Morgenstern Zitate
Morgenstern der finstern Nacht, der die Welt voll Freuden macht, Jesulein, komm' herein, leucht in meines Herzens Schrein. Deines Glanzes Herrlichkeit übertrifft die Sonne weit. Du allein, Jesulein, bist, was tausend Sonnen sein. Du erleuchtest alles gar, was jetzt ist und kommt und wahr. Voller Pracht, wird die Nacht, weil dein Glanz sie angelacht.
Angelus Silesius
Zweier Seelen Lied
Lieber Morgenstern,
lieber Abendstern,
ihr scheint zwei
und seid eins.
Ob der Tag beginnt,
ob die Nacht beginnt,
findet euer Schein
in uns Zweien die Liebe wach.
Lieber Abendstern,
lieber Morgenstern,
hilf uns Tag für Tag
eins sein, bis die letzte Nacht uns eint.
Richard Fedor Leopold Dehmel
Den Blick ins Herz und frage dich,
Ob drinnen aufgestellt
Die Krippe mit dem Christuskind,
Dem Herren aller Welt,
Und ob das Kreuz dabei nicht fehlt
Mit seinem blut'gen Schein;
Für Bethlehem und Golgatha
Muß Raum im Herzen sein!
Und dann hinaus in alle Welt!
Und wo noch weilt die Nacht,
Verkünde du als Morgenstern
Den Tag, den Gott gemacht!
Gründ' überall ein Bethlehem,
Wo man die Krippe sieht,
Und überall ein Golgatha,
Wo man am Kreuze kniet.
Julius Karl Reinhold Sturm
Gedenken an Morgenstern
Ein Trichter wandert
durch die Nacht.
Der Mond
am hohen Himmel wacht.
Er sendet seinen
matten Schein
in des Trichters
hohlen Körper ein.
Oben,
wo sich der Trichter weitet,
wird der Schein
hineingeleitet.
Unten,
wo er eingeengt,
wird er dann
hinausgezwängt.
Und glänzt
als eine Silbernaht
auf dem nächtlich,
dunklen Pfad.
Manfred Schröder
Früh im Wagen
Es graut vom Morgenreif
In Dämmerung das Feld,
Da schon ein blasser Streif
Den fernen Ost erhellt;
Man sieht im Lichte bald
Den Morgenstern vergehn,
Und doch am Fichtenwald
Den vollen Mond noch stehn:
So ist mein scheuer Blick,
Den schon die Feme drängt,
Noch in das Schmerzensglück
Der Abschiedsnacht versenkt.
Dein blaues Auge steht,
Ein dunkler See, vor mir,
Dein Kuß, dein Hauch umweht,
Dein Flüstern mich noch hier.
An deinem Hals begräbt
Sich weinend mein Gesicht,
Und...
Eduard Mörike
Goethe verließ am Freytag mit Paul
und einem Weber den Keller im Eichendorff,
und schillerte auf dem Lichtenberg im Grass
bis er den Morgenstern sah.
Später ging er Heym mit einem Hauptmann
der einen Hochhuth trug,
als sie unterwegs einen Mann mit einem Zweig trafen,
der Frisch aussah, sich im Storm bewegte
und der im Busch gewachsen war.
Unter einer Fichte saß ein Raabe,
der Körner pickte,
und den sie mit einem Klopstock vertrieben.
Willy Meurer
Fang sie!
Auf dem Wipfel eines Waldbaums
saß meine Jugend
und rief: Fang mich, fang mich!
Und ich kletterte und strebte,
sie zu erhaschen;
doch lächelnd schwang sie sich
höher und höher . . .
Von der rosenroten Zinne
eines schwebenden Wölkleins
winkte sie nieder:
Fang mich, fang mich!
Und ich stieg auf einen Berg,
wo die Wolken wohnen,
sie zu haschen.
Doch höher und höher
schwang sie sich.
Aus dem tiefgoldnen Glanz
des Morgensterns
sah ich ihr Antlitz
winkend sich neigen:
Fang mich, fang...
Maria Janitschek
Werde heiter, mein Gemüte,
Und vergiß der Angst und Pein!
Groß ist Gottes Gnad und Güte,
Groß muß auch dein Hoffen sein.
Kommt der helle goldne Morgen
Nicht hervor aus dunkler Nacht?
Lag nicht einst im Schnee verborgen
Dieses Frühlings Blütenpracht?
Durch die Finsternis der Klagen
Bricht der Freude Morgenstern;
Bald wird auch dein Morgen tagen:
Gottes Güt ist nimmer fern.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Weihnachtslied
Nun bricht die heil'ge Nacht herein
Mit Glockenklang und Kerzenschein,
Und jedem grünen Tannenbaum
Entstrahlt ein lichter Märchentraum.
Wie ziehst du still in meine Brust,
O wundersel'ge Weihnachtslust!
Vor meinen Blicken wird es weit –
Und lächelnd winkt die Jugendzeit.
Sie naht mit leisem Feentritt, –
Ach, alle Wonnen bringt sie mit;
Des Lebens Sorge, Gram und Weh'
Versank in des Vergessens See.
O läutet, Glocken, läutet hell!
Verlöscht! ihr Kerzen, nicht zu schnell!
Im Osten...
Friedrich Dannemann
Ich bin der Herr, der allmächtige Gott,
Ruft's aus der Wolke, säuselt's im Thal;
Wandle vor mir, so ist mein Gebot,
Fromm und demütig in Lust und Qual;
Von meiner Sonne erglänzet dein Pfad,m
Dir leuchtet mein Sternenheer;
Die grünet der Wald und die wogende Saat,
Dir braust mein unendliches Meer.
Dich hab' ich zum Hüter und Herrscher bestellt,
In meiner grünenden prangenden Welt,
Und all' ihre Wunder predigen dir:
"Ich bin der Allmächtige, wandle vor mir!"
Fromm in der heiligen Nacht;
Fromm,...
Karoline von Dankelmann