Macht Zitate (Seite 48)
Man macht sich selbst Probleme, man macht sich Schwierigkeiten - das hält einen beschäftigt: Man grübelt über den zweiten Akt eines Dramas oder sorgt sich, weil die Freundin mit einem andern schläft. Das sind alles sehr schmerzhafte Geschichten, aber sie sind nie und nimmer zu vergleichen mit dem realen Schrecken, in dem die Menschen die ganze Zeit leben.
Woody Allen
Alle wissen um die Wahrheit, aber jede Person verzerrt anders. Der eine wird religiös und hofft, daß ihm das hilft. Ein anderer glaubt, es wäre wunderbar, berühmt zu sein. Ein anderer will das Leben sinnlich und mit allen Vergnügungen genießen. Einer will politische Macht . . . aber am Ende führen alle Züge ins selbe Depot. Und dieses Depot ist kein sicherer Hafen, macht nicht glücklich, wenn man darüber nachdenkt.
Woody Allen
Erneuerung
Reine Flammen,
brennt zusammen!
Macht mich licht durch euren Schein
und voll Triebe
süßer Liebe:
nehmt mein ganzes Wesen ein!
Sei mir günstig,
mach mich brünstig,
du Liebhaber meiner Seel!
Laß besitzen
und erhitzen
mich deins Geistes Liebesöl!
Stärk dein Feuer,
o mein Treuer!
recht entzündet
sich befindet
und von Lieb ist ganz durchglüht.
Daß ich spüre
wie verliere
sich die finstere Gestalt,
und das Dunkle
glänzend funkle,
und vergeh, was alt und kalt.
Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf
Den frohen Mann zum Freunde nimm;
Nicht einen, dem in Gram und Grimm
Der Boden unter'n Füßen brennt,
Wenn andre tanzen; der im Leben
Mit keinem Menschen »Du« sich nennt,
Dem man sich scheut, die Hand zu geben!
Nimm einen, der dir seinen Rat
Nicht aufdrängt, aber Wort und Tat
Am Zügel hat in Ernst und Scherzen,
Der zwar die Weisheit nicht in Pacht,
Jedoch, wenn's gilt, aus seinem Herzen
Auch keine Mördergrube macht.
Julius Wolff
Gesinnungen
Ihm, den Gesinnung stets beseelt,
hat lange Zeit ein Amt gefehlt;
Erst spät erringt er sich zur Not,
sich selber treu, ein Stückchen Brot:
es war danach!
Der andre hat mit aller Macht
zuerst ans hohe Amt gedacht;
zu diesem paßt er sich sodann
auch so was wie Gesinnung an:
sie war danach!
Alois Wohlmuth
Mein Herz
Die Zeit vergeht,
Dein Gesicht verblaßt,
der Schmerz läßt nach,
mein Herz verheilt.
Wie es in mir steht?
Hab Dich gehaßt,
das macht es einfach
und übereilt.
Denn wie soll man hassen,
was man liebt,
nur um das Alleinsein, nicht dabei sein,
besser zu ertragen.
Ich kann nicht von Dir lassen,
mich etwas zu Dir schiebt,
nicht einsam, zweisam sein
und tausend Fragen.
Und ein Gefühl,
noch immer Liebe,
herrscht in mir vor
und trotzt dem Schmerz.
Im Gefühlsgewühl,
trotz...
Klemens Winterer
Suleika
Hochbeglückt in deiner Liebe
Schelt ich nicht Gelegenheit;
Ward sie auch an dir zum Diebe,
Wie mich solch ein Raub erfreut!
Und wozu denn auch berauben?
Gib dich mir aus freier Wahl;
Gar zu gerne möchte ich glauben –
Ja, ich bins, die dich bestahl.
Was so willig du gegeben,
Bringt dir herrlichen Gewinn;
Meine Ruh, mein reiches Leben
Geb ich freudig, nimm es hin!
Scherze nicht! Nichts von verarmen!
Macht uns nicht die Liebe reich?
Halt ich dich in meinen Armen,
Jedem...
Marianne von Willemer
Doch will ich nicht, daß Du Gefährtin seist!
In diesem Namen prahlt die große Lüge.
Wenn Du bewirkst, daß ich mich klarvergnüge,
Nenne ich gerne dies Bewirken Geist.
Mit andern lebt man, was man leben heißt,
Übt seine Pflicht, spannt sich ins Jochgefüge
Der Arbeit ein für sie und holt sich Büge,
Die keines Gottes Hammer grade schweißt.
Du aber sei für mich das seltne Fest,
Das Bacchanal, bei dem man sich verschwendet!
Denn die Alltäglichkeit macht stumpf und schändet
Den Gott in uns und gibt...
Anton Wildgans
Abnehmender Mond
Es geht der Mond zur Neige,
Es bleicht sein milder Schein.
Er winkt und flüstert leise:
»Bald werd' ich nicht mehr sein.
Sieh mir darum ins Antlitz
Heut noch recht inniglich,
Ob wir uns wiedersehen,
Das weißt nicht du noch ich.«
Des Menschen Glück und Freude
Geht her, geht hin geschwind,
Und was wir Menschen lieben,
Verweht ein leichter Wind.
Wenn Du vom Freunde scheidest
Schau tief ihm ins Gesicht.
»Ich seh' ihn morgen wieder«,
Ach denke, denk' es nicht.
Denn zwischen heut...
Ernst von Wildenbruch
Falsche Gewichtung
Es sind nicht die Tränen im Gesicht
sondern das Wasser in den Augen,
welches die Sichtweisen verschwimmen läßt.
Es sind nicht die Risse im Spiegel,
sondern die Splitter in der Haut,
welche den Schmerz unerträglich machen.
Es sind nicht die Schläge im Herzen
sondern die Treffsicherheit des Angreifers
welche uns die Offenheit bereuen läßt.
Es ist nicht das Wissen um unserer Fehler
sondern die Unzulänglichkeit diese zu verhindern
welche uns zu voreingenommenen macht.
Es ist...
Damaris Wieser
Wiener Art
Am echten Wiener ist fürwahr nichts kantig,
Ja manchem dünkt sein Wesen schier zu weich.
Was andre grämt, macht ihn ein bißchen "grantig"
Und raschem Poltern folgt sein Lachen gleich.
Doch mag ihn auch ein leichter Wind schon biegen,
Der stärkste Sturm wird ihn nicht unterkriegen!
Albrecht Graf Wickenburg
Ungewitter
Horch und sieh! Die Blitze dröhnen
Und die dumpfen Täler stöhnen,
Die Natur im Fiebertraum
Wälzt Gewitter durch den Raum.
Wenn mich das Gewirr umschauert,
In der Luft der Zufall kauert,
Mahnt ein Götterbote mich:
"Daß du Mensch bist, freue dich!
Sollen all' die Graungewalten
Zur Bedeutung sich gestalten,
Müssen sie, dir untertan,
Deiner Macht sich schmiegen an.
Du nur schaffst durch dein Beraten
Dieses Wurfspiel um zu Taten,
Hauchst in den verworrnen Drang
Sprache, Geist und...
Karl Friedrich Gottlob Wetzel
Philosophische Poesie
In allen Dingen walten drei Potenzen,
Unendlich, endlich, ewig sind die Namen,
Woraus das All besteht auf Ja und Amen,
Als Indifferenz der Differenzen.
Vor G- macht die gehör'gen Reverenzen,
Denn Er, das große A, ist ja der Samen,
Daraus so schöne Redensarten kamen,
Contractions-Expansions-Tendenzen.
Doch nicht nur oben in der Sphären Läufen
Will die Identität sich offenbaren,
Dem Organismus auch kömmt was zu Gute.
Und daß wir Licht und Schwerkraft ganz...
Karl Friedrich Gottlob Wetzel
Psyche
Die arme Waise,
Sie seufzt und bebt;
Aus dem Gehäuse
Ihr Fittig strebt.
Nach jedem Sterne
Streckt sie die Hand;
Dort glänzt – ach Ferne!
Ihr Vaterland.
Umsonst nach Klarheit
Sehnt sich ihr Blick,
Nach Lieb' und Wahrheit
Ihr Geist zurück.
Mit bunten Schranken
Hemmt Sinnentrug
Ihr der Gedanken
Äther'schen Flug.
Sie schlägt die Flügel
Am Käfig wund;
Ihr macht kein Spiegel
Ihr Wesen kund.
Die arme Waise
Sie ringt und strebt
Aus dem Gehäuse
Und seufzt und bebt.
Ignaz Heinrich Carl Freiherr von Wessenberg-Ampringen