig zu –
ich träume ja noch!
So aus dem Licht in die Nacht,
aus dem Lenz in den Schnee,
das hat schon manchen blind...
Frida Jung
Wenn du, um größ'res Weh zu meiden,
von dem, was du geliebt, mußt scheiden –
Geh nicht in Groll! Geh nicht in Zorn!
Die Zeit wird mildern deine Schmerzen;
Doch gehst du mit verhülltem Herzen,
Bleibt in der Wunde dir der Dorn.
Du mußt ihn immerdar empfinden,
Manch größ'res Leiden wird verschwinden,
Indes das kleine dir verblieb;
Es wird vergiften dir das Leben,
Daß du gezürnt und nicht vergeben;
Drum – eh du scheidest, o vergib!
Ludwig Ißleib