Zitate
Psyche
Die arme Waise,
Sie seufzt und bebt;
Aus dem Gehäuse
Ihr Fittig strebt.
Nach jedem Sterne
Streckt sie die Hand;
Dort glänzt – ach Ferne!
Ihr Vaterland.
Umsonst nach Klarheit
Sehnt sich ihr Blick,
Nach Lieb' und Wahrheit
Ihr Geist zurück.
Mit bunten Schranken
Hemmt Sinnentrug
Ihr der Gedanken
Äther'schen Flug.
Sie schlägt die Flügel
Am Käfig wund;
Ihr macht kein Spiegel
Ihr Wesen kund.
Die arme Waise
Sie ringt und strebt
Aus dem Gehäuse
Und seufzt und bebt.
Ignaz Heinrich Carl Freiherr von Wessenberg-Ampringen
Der Sinn für das Schöne und Erhabene soll die Menschen nicht nur vor Rohheit und Verwilderung behüten, sondern auch vor Erschlaffung, indem er zugleich den Geist anspannt, das Herz erweicht und die Sitten mildert. Dadurch macht er auch die Menschen für Anerkennung des Wahren und Übung des Guten empfänglicher.
Ignaz Heinrich Carl Freiherr von Wessenberg-Ampringen
Und sind nicht, fern von Beispiel, schöne Worte,
was Segel ohne Wind,
was Wolken ohne Wasser sind?
Nur Taten öffnet sich des Herzens Pforte.
Ignaz Heinrich Carl Freiherr von Wessenberg-Ampringen
Kein edleres Kleinod gibt es, als wahre Freundschaft. Aber wie selten ist sie! Sie fordert Adel der Gesinnung, Übereinstimmung in derselben und ein tiefes Gefühl vom gegenseitigen Wert, endlich Geneigtheit zu hingebender Selbstverleugnung. Wo es hieran fehlt, wird das Band der Freundschaft ebenso leichtsinnig und selbstsüchtig gelöst, wie geknüpft.
Ignaz Heinrich Carl Freiherr von Wessenberg-Ampringen
Wahren Wert hat die Zivilsation (gesellschaftliche Gesittung) nur so fern, als sie das menschliche Leben zu veredeln, zu erleichtern, zu verschönern dient. – Sie ist aber auch Verirrungen ausgesetzt, wovor sie nur das Festhalten an den ewigen Grundlagen der Gerechtigkeit und Sittlichkeit bewahren kann.
Ignaz Heinrich Carl Freiherr von Wessenberg-Ampringen
Zum Sklaven der Gewohnheit zu werden, bringt immer Nachteil. Des Nachdenkens sollte man auch durch gute und löbliche Gewohnheiten sich nie überhoben glauben. Sonst sind auch diese nicht vor Ausartung gesichert und werden dem Fortschritt im Guten hinderlich.
Ignaz Heinrich Carl Freiherr von Wessenberg-Ampringen
Diejenigen, die alles Heil der Menschen von der Aufklärung ihrer Intelligenz erwarten, bedenken nicht, daß diese nichts Gutes zu wirken vermag, wenn nicht die sittlich-religiöse Bildung des Herzens (des Willens und der Gesinnung) gleichen Schritt mit ihr hält. – Die wahrhaft großen Gedanken kommen vom Herzen.
Ignaz Heinrich Carl Freiherr von Wessenberg-Ampringen
Es ist ein schwerer Irrtum, zu glauben, daß das Gute durch böse Mittel gefördert werden dürfe. Schlecht handeln, damit Gutes bewirkt werde, ist durchaus verwerflich.
Ignaz Heinrich Carl Freiherr von Wessenberg-Ampringen
Wahre Demut des Herzens, die Freude wahrer Selbsterkenntnis, die Blüte christlicher Gesinnung, ist allem Sklavensinn abhold, sie macht aber für jede Wahrheit empfänglich und verleiht allen Vorzügen in Wissenschaft und Tugend erst jenen reinen Glanz, der sich nur fühlen, nicht beschreiben läßt.
Ignaz Heinrich Carl Freiherr von Wessenberg-Ampringen
Klugheit ist dem Menschen nicht nur nötig, um sich vor allerlei Schaden zu bewahren, und um große und edle Ziele zu erreichen, sie ist aber auch in vielen Fällen eine wichtige Verbündete der Tugend, die nur mit ihrer Hilfe sicher einherschreiten kann.
Ignaz Heinrich Carl Freiherr von Wessenberg-Ampringen
Vernunft und Erfahrung drängen zu einem Ebenmaß von Freiheit und Beschränkung. Nur dieses Ebenmaß kann befriedigen. Am wenigsten vermag dies ein bloßer Schein, sei es von Freiheit, sei es von Beschränkung.
Ignaz Heinrich Carl Freiherr von Wessenberg-Ampringen
In der Erforschung und Vermittlung der Gegensätze besteht alle Wissenschaft, in ihrer Versöhnung alle Weisheit der Menschen. Vollständige Aufhebung der Gegensätze übersteigt jedoch unser Vermögen, sie wäre Verwandlung des Endlichen in Unendliches.
Ignaz Heinrich Carl Freiherr von Wessenberg-Ampringen
Das Verlangen völliger Gleichheit steht mit der Würde des Menschen, welche verlangt, daß jeder nach Vervollkommenheit trachte, im Widerspruch. Es ist so viel, als verlangen, daß alle auf der niedrigsten Stufe stehen und beharren sollen. – Denn nur auf dieser Stufe wäre unter den Menschen eine völlige Gleichheit erreichbar.
Ignaz Heinrich Carl Freiherr von Wessenberg-Ampringen