Meer Zitate (Seite 16)
Möwenlied
So fliege,
Du Möwe
Der Seele, hinaus
Und wiege
Dich höher
Und tiefer im Braus!
Es lebt sich
Das Leben
Noch einmal so schön,
Wenns hebt sich
Und senkt sich
In Wonnen und Wehn.
Laß spritzen
Die Wogen,
Laß schäumen den Gischt,
Kommts blitzend
Geflogen,
Hei wie das erfrischt!
Und wills dich
Verstimmen,
Wenn Sumpfvögel schrein,
So wirf dich
Zum Schwimmen
In offene Meere hinein!
So fliege,
Du Möwe
Der Seele, hinaus,
Und wiege
Dich höher
Und wage dich tiefer im wogenden Braus!
Karl Henckell
Im Mondenglanze ruht das Meer,
Die Wogen murmeln leise;
Mir wird das Herz so bang und schwer,
Ich denk der alten Weise,
Der alten Weise, die uns singt
Von den verlornen Städten,
Wo aus dem Meeresgrunde klingt
Glockengeläut und Beten –
Das Läuten und das Beten, wißt,
Wird nicht den Städten frommen,
Denn was einmal begraben ist,
Das kann nicht wiederkommen.
Heinrich Heine
Sprach der Herr am sechsten Tage:
Hab am Ende nun vollbracht
Diese große, schöne Schöpfung,
Und hab alles gut gemacht.
Wie die Sonne rosengoldig
In dem Meere widerstrahlt!
Wie die Bäume grün und glänzend!
Ist nicht Alles wie gemalt?
Sind nicht weiß wie Alabaster
Dort die Lämmchen auf der Flur?
Ist sie nicht so schön vollendet
Und natürlich die Natur?
Erd und Himmel sind erfüllet
Ganz von meiner Herrlichkeit,
Und der Mensch, er wird mich loben
Bis in alle Ewigkeit!
Heinrich Heine
Das Meer erglänzte weit hinaus
Im letzten Abendscheine;
Wir saßen am einsamen Fischerhaus,
Wir saßen stumm und alleine.
Der Nebel stieg, das Wasser schwoll,
Die Möwe flog hin und wider;
Aus deinen Augen, liebevoll,
Fielen die Tränen nieder.
Ich sah sie fallen auf deine Hand,
Und bin aufs Knie gesunken;
Ich hab von deiner weißen Hand
Die Tränen fortgetrunken.
Seit jener Stunde verzehrt sich mein Leib,
Die Seele stirbt vor Sehnen; -
Mich hat das unglücksel'ge Weib
Vergiftet mit ihren Tränen.
Heinrich Heine
"Sag an, o lieber Vogel mein,
Sag an, wohin die Reise dein?"
Weiß nicht, wohin,
Mich treibt der Sinn,
Drum muß der Pfad wohl richtig sein!
"Sag an, o liebster Vogel mir,
Sag, was verspricht die Hoffnung dir?
Ach, linde Luft
Und süßen Duft
Und neuen Lenz verspricht sie mir!
"Du hast die schöne Ferne nie
Gesehen, und du glaubst an sie?"
Du frägst mich viel,
Und das ist Spiel,
Die Antwort aber mach mir Müh'!
Nun zog in gläubig-frommem Sinn
Der Vogel übers Meer dahin,
Und linde Luft
Und süßer...
Christian Friedrich Hebbel
Natur
Nacht fließt in Tag und Tag in Nacht,
Der Bach zum Strom, der Strom zum Meer –
Im Tod zerrinnt des Lebens Pracht,
Und Tod zeugt Leben, licht und hehr.
Und jeder Geist, der brünstig strebt,
Dringt wie ein Quell in alle Welt,
Was du erlebst, hab ich erlebt,
Was mich erhellt, hat dich erhellt.
All sind wir eines Baums Getrieb,
Ob Ast, ob Zweig, ob Mark, ob Blatt –
Gleich hat Natur uns alle lieber,
Sie unser aller Ruhestatt.
Heinrich Hart
Dunkeln muß der Himmel rings im Runde,
Daß sein Sternenglanz zu leuchten wage;
Stürmen muß das Meer bis tief zum Grunde,
Daß ans Land es seine Perlen trage;
Klaffen muß des Berges offne Wunde,
Daß sein Goldgehalt ersteh' zu Tage:
Dunkle Stunden müssen offenbaren,
Was ein Herz des Großen birgt und Klaren.
Anastasius Grün
Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit
Einen Moment der Unachtsamkeit
um in deinen Augen zu versinken,
mein Leben dafür, um zu ertrinken
im Gefühl der trauten Zweisamkeit.
Eingetaucht in einem Meer aus Glas,
umspült vom Anmut der Tränen,
den Traum zu erfahr'n in Ebenen,
ein Paradies gehüllt in Edelgas.
Einen Augenblick der Unendlichkeit,
verloren in einer wundervollen Welt
geboren wurde ich zu deinem Held,
für einen Moment der Unachtsamkeit.
Gerd Groß
An einem Tag an dem es regnete
Tiefe Gefühle erlebt und doch so leer,
entschwundene Träume im offenen Meer
innige Wünsche in unerfüllter Liebe,
Wärme der Kälte gewichen, dem Triebe.
Gedanken verloren in ihrem Saum,
im Geiste tot das Licht der Laterne,
ein Nichts sucht sich Raum in weiter Ferne,
die Seele verfall‘n dem Trübsal im Traum.
Unmut kehrt das Innere zum Äußeren,
verloren in der Traurigkeit der Sinne
will Einsamkeit Verbindendes belehren,
das Zeit von Stund‘ an neu beginne.
.... an...
Gerd Groß
Abschied
War unersättlich nach viel tausend Küssen,
Und mußt mit einem Kuß am Ende scheiden.
Nach herber Trennung tiefempfundnem Leiden
War mir das Ufer, dem ich mich entrissen,
Mit Wohnungen, mit Bergen, Hügeln, Flüssen,
Solang ich's deutlich sah, ein Schatz der Freuden;
Zuletzt im Blauen blieb ein Augenweiden
An fernentwichnen lichten Finsternissen.
Und endlich, als das Meer den Blick umgrenzte,
Fiel mir zurück ins Herz mein heiß Verlangen;
Ich suchte mein Verlornes gar verdrossen.
Da war...
Johann Wolfgang von Goethe
Am Flusse
Verfließet, vielgeliebte Lieder,
Zum Meer der Vergessenheit!
Kein Knabe sing' entzückt euch wieder,
Kein Mädchen in der Blütenzeit.
Ihr sanget nur von meiner Lieben;
Nun spricht sie meiner Treue Hohn.
Ihr wart ins Wasser eingeschrieben;
So fließt denn auch mit ihm davon.
Johann Wolfgang von Goethe