Natur Zitate (Seite 20)
Wer stets mit der Natur gelebt,
Von ihr beglückt, mit ihr verwebt,
Das erste Grünen, erste Sprossen
Als tiefersehntes Glück genossen;
Am ersten Glöckchen sich entzückte,
Das grüßend aus der Erde blickte,
Dann an den Veilchen, wilden Rosen,
Bis zu den letzten Herbstzeitlosen: –
Ist, wenn er Achtzig hat vollbraucht,
Zum Leben achtzig Mal erwacht.
Alois Wohlmuth
Ungewitter
Horch und sieh! Die Blitze dröhnen
Und die dumpfen Täler stöhnen,
Die Natur im Fiebertraum
Wälzt Gewitter durch den Raum.
Wenn mich das Gewirr umschauert,
In der Luft der Zufall kauert,
Mahnt ein Götterbote mich:
"Daß du Mensch bist, freue dich!
Sollen all' die Graungewalten
Zur Bedeutung sich gestalten,
Müssen sie, dir untertan,
Deiner Macht sich schmiegen an.
Du nur schaffst durch dein Beraten
Dieses Wurfspiel um zu Taten,
Hauchst in den verworrnen Drang
Sprache, Geist und...
Karl Friedrich Gottlob Wetzel
Laßt uns in den Garten gehen,
Schönes Lieb, damit wir sehen,
Ob der Blumen Ehr, die Ros,
So eure Farb gezeiget,
Da sie heut der Tau aufschloß,
Ihre Pracht noch nicht abneiget.
Sieh doch, von wie wenig Stunden
Ihre Schönheit überwunden,
Wie zu Grund liegt all ihr Ruhm!
Wie sollt man, Natur, dich ehren,
Da du ein solch Blum
Einen Tag kaum lasset wehren?
Was ist es dann, daß ihr fliehet,
Indem euer Alter blühet,
Von meinet Lieb Süßigkeit?
Ach, genießet eurer Jahren!
Die Zeit wird...
Georg Rudolf Weckherlin
Der Tag verblüht
Der Tag verblüht
Und in der heil'gen Stille
Stirbt hin das Lied,
Das klagende, der Grille.
Kein Lüftchen geht;
Das Bächlein murmelt leise
Im Kieselbett
Die alte Wanderweise!
Die Höh'n verglühn
Und es fängt an zu dunkeln –
Am Himmel blühn
Die Sterne auf mit Funkeln!
Ruh', ringsrum Ruh';
Ja, alles atmet Frieden:
O, gieb ihn du,
Natur, auch mir, dem Müden!
Jakob Vogel von Glarus
Warnung
Die Lober meide!
Sie führen ein Stückchen Kreide
Und schreiben damit aufs Kerbholz an,
Was sie dir Süßes angetan.
Gib acht, gib acht!
Kaum gedacht,
Bricht ihre wahre Natur heraus,
In welcher die Scham nicht eben zu Haus;
Aus dem Pfötchen schlüpfet die Kralle,
Und noch im besten Falle
Sind sie für so viel Lob
Recht grob.
Friedrich Theodor von Vischer
Nachricht
(Dies ist eine Antwort auf folgendes Gespräch:
A. So sind die Mägdchen, wie ihr meynt, Denn keine Menschen?
B. Nein, Mein Freund!
A. Was sind sie denn? Herr Mägdchenkenner!
B. Lebendge Puppen für die Männer.)
Nun, da es Gleim im Scherz geschrieben,
Daß alle Mägdchen Puppen wären;
Hält mancher uns im Ernst für Puppen,
Als wären wir für ihn gedrechselt.
Doch wißt, ihr stolzen Mägdchenkenner,
Ihr kleinen Zwecke kleiner Puppen!
Als die Natur uns euch bestimmte,
Damit ihr mit...
Johanne Charlotte Unzer
– – so eigen ist's mit menschlicher,
Mit weiblicher Natur bestellt: es mischt
Sich mit dem Himmlischen das Irdische,
Mit ihm sogar das Dämonische.
Ja, da gerade, wo
Gott einen Engel schaffen will, da kämpft
Von unten auf der Dämon störend an,
Schwarz seine Schatten werfend
Ins gottgeborne, reine Geisterlicht.
John Taylor
Inkompetenz wird zur Tretmühle
Die Tiere fühlen, wo ihre Gaben liegen;
Ein Bär wird nicht versuchen zu fliegen,
ein lahmend Pferd bleibt stehn und sinnt,
bevor es die fünffache Hürde nimmt,
Ein Hund weicht instinktiv zur Seit',
Ist ihm der Graben zu tief und zu breit,
Der Mensch indes scheint mir die einz'ge Kreatur,
Die von Dummheit gelenkt, bekämpft die Natur,
Der, wenn sie mahnend ruft: Laß ab!
wider seinen Genius ringt,
ihm töricht seinen Plan aufzwingt.
Jonathan Swift
Wie wenn das Leben wär nichts andres
Wie wenn das Leben wär nichts andres
Als das Verbrennen eines Lichts!
Verloren geht kein einzig Teilchen,
Jedoch wir selber gehn ins Nichts!
Denn was wir Leib und Seele nennen,
So fest in eins gestaltet kaum,
Es löst sich auf in Tausendteilchen
Und wimmelt durch den öden Raum.
Es waltet stets dasselbe Leben,
Natur geht ihren ew'gen Lauf;
In tausend neuerschaffnen Wesen
Stehn diese tausend Teilchen auf.
Das Wesen aber ist verloren,
Das nur durch ihren...
Theodor Storm