Märchen Zitate
Märchen sind allemal dramatisch. Denn ihre Voraussetzung ist: das Böse. Seine Existenz ercheint notwendig, damit Phantasie-Siege über es errungen werden können. Das Märchen lebt vom Bösen, wie der Held von den Feinden, das "Happy end" vom schlechten Anfang, der Arzt von der Krankheit, der Erlöser von den Übeln. Märchen sind pessimistisch. Sie lehren, daß ohne Geister, Feen, Zauberer, kurz, ohne übernatürliche Protektion, gegen die Mächte der Finsternis und Bosheit nicht aufzukommen ist.
Alfred Polgar
Märchen
In deiner lieben Nähe
Bin ich so glücklich. Ich mein,
Ich müßte wieder der wilde,
Selige Knabe sein.
Das macht deiner süßen Jugend
Sonniger Frühlingshauch.
Ich hab dich so lieb. Und draußen
Blühen die Rosen ja auch.
O Traum der goldenen Tage!
Herz, es war einmal.
Abendwolken wandern
Über mein Jugendtal.
Gustav Falke
Das schönste Märchen
Viele Märchen kennt die Kinderwelt,
entzückt sind schon die Allerkleinsten,
zauberhaftes wird gekonnt erzählt,
mit Happy-End vom Allerfeinsten.
Doch nur selten werden Märchen wahr,
das weiß ein jeder Mensch auf Erden,
es besteht auch noch kein Formular,
das zeigt, wie Märchen Wahrheit werden.
Es gibt nur ein bestimmtes Märchen,
das ein jeder liebt und jeder kennt,
Leben</em> heißt dies Wundermärchen,
doch das ist leider – ohne Happy-End.
Horst Rehmann
Das Märchen vom Glück
Das Märchen vom Glück, das ich euch sag',
Dauert gerad' einen Herzensschlag;
Dürft drum mein Märchen nicht töricht schelten,
So tief ihr's faßt, so tief wird's euch gelten!
Und dies ist mein Märchen: Das echte Glück
Bleibt nur gerad' einen Augenblick.
Einmal hat's einer am Ärmel genommen
Und hielt's gefangen in seinem Haus,
Da hat es grau-graue Haare bekommen;
Und wie das Glück graue Haare bekommen,
Da sah es genau wie das Unglück aus …
Mein Märchen, es dauert so lang'...
Hugo Salus
Verzweiflung
Wenn ich sonst im alten Buch gelesen,
Daß die Liebe Menschen hingerafft,
Sprach ich wohl, ein Märchen ist's gewesen,
Liebe hat ja nicht zum Tödten Kraft.
Anders, anders lehrte sie's mich kennen;
Qualen fand ich, ihre Freuden nicht.
Hör' ich heut der Liebe Freuden nennen,
Denk' ich, ach, daß man in Märchen spricht.
Ernst von Wildenbruch