Lies Quotes (Seite 4)
Fabian und Bastian
"Nun, Bastian, wie geht es dir?
Du hast jetzt Zeitvertreib:
Mein alter Schatz, die rote Lies
Die ist ja jetzt dein Weib!
Du bist halt reicher nun als ich,
Und hast auch mehr Verstand;
Drum ließ sie mich so schnell im Stich,
Und gab dir ihre Hand! –
"Oh, Fabian, schweig vom Verstand!
Ich sags jetzt ohne Hehl:
Diesmal warst du ein schlauer Fuchs
Und ich war – ein Kamel!"
Franz Josef Stritt
Dein Lied, Amsel
Vor Sonnenaufgang schon
melodischer Gesang:
dein Lied, Amsel!
Frühlingskünderin,
in Strophen,
flötend und bewegt,
so steckst du
dein Revier;
dann lockst du wieder her
im liebessüßen Drang.
Vertraut wie Heimat
ist dein Singen,
dein Trillern, Jubilieren,
und spät im Herbst
dein Abgesang.
Du bleibst.
Du fliehst nicht,
schweigst nicht lang.
Ingrid Streicher
Wenn alles da war, wenn nichts Neues lebt,
So ist der Geist in seiner Hoffnung blind,
Der in den Wehen neuen Schaffens bebt
Und nur nochmals trägt ein vorhandnes Kind.
O, könnten rückwärts meine Augen spähen
Fünfhundert Jahre mit der Sonne Lauf,
Dein Bild in einem alten Buch zu sehen,
Da Schrift zuerst nahm den Gedanken auf;
Gern sähe ich, wie man in alten Tagen
So stolz gefügtes Wunderwerk besang,
Ob jene uns, ob wir sie überragen,
Ob alles gleich blieb in der Zeiten Gang;
Doch sicher weiß...
William Shakespeare
Anemonen
Ein Strauß von Anemonen stand auf meinem Tisch.
Mit bunten Farben, fast zu laut,
sangen die Boten neuen Lebens
ihr jubelnd Lied vom Frühling,
von blauen Himmeln und von Sonnensiegen –
Das war der Morgen.
Der Mittag kam.
Und stürmischer und gellend wie Fanfarenklänge
umtost der Anemonen jauchzend Lied
von neuem Glück, von ewigen Seligkeiten
meine Seele.
Ich griff berauscht nach diesem Glück,
Das Glück – das größte Glück!
Und meine Seele sank ins Wunderbare.
Ein Strauß von...
Hermann Harry Schmitz
Am Morgen
Vögel wecken mich mit ihrem Gezwitscher
und singen mir ihr Lied vom Leben:
"Wach auf, wach auf,
erheb dich in die Lüfte und flieg davon!
Laß dich tragen und schwebe.
Wenn dir danach ist, so laß dich nieder,
um dich immer wieder empor zu schwingen
und dein Lied zu singen."
Helga Schäferling
Mir ist, als bräch aus meinem Herz
Ein Strom durchglühter Lavafluten.
Ach, wüßtest du, wie hinter Scherz
So oft die tiefsten Wunden bluten.
Wenn ich mit Lachen von dir schied,
Wie Blütengelb war das zerstäubt
Und wilder klang das wilde Lied,
Das deine Heiterkeit betäubt.
Das wilde Lied klang fort und fort,
Und nichts von jenem Lachen blieb,
Bis ich es fand, das milde Wort.
Du sagtest einst: »Ich hab dich lieb!«
Joachim Ringelnatz
Am Morgen
Nun bleichen die Sterne im Dämmergrau,
und die Geister schweben von hinnen –
und ich möchte dich halten, du blühender Traum
und fühle dich schon zerrinnen!
Ich möchte dich malen als wonniges Lied,
mit glühenden Reizen dich schmücken –
die Farbe ist blaß und die Form zerrinnt
und es will kein Strich mir glücken.
Ich möchte dich singen als jubelndes Lied
der kommenden Sonne entgegen –
das Wort versagt und die Stimme bricht
vor des...
Clara Müller-Jahnke
Ich wollt das Lied des Herzens nicht verschweigen
Ich wollt das Lied des Herzens nicht verschweigen.
Ich wollt es jubelnd zu den Menschen schmettern,
die bleich am Baume der Erkenntnis klettern,
das Glück vermutend in den kahlen Zweigen.
Ich wollt sie rufen zu den breiten Küsten,
an die des Meeres Wellen silbern schlagen.
Ich wollt sie lehren leichte Schultern tragen
und freien Sinn in übermüt'gen Brüsten.
Ich stoß ins Horn. Noch einmal. – Doch ich staune:
die Menschen lachen, die ich wecken...
Erich Mühsam
Jung Volkers Lied
Und die mich trug im Mutterleib,
Und die mich schwang im Kissen,
Die war ein schön frech braunes Weib,
Wollte nichts vom Mannvolk wissen.
Sie scherzte nur und lachte laut
Und ließ die Freier stehen:
– Möcht' lieber sein des Windes Braut,
Denn in die Ehe gehen! –
Da kam der Wind, da nahm der Wind
Als Buhle sie gefangen:
Von dem hat sie ein lustig Kind
In ihrem Schoß empfangen.
Eduard Mörike
Frühling
Hoch oben von dem Eichenast
Eine bunte Meise läutet
Ein frohes Lied, ein helles Lied,
Ich weiß auch, was es bedeutet.
Es schmilzt der Schnee, es kommt das Gras,
Die Blumen werden blühen,
Es wird die ganze weite Welt
In Frühlingsfarben glühen.
Die Meise läutet den Frühling ein,
Ich hab es schon lange vernommen,
Er ist zu mir bei Eis und Schnee
Mit Singen und Klingen gekommen.
Hermann Löns
Über die Welt hin ziehn die Wolken,
Grün durch die Wälder
Fließt ihr Licht.
Herz vergiß!
In stiller Sonne
Lebt lindester Zauber,
Unter wehenden Blumen blüht tausend Trost.
Vergiß! Vergiß!
Aus fernem Grund pfeift, horch, ein Vogel ...
Er singt ein Lied.
Das Lied vom Glück!
Vom Glück.
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Seit du nun schweigst…
Seit du nun schweigst, sind mir die Dinge stumm.
Mit seelenlosen Augen sehn mich an
Die liebsten Menschen. Jedes Heiligtum
Find' ich verschlossen, poch' ich je daran.
Gab deine Stimme doch die Melodie
Zu meines Lebens Lied. Du warst das Maß,
Das Wert und Unwert meiner Welt verlieh;
In dir genoß ich erst, was ich besaß.
Nun du mir fehlst, bin ich mir selbst entrückt,
Mißklang mein Denken, mein Empfinden Streit.
Das Schöne spielt mit mir, das Wahre drückt
Dies Herz...
Paul von Heyse
Widmung
Drei schöne Nächte
Habe ich an dich gedacht,
Hätt' am Morgen meine Lieder
Gerne vor dich hingebracht.
Drei schöne Nächte
Reiht ich zärtlich Lied an Lied;
Meine Kerzen brannten nieder,
Da mich wach der Morgen sieht.
Drei schöne Nächte
Hab' ich Blatt für Blatt verbrannt,
Da der Morgen meine Lieder
Nicht so sanft wie dich erfand.
Alfred Walter Heymel