Mädchen Zitate (Seite 16)
Des Mädchens Lied
Schaust du mir so innig
In das Aug' hinein,
Sprichst du, ewig bin ich,
Meine Liebe, dein;
Muß ich dir erscheinen
Als ein töricht Blut;
Laß mich dann nur weinen,
Weinen tut so gut.
Fragst du, welch ein Leiden
Mich zu Tränen zwingt?
Kann's die Harfe meiden,
Daß, berührt, sie klingt?
Wie der Klang erscheinen
Muß, der in ihr ruht, –
Sieh, so muß ich weinen;
Weinen tut so gut.
Otto Ludwig
Die Mordsmode
Einen kleinen Vogel hatte früher
Jede Dame, nämlich auf dem Hut.
Unter zwei bis dreien heutzutage
Es die Modedame nicht mehr tut.
In der ganzen Welt beginnt ein Morden,
Überall da knallt das Schießgewehr;
Rar geworden sind die Papageien,
Kolibris, die gibt's schon gar nicht mehr.
Einen bessern Piepmatz sich zu leisten,
Ach, der Mittelstand, der kann es nicht,
Aber einen Vogel muß man haben,
Und so nimmt man eben, was man kriegt:
"Nein, die Preise sind nicht zu bezahlen."
Sagt...
Hermann Löns
Der schönste Platz
Wo die weißen Tauben fliegen,
Wohnt mein Schatz und der ist schön;
Wo die weißen Tauben fliegen,
Muß ich immer wieder gehen.
Wo die roten Rosen blühen,
Hab’ ich sie zuerst geküßt;
Wo die roten Rosen blühen,
Meine liebste Weide ist.
Wo die grünen Büsche stehen,
Singt ein Vogel dies und das;
Wo die grünen Büsche stehen,
Ist zerdrückt das junge Gras.
Wo die klaren Quellen rauschen,
Liegt ein Rosenkränzelein;
Wo die klaren Quellen rauschen,
Ward das...
Hermann Löns
Hüte dich!
Nachtigall, hüte dich!
Singe nicht so lieblich!
Ach, dein allerschönstes Singen
Wird dich um die Freiheit bringen.
Hüte dich!
Schöne Blume, hüte dich,
Blühe nicht so glühend,
Dufte nicht so voll Entzücken!
Wer dich siehet, will dich pflücken,
Hüte dich!
Schönes Mädchen, hüte dich,
Lächle nicht so gütig!
Deine Schönheit, deine Güte!
Denk an Nachtigall und Blüte!
Hüte,
Hüte dich!
Hermann Ritter von Lingg
Sommerabend
Faltenlos sind alle Dinge,
Wie vergessen, leicht und matt.
Heilighoch spült grüner Himmel
Stille Wasser an die Stadt.
Fensterschuster leuchten gläsern.
Bäckerläden warten leer.
Straßenmenschen schreiten staunend
Hinter einem Wunder her.
... Rennt ein kupferroter Kobold
Dächerwärts hinauf, hinab.
Kleine Mädchen fallen schluchzend
Von Laternenstöcken ab.
Alfred Lichtenstein
Landschaft
Wie alte Knochen liegen in dem Topf
Des Mittags die verfluchten Straßen da.
Schon lange ist es her, daß ich dich sah.
Ein Junge zupft ein Mädchen an dem Zopf.
Und ein paar Hunde sielen sich im Dreck.
Ich ginge gerne Arm in Arm mit dir.
Der Himmel ist ein graues Packpapier,
Auf dem die Sonne klebt - ein Butterfleck.
Alfred Lichtenstein
Vom Osten streift ein Frühlingswind
uns wie im Vorübergehen,
daß im Pokal auf dem grünen Wein
winzige Wellen entstehen.
Da sind die Blüten, von Wirbelgewalt
entführt, zu Boden gegangen.
Mein schönes Mädchen ist trunken bald
mit ihren geröteten Wangen.
Am blauen Faden der Pfirsichbaum
weißt du, wie lange er blüht?
Ein zitterndes Leuchten ist es, ein Traum:
Er täuscht uns nur und entflieht.
Komm, auf zum Tanz!
Die Sonne verglüht!
Li-Tai-Po
Die Küsse
Ein Küßchen, das ein Kind mir schenket,
Das mit dem Küssen nur noch spielt,
Und bei dem Küssen noch nichts denket,
Das ist ein Kuß, den man nicht fühlt.
Ein Kuß, den mir ein Freund verehret,
Das ist ein Gruß, der eigentlich
Zum wahren Küssen nicht gehöret:
Aus kalter Mode küßt er mich.
Ein Kuß, den mir mein Vater giebet,
Ein wohlgemeinter Segenskuss,
Wenn er sein Söhnchen lobt und liebet,
Ist etwas, das ich ehren muß.
Ein Kuß von meiner Schwester Liebe
Steht mir als Kuß nur so weit...
Gotthold Ephraim Lessing
Das Alter
Nach der 11ten Ode Anakreons
Euch, lose Mädchen, hör ich sagen:
– Du bist ja alt, Anakreon.
Sieh her! du kannst den Spiegel fragen,
Sieh, deine Haare schwinden schon;
Und von den trocknen Wangen
Ist Blüt und Reiz entflohn. –
Wahrhaftig! ob die Wangen
Noch mit dem Lenze prangen,
Wie, oder ob den Wangen
Der kurze Lenz vergangen,
Das weiß ich nicht; doch was ich weiß,
Will ich euch sagen: daß ein Greis,
Sein bißchen Zeit noch zu genießen,
Ein doppelt Recht hat, euch zu küssen.
Gotthold Ephraim Lessing
Die Biene
Als Amor in den goldnen Zeiten
Verliebt in Schläferlustbarkeiten
auf bunten Blumenfeldern lief,
Da stach den kleinsten von den Göttern
Ein Bienchen, das in Rosenblättern,
wo es sonst Honig holte, schlief.
Durch diesen Stich ward Armor klüger,
der unerschöpfliche Betrüger
Sann einer neuen Kriegslist nach:
Er lauscht in Rosen und Violen;
Und kam ein Mädchen sie zu holen,
Flog er als Bien heraus und stach.
Gotthold Ephraim Lessing
Wo bist du itzt?
Wo bist du itzt, mein unvergeßlich Mädchen?
Wo singst du itzt?
Wo lacht die Flur, wo triumphiert ein Städtchen,
Das dich besitzt?
Seit du entfernt, will keine Sonne scheinen,
Und es vereint,
Der Himmel sich, dir zärtlich nachzuweinen,
Mit deinem Freund.
All unsre Lust ist fort mit dir gegangen,
Still überall
Ist Stadt und Feld. Dir nach ist sie geflogen,
Die Nachtigall.
O komm zurück! Schon rufen Hirt und Herden
Dich bang herbei.
Komm bald zurück! Sonst wird es Winter...
Jakob Michael Reinhold Lenz
An die Entfernte
Diese Rose pflück ich hier,
In der fremden Ferne;
Liebes Mädchen, dir, ach dir
Brächt ich sie so gerne!
Doch bis ich zu dir mag ziehn
Viele weite Meilen,
Ist die Rose längst dahin,
Denn die Rosen eilen.
Nie soll weiter sich ins Land
Lieb von Liebe wagen,
Als sich blühend in der Hand
Läßt die Rose tragen;
Oder als die Nachtigall
Halme bringt zum Neste,
Oder als ihr süßer Schall
Wandert mit dem Weste.
Nikolaus Lenau
Die Schwalbe
Weshalben ist, o Vogel,
So traurig dein Gesang?
Weshalben fliegst so ängstlich
Du hier den Weg entlang? –
Ich flog für meine Jungen
nach Nahrung etwas weit,
Da stahl man Nest und Jungen
Mir in der Zwischenzeit.
Deshalben ist, o Mädchen,
So traurig mein Gesang!
Deshalben flieg' so ängstlich
Ich hier den Weg entlang!
Elisabeth Kulmann
Nicht im Vorübergehen
Mutwillig sollst Du keine Blume brechen,
Sie wegzuwerfen oder zu zerpflücken;
Sollst einem Mädchen nie von Liebe sprechen,
Willst du sie nicht mit deiner Hand beglücken.
Der Kuß, den dir errötend sie gegeben,
Ein süßrer Mund kann wieder ihn verwehen;
Sie aber fühlt den deinen all ihr Leben:
Es liebt das Weib nicht im Vorübergehen!
Rudolf Knussert