Natur Zitate
Natur gehet für die Lehr
Art lässet nicht von Art, die Katze läßt das Mausen,
Der Dieb das Stehlen nicht, die Affen wollen laufen,
Der Garten bringt sein Kraut, der Hirte treibt fürs Thor,
Was ehmals Wasser war, wird Wasser wie zuvor.
Salz komt aus Wasser her, es quillet aus der Erden,
Kan auch mit schlechter Müh' ein Wasser wiedrum werden,
Und weil denn Eis und Schnee aus Wasser ist gemacht,
So wird es auch sehr leicht ins Wasser wieder bracht.
Die Katz' hält zwar das Licht, wann Salomo will...
Johann Rist
Natur
Wenn immer sie mich fragen,
Ob ich ein Freund sei der Natur,
Was soll ich ihnen nur
Dann sagen?
Ich kann eine Bohrmaschine,
Einen Hosenträger oder ein Kind
So lieben wie Blumen oder Wind.
Ein Sofa ist entstanden,
So wie ein Flußbett entstand,
Wo immer Schiffer landen,
Finden sie immer nur Land.
Es mag ein holder Schauer
Nach einem Erlebnis in mir sein.
Ich streichle eine Mauer
Des Postamts. Glatte Mauer aus Stein.
Und keiner von den Steinen
Nickt mir zurück.
Und manche Leute weinen
Vor...
Joachim Ringelnatz
Natur ist glücklich…
Natur ist glücklich. Doch in uns begegnen
sich zuviel Kräfte, die sich wirr bestreiten:
wer hat ein Frühjahr innen zu bereiten?
Wer weiß zu scheinen? Wer vermag zu regnen?
Wem geht ein Wind durchs Herz, unwidersprechlich?
Wer faßt in sich der Vogelflüge Raum?
Wer ist zugleich so biegsam und gebrechlich
wie jeder Zweig an einem jeden Baum?
Wer stürzt wie Wasser über seine Neigung
ins unbekannte Glück so rein, so reg?
Und wer nimmt still und ohne Stolz die Steigung
und hält...
Rainer Maria Rilke
Natur
Nacht fließt in Tag und Tag in Nacht,
Der Bach zum Strom, der Strom zum Meer –
Im Tod zerrinnt des Lebens Pracht,
Und Tod zeugt Leben, licht und hehr.
Und jeder Geist, der brünstig strebt,
Dringt wie ein Quell in alle Welt,
Was du erlebst, hab ich erlebt,
Was mich erhellt, hat dich erhellt.
All sind wir eines Baums Getrieb,
Ob Ast, ob Zweig, ob Mark, ob Blatt –
Gleich hat Natur uns alle lieber,
Sie unser aller Ruhestatt.
Heinrich Hart
Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen
Und haben sich, eh man es denkt, gefunden;
Der Widerwille ist auch mir verschwunden,
Und beide scheinen gleich mich anzuziehen.
Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen!
Und wenn wir erst in abgemeßnen Stunden
Mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden,
Mag frei Natur im Herzen wieder glühen.
So ists mit aller Bildung auch beschaffen:
Vergebens werden ungebundne Geister
Nach der Vollendung reiner Höhe streben.
Wer Großes will, muß sich...
Johann Wolfgang von Goethe
Natur und Liebe
Fordre nicht, daß ich mit Worten sage
Was mich quält und peinigt jeden Tag!
Müde bin ich, daß ich keine Worte
Auch von deinen Lippen hören mag.
Menschen haben mir so viel mit Weisheit
Und mit leerem Troste zugesetzt,
Daß vor ihrer wortbehenden Liebe
Wahrlich sich mein scheues Ohr entsetzt.
Laß du mich in deine weichen Hände
Stumm vergraben Stirn und Wangen nur;
Dann empfind' ich schauernd deine Liebe
Wie den leisen Odem der Natur.
Und zu dir zieht mich dieselbe Lockung
Ewigen...
Otto Ernst
Natur und Krieg
Hier, wo Gottes Sonne scheint,
Welch ein emsig Weben!
Eine tiefe Leitung eint
Jedes Widerstreben.
Und dem Krieg erklärt den Krieg
Alles was empfindet,
Treu dem Geiste, der den Sieg
Jedem Krieg entwindet.
Herrsche bald in Haus und Feld,
Freundliches Jahrhundert,
Wo sein Roß der Waffenheld
Schwenket unbewundert;
Wo zu mildgeführtem Streit
Tönt des Krieges Plage,
Wie aus der Vergangenheit
Eine grause Sage!
Johann Fercher von Steinwand
Natur gab allem, was sie schuf,
Gehörig seine Waffen.
Sie hat das Pferd mit starkem Huf,
Gehörnt den Stier geschaffen.
Sie schuf den Hasen schnell genug,
Des Leu'n Gebiß geschlossen,
Sie gab dem Vogel raschen Flug,
Dem Fisch zum Schwimmen Flossen.
Sie gab den Männern Selbstvertrau'n
Und Klugheit, sich zu wehren;
Doch nichts behielt sie mehr den Frau'n
Als Waffe zu bescheren.
Da hat sie ihnen Reiz beschert
Statt Schilds und aller Waffen.
Leicht wird sich über Feu'r und Schwert
Sieg jede...
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