Lust Zitate (Seite 21)
Du weißt es nicht
Du weißt es nicht, wie wohl es tut,
Wenn Deine feste, kühle Hand,
Die mir so manche Qual gebannt,
In meiner ruht.
Dann ist's, als ob versiegen wollt'
Der Glutstrom, der mein Herz durchrollt,
Dann naht so selig kühl,
Starkflutend, ein Gefühl,
Als könnt' auch ich auf Erden
Noch einmal friedlich werden,
Als könnt' ich überwinden
Und jene Stätte finden,
Auf der mir sternenweit
Die Lust und auch das Leid.
Felix Dörmann
Verlorene Sehnsucht
Ich wäre gern ein schlichter Mann geworden,
Der starken Anmut lebensfrohes Bild,
Ich wäre gern ein schlichter Mann geworden,
Mit einer Seele sonnenklar und mild.
An eines stillen Stromes grünen Borden
Hätt' ich das Leben gerne süß verträumt,
An eines stillen Stromes grünen Borden
Die wilde Lust, die wilde Qual versäumt. –
Ich wäre gern ein schlichter Mann geworden…
Felix Dörmann
Widmung
(An A.L.)
Wenn grauenhaft Dir meine Verse scheinen
Und ungelenk und wüst, o so verzeih'!
Du weißt es ja, es ist mit mir vorbei,
Und hast Du Lust, so kannst Du mich beweinen.
Dir lagen offen meiner Seele Schlünde,
Du hast mein reines Wollen ganz gesehn,
Du sahst auch dann mein Ich zu nichts vergehn,
Zuerst im Elend, dann im Rausch der Sünde.
Nimm diese Verse denn als Liebeszeichen,
Als letztes wehmutsvolles Grüßen an,
Von einem seelensiechen,...
Felix Dörmann
Jetzt ist es Herbst
Jetzt ist es Herbst,
Die Welt ward weit,
Die Berge öffnen ihre Arme
Und reichen dir Unendlichkeit.
Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub,
Die Bäume sehen in den Staub,
Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.
Jetzt ist es Herbst,
das Herz ward weit.
Das Herz, das viel gewandert ist,
Das sich vergnügt mit Lust und List,
Das Herz muß gleich den Bäumen lauschen
Und Blicke mit dem Staube tauschen.
Es hat geküßt, ahnt seine Frist,
Das Laub fällt hin, das Herz vergißt.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Die Freiheit ist ein Meer
Und seine Fische Herzen;
Sie schwimmen ohne Schmerzen
Behaglich hin und her.
Doch diese Lust, wie Schade!
Ist von geringer Dauer;
Es wohnet am Gestade,
Es stehet auf der Lauer
Liebe, die Fischerin.
Sie fischt mit eignen Angeln;
Sie fischt mit Ambralocken;
Die purpurrothen Fischchen,
Sie kommen unerschrocken,
Sie lassen von der argen
Sich gar zu gerne locken,
Und eines um das andre
Ist ihrer List Gewinn.
Georg Friedrich Daumer
Ich bin der Herr, der allmächtige Gott,
Ruft's aus der Wolke, säuselt's im Thal;
Wandle vor mir, so ist mein Gebot,
Fromm und demütig in Lust und Qual;
Von meiner Sonne erglänzet dein Pfad,m
Dir leuchtet mein Sternenheer;
Die grünet der Wald und die wogende Saat,
Dir braust mein unendliches Meer.
Dich hab' ich zum Hüter und Herrscher bestellt,
In meiner grünenden prangenden Welt,
Und all' ihre Wunder predigen dir:
"Ich bin der Allmächtige, wandle vor mir!"
Fromm in der heiligen Nacht;
Fromm,...
Karoline von Dankelmann
Wunsch für ihn (1870)
Gedulde dich! Es kommt der Tag,
da wird es dir gewähret,
Was du mit jedem Herzensschlag,
so überheiß begehret.
Dir funkelt's aus dem Adlerblick,
dir sprüht's um Haupt und Rechte
Du gehrst nach blut'gem Kampfgeschick
todbringender Gefechte.
Und brichst du dann, du stolzes Herz,
sollst du noch einmal fassen
Des Lebens Lust: - doch sonder Schmerz
um das, was du mußt lassen.
Therese Dahn
Anselmuccio
Ist gar ein holder Knabe er!
Als ob er's Bild der Liebe wär'.
Sieht freundlich aus und weiß und rot,
Hat große Lust am Butterbrot,
Hat blaue Augen, gelbes Haar,
Und Schelm im Nacken immerdar,
Hat Arm' und Beine rund und voll!
Und alles, wie man's haben soll.
Nur eines fehlt dir, lieber Knabe!
Eins nur: daß ich dich noch nicht habe.
Matthias Claudius
Die Sterne
Ich sehe oft um Mitternacht,
wenn ich mein Werk getan
und niemand mehr im Hause wacht,
die Stern' am Himmel an.
Sie gehn da, hin und her zerstreut,
als Lämmer auf der Flur;
in Rudeln auch und aufgereiht
wie Perlen an der Schnur;
und funkeln alle weit und breit,
und funkeln rein und schön;
ich seh die große Herrlichkeit
und kann mich satt nicht sehn,
dann saget unterm Himmelszelt
mein Herz mir in der Brust:
"Es gibt was Bess'res in der Welt,
als all ihr Schmerz und...
Matthias Claudius
Ein neues altes Lied
Vertrau' nicht fürder mehr,
Und liebst du noch so sehr;
Liebt Jeder sich allein,
Und lacht des Andern Pein;
Wer lebt in Leid und Schmerz,
Der findt kein treues Herz.
Vertrau' nicht fürder mehr,
Denn Untreu kränket sehr!
Viel besser Einsamkeit,
Als falsche Freundlichkeit;
Kannst du mit Gott nur sein,
So bist du nicht allein.
Geh' hin zum Anger grün,
Und sieh die Berge blühn,
Natur ist immer da
Mit Mutterliebe nah,
Komm', trink' an ihrer Brust
Vergessenheit und...
Helmina von Chézy
Ich kann's nicht fassen, nicht glauben,
Es hat ein Traum mich berückt;
Wie hätt' er doch unter Allen
Mich Arme erhöht und beglückt?
Mir war's, er habe gesprochen:
Ich bin auf ewig dein –
Mir war's – ich träume noch immer
Es kann ja nimmer so sein.
O laß im Traume mich sterben,
Gewieget an seiner Brust,
Den seligsten Tod mich schlürfen
In Thränen unendlicher Lust.
Adelbert von Chamisso