Meer Sehnsucht Zitate
Die Sehnsucht peitscht
Die Sehnsucht peitscht mit scharfem Dorn,
Sie reitet mich wild
Und gibt mir den Sporn,
Und ob mein Herz streitet,
Sie macht mir die Hände zu Hufen aus Horn
Und rennt mit mir durch die Wände.
Die Sehnsucht, sie ist wie Salz im Meer,
Die Zunge wird mir bitter,
Und Durst klebt schwer
In Gaumen und Brust.
Und wie der Schaum auf Wellen lebt,
So mir die Sehnsucht am Munde schwebt.
Wie Wellen, die sich erdrücken müssen,
Erdrücken sich meine verlassenen Lippen
In Sehnsucht nach...
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Wo bist du, Gott?
Wo bist du, Gott? Ich hab die Wälder
Mit deinem Namen wachgeschrien,
Ließ heißaufweinend durch die Felder
Nach dir der Stimme Sehnsucht ziehn.
Ich hab das Meer gefragt, die Stürme
Nach ihrer Heimat Ewigkeit.
Ich schrieb ins Glockenerz der Türme,
Wie meine Seele nach Dir schreit.
Die Frommen fragt ich, mit den Spöttern
Hab ich beim Weine dich verlacht,
Hab in des Meeres Blitzeswettern
Nach dir gefiebert, Meer der Nacht.
Mit Beten, Betteln, Grimm und Fluchen,
Mit rastlos...
Gustav Schüler
Warten
Wo das Meer die Küste trifft,
Da stehe ich
Und warte auf dich.
Wo verschneite Berge stehen,
Weiß wie Papier,
Will ich dich sehen
Doch du bist nicht hier.
Wo Stürme in Wüsten wehen,
Will ich dich sehen.
Denn Sehnsucht kommt auf,
Sehnsucht nach dir,
Und ich bin einsam und warte hier.
Egal wo du gehst, egal wo du bist,
Du wirst vermisst.
Und ich warte hier, bis alles zerfällt,
Ich warte auf dich bis ans Ende der Welt.
Frank Korablin
Noch lange stand ich wortlos, wie gebannt,
wie lauschend jener andern fernen Welt –
ihr woget zauberhaft rings um mich her
wie meiner Sehnsucht unermeßlich Meer.
Ich muß dich fassen mit der Sehnsucht Macht,
wenn ich mein Selbst aus dir will wiederfinden –
es ist durch dich ein Ton in mir erwacht,
auf den ich lange, lange, lang geharrt.
Luise Baer
Frühlings-Hymne
Dieser blaue Frühlingsmorgen-Himmel
Und dies junge frische Blattgewimmel,
Drin der Wind von Ast zu Aste springt –
Bis sich Blatt mit Blatt im Tanze schwingt –
Diese Flitterwochenzeit der Bäume,
Ihre ersten Sonnen-Blütenträume
Unterm blauen Hochzeitsbaldachin –
Dieses golddurchwirkte Farbenglühn …
O, dies unaussprechlich zarte Beben,
Leib-inLeib- und Seel-in-Seel-Verweben,
Dies Beseeltsein stummster Kreatur,
Offenbarend ihre Gottnatur! …
Bad dich nun, mein Herz, von Staub und...
Ludwig Scharf
Mein Gefängnis
Auf dem Meer tanzt die Welle
nach der Freiheit Windmusik.
Raum zum Tanz hat meine Zelle
siebzehn Meter im Kubik.
Aus dem blauen Himmel zittert
Sehnsucht, die die Herzen stillt.
Meine Luke ist vergittert
und ihr dickes Glas gerillt.
Liebe tupft mit bleichen, leisen
Fingern an mein Bett ihr Mal.
Meine Pforte ist aus Eisen,
meine Pritsche hart und schmal.
Tausend Rätsel, tausend Fragen
machen manchen Menschen dumm.
Ich hab eine nur zu tragen:
Warum sitz ich hier?...
Erich Mühsam
Mit dem Vogel sind geflogen
seine Kinder über's Meer.
Droben ward der Himmel trüber,
drunten brausten Sturmeswogen,
und die Kinder klagten sehr:
Ach, wie kommen wir hinüber?
Nirgends will ein Land uns winken,
und die müden Schwingen sinken.-
Aber ihre Mutter sagt:
Kinder, bleibet unverzagt!
Fühlt ihr nicht im tiefsten Innen
unaufhaltsam einen Zug,
neuen Frühling zu gewinnen?
Auf, in jenem ist kein Trug!
Der die Sehnsucht hat gegeben,
er wird euch hinüberheben,
und euch trösten, balde,...
Johann Wolfgang von Goethe
Am Ufer des Augenblicks
Laß und Zeit nehmen
füreinander.
Laß uns die Böschung
der Vergänglichkeit
mit unvergeßlichen Stunden
und Augenblicken befestigen,
gegen den Strom der Zeit
anschwimmen.
Laß uns verweilen
am Ufer des Augenblicks,
bis unsere Sehnsucht
groß uns stark
genug ist,
daß sie
den langen Weg
ins Meer der Geborgenheit
ohne unterzugehen
schaffen kann.
Ernst Ferstl