Lippen Zitate (Seite 8)
Liebesmorgen
Aus dem roten, roten Pfühl
kriecht die Sonne auf die Dielen,
Und wir blinzeln nur und schielen
Nach uns, voller Lichtgefühl.
Wie die Rosa-Pelikane,
Einen hellen Fisch umkrallend,
Rissen unsere Lippen lallend
Kuß um Kuß vom weißen Zahne.
Und nun, eingerauscht ins weiche
Nachgefühl der starken Küsse,
Liegen wir wie junge Flüsse
Eng umsonnt in einem Teiche.
Und wir lächeln gleich Verzückten;
Lachen gibt der Garten wieder,
Wo die jungen Mädchen Flieder,
Volle Fäuste Flieder pflückten.
Paul Boldt
Frühlingssonntag
In der weiten, stillen Gotteskirche
Ist ein tiefes andachtsvolles Schweigen;
Nur die Grille zirpt im Rauch der Ähren,
Lerche singt in silbergrauen Lüften.
Und mir ist, als ginge Gott der Vater
Ungesehen segnend durch die Fluren;
Jeder segenschwere Halm erkennt ihn:
Leise, leise neigen sich die Ähren.
Aber heilig schauernd knie ich nieder,
Kniee nicht, ich lege mich zur Erde,
Küsse sie mit sanften, leisen Lippen,
Denk' es sei der Saum von seinem Mantel.
Beten möcht' ich, hoch...
Hugo Freiherr von Blomberg
Warnung
Ich denke zurücke
Und werde zum Kind.
Da sitzt mit der Krücke
Die Ahne und spinnt.
Sie zupft ihren Rocken
Und warnend sie spricht:
"Wenn Buben dich locken,
So folg' ihnen nicht!"
Schon längst schloß der Alten
Die Lippen der Tod.
Ich habe gehalten
Getreu ihr Gebot,
Und ward doch in Gruben
Gelockt und umgarnt. –
Ich war nur vor Buben,
Nicht Mädeln gewarnt.
Rudolf Baumbach
Armenkleid
Ich kreiste um dein Wortgebilde,
Wie ein Trabant um ein Gestirn.
Ich schützte dich vor Neidergilde
War dir Vasall, Lakai und Dirn.
An deinen Lippen festgekettet,
Hielt wehrhaft ich dein Banner fest
Vor jedem Arg, ich dich gerettet,
Vor jedem Feind – vor Rattennest.
Doch in der Zeit, da ich hofierte,
Erstarb mein Wille, fiel mein Stolz.
So sehr ich auch nach Krumen gierte,
War es nicht Brot, nur Galgenholz.
Heut schwenk ich nicht mehr deine Fahne,
Der Rücken ist des Tragens...
Margot S. Baumann
Früh in blühender Jugend lern', o Jüngling,
Lebensglück. Sie entfliehn, die holden Jahre!
Wie die Welle die Welle treibet eine
Stunde die andere.
Keine kehret zurück, bis einst dein Haupthaar
Schneeweiß glänzet, der Purpur deiner Lippen
Ist erblichen; nur eine Schönheit blieb dir -
Männliche Tugend.
Jacob Balde
Mir ist zu licht zum Schlafen ...
Mir ist zu licht zum Schlafen,
Der Tag bricht in die Nacht,
Die Seele ruht im Hafen,
Ich bin so froh erwacht.
Ich hauchte meine Seele
Im ersten Kusse aus,
Was ist's, daß ich mich quäle
Ob sie auch fand ein Haus.
Sie hat es wohl gefunden
Auf ihren Lippen schön,
O welche sel'ge Stunden,
Wie ist mir so geschehn!
Was soll ich nun noch sehen?
Ach, alles ist in ihr.
Was fühlen, was erflehen?
Es ward ja alles mir.
Ich habe was zu sinnen,
Ich hab', was mich...
Karl Joachim Friedrich Ludwig »Achim« von Arnim
Das Gelage
Kränze laßt uns, Rosenkränze,
Jetzt um unsre Schläfe winden,
Trinken unter milden Scherzen!
Einen Thyrsos in den Händen,
Welchen Efeulaub umrauschet,
Soll die Tänzerin den feinen
Fuß im Takt der Laute haben;
Und ein weichgelockter Knabe
Lasse seine würz'gen Lippen
Zu dem Saitenklang der Pektis
Herrlich von Gesange schwellen.
Eros selbst im goldnen Haarschmuck,
Mit dem schönen Gott Lyäos,
Mit der holden Kythereia,
kommt, des Schmauses Lust zu teilen,
Dessen sich die Greise freuen.
Anakreon
Vergessen sind alle Emanzipationsdemonstrationen der Frauen wenn es um die Liebe geht. Wir wollen mitreden, bestimmen, unterdrücken und herausfordern...aber wenn er vor uns steht, schmelzen wir dahin wie weiches Himbeereis und wollen nicht mehr, als daß uns unser Prinz auf sein Pferd hebt und in sein Schloß entführt.
Wir tragen wieder viel zu enge BH's, malen uns die Lippen knutschrot und klimpern mit den Augen, als würden wir im Sandsturm stehen. Man(n) kann eben nichts dagegen tun...Frau...
Damaris Wieser