Mädchen Zitate (Seite 4)
Das Bettelmädchen
Das Bettelmädchen lauscht am Tor,
Es friert sie gar zu sehr.
Der junge Ritter tritt hervor
Und wirft ihr hin den Mantel
Und spricht: "Was willst du mehr?"
Das Mädchen sagt kein einzig Wort,
Es friert sie gar zu sehr.
Dann geht sie stolz und glühend fort
Und läßt den Mantel liegen
Und spricht: "Ich will nichts mehr!"
Christian Friedrich Hebbel
Das Ja-Wort
Der Gründer, wißt Ihr, strotzt von Geld,
Nun hört, ich thu Euch kund:
Der größte Gründer von der Welt
Das ist des Mädchens Mund.
Des Mädchens Mund ist fein und klein; –
Doch ob Ihr's glauben wollt,
Ein Wörtchen soll darinnen sein,
Das wiegt 'nen Centner Gold.
Ein wenig thut sich auf der Mund –
Wupp ist das Wörtchen da,
Und wer es fängt, der thut 'nen Fund,
Das Wörtchen das heißt "ja".
Ernst von Wildenbruch
Eroberung
Ach, sie strampelt mit den Füßen,
Ach, sie läßt es nicht geschehn,
Ach, noch kann ich ihren süßen
Körper nur zur Hälfte sehn;
Um die Hüfte weht der Schleier,
Um den Schleier irrt mein Blick,
Immer wilder loht mein Feuer,
Ach, sie drängt mich scheu zurück!
Mädchen, ich will nichts erzwingen;
Mädchen, gibt mir einen Kuß;
Sieh, dich tragen eigne Schwingen
Durch Begierde zum Genuß.
Ach, da schmiegt sie sich und lächelt:
Deine Küsse sind ein Graus;
Und mit beiden Händen fächelt,
Sie der...
Frank Wedekind
Die Geliebte
Die ich mir zum Mädchen wähle,
Soll von aufgeweckter Seele,
Soll von schlanker Länge sein.
Holde Sanftmut, Witz im Scherze
Rührt mein Herze,
Nicht ein glatt Gesicht allein.
Allzu jung taugt nur zum Spielen.
Fleischig sei sie anzufühlen,
Und gewölbt die weiße Brust.
Die Brünette soll vor allen
Mir gefallen:
Sie ist dauerhaft zur Lust.
Setzt noch unter diese Dinge,
Daß sie artig tanz' und singe:
Was ist solchem Mädchen gleich?
Sagt, ihr Menschenkenner, saget:
Wers erjaget,
Hat der...
Johann Peter Uz
Ein Wunder?
Ein kleines Mädchen, wohl sieben Jahr
Sitzt traurig im Zimmer und kämmt sich ihr Haar
Ihre Eltern sind tot, sie kannte sie kaum
Nur manchmal sieht sie sie in ihrem Traum
Sie denkt gern zurück, noch vor einem Jahr
Kämmte ihr immer Mama das Haar
Sie schaut in den Spiegel, der vor ihr steht
Und fragt ihn leise wie's Mama jetzt geht
Tränen rinnen ihr übers Gesicht
Da erscheint ihr im Spiegel ein helles Licht
Ein Engel erscheint und setzt sich zu ihr
Sie sagt: "keine Angst, Mama ist...
Heiko Noack
Vorschneller Schwur
Schwor ein junges Mädchen:
Blumen nie zu tragen
Niemals Wein zu trinken,
Knaben nie zu küssen.
Gestern schwor das Mädchen
Heute schon bereut es:
– Wenn ich Blumen trüge,
Wär' ich doch noch schöner!
Wenn ich Rotwein tränke,
Wär' ich doch noch froher!
Wenn ich den Liebsten küßte,
Wär' mich doch noch wohler! –
Siegfried (Isaac Salomon) Kapper
Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
die hat einen anderen erwählt;
der andere liebt eine andre
und hat sich mit dieser vermählt.
Das Mädchen heiratet aus Ärger
den ersten besten Mann,
der ihr über den Weg gelaufen;
der Jüngling, der ist übel dran.
Es ist eine alte Geschichte,
doch bleibt sie immer neu;
und wem sie just passiert,
dem bricht das Herz entzwei.
Heinrich Heine
Mailied
Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!
Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch
Und Freud' und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd', o Sonne!
O Glück, o Lust!
O Lieb', o Liebe!
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn!
Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.
O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb' ich dich!
Wie blickt dein Auge!
Wie liebst du mich!
So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und...
Johann Wolfgang von Goethe
An eine Rose
Du kleine Rose, glaube mir,
Du sollst Lucindens Busen schmücken.
Ich selber will dich ihr
Itzt auf den vollen Busen drücken.
Dann sag ich: "Mädchen, küsse mich,
Sieh, dies hat Flora dir geweihet.
Sieh, wie die Rose sich
Schon über ihre Stelle freuet."
Doch untersteht ein Jüngling sich
Dich von dem Busen abzubrechen:
Dann, Rose, räche mich,
Dann mußt du ihn gewaltsam stechen.
Doch wenn in meines Mädchens Brust
Nach mir sich zarte Wünsche regen –
O die geliebte Brust!
Dann hauch...
Heinrich Wilhelm von Gerstenberg
Das unschuldige Mädchen
Meine Mutter sagt' mir:
"Deine Lippen gab dir
Zum Sprechen, Tochter, die Natur,
Und zum Sprechen brauch' sie nur."
Warum sind sie so rot?
Oh, ich könnt' auch mit weißen Lippen sprechen,
Und warum gebot
Meine Mutter: nur zum Sprechen?
Wer zeigt mir armen Mädchen an,
Was mein Mund mehr als sprechen kann?
Matthias Claudius
Pfingsten
Zwischen Tulpenflammen und Narzissen
Springen unter schweren Fliederbüschen
Kleine Mädchen losen Haars im Garten.
Lerne, Herz! Die kleinen Mädchen wissen
Mehr vom Glück, als du; mit ihrem Springen
Loben sie den heiligen Geist der Pfingsten
Zwischen Tulpenflammen und Narzissen.
Denn der heilige Geist ist ausgegossen
In den glutenbunten Tulpenflammen,
Und er heißt: Seid fröhlich, Menschenkinder!
Jede Blume, glorienumflossen,
Ist, dem Haupt Mariens gleich, ein Abbild
Milder, tiefer,...
Otto Julius Bierbaum