Lied Zitate (Seite 3)
Ein leises Lied, ein stilles Lied
Alle Birken grünen in Moor und Heid,
jeder Brambusch leuchtet wie Gold,
Alle Heidlerchen dudeln vor Fröhlichkeit,
jeder Birkhahn kullert und tollt.
Meine Augen, die gehen wohl hin und her
auf dem schwarzen, weißflockigen Moor,
auf dem braunen, grünschäumenden Heidemeer
und schweben zum Himmel empor.
Zum Blauhimmel hin, wo ein Wölkchen zieht
wie ein Wollgrasflöckchen so leicht,
und mein Herz, es singt sein leises Lied,
das auf zum Himmel steigt.
Ein leises...
Hermann Löns
Wüßt ich das Lied, das ihn bannt, das ihn zwingt
Wüßt ich das Lied, das ihn bannt, das ihn zwingt,
an mein armes, einsam verloderndes Herz,
das durch alle Fernen hinüberklingt,
durch alle Türen – durch Panzer und Erz.
Das dem einen Mann in die Seele dringt,
dem einzigen, der für mich nur erdacht –,
der einsam wie ich – mit der Sehnsucht ringt,
nach mir die Arme reckt – Nacht für Nacht.
Wo ist das Lied – das ihn zu mir zwingt,
aus der Einsamkeiten ewigem Schnee,
das ihm die Ebenbürtige...
Hermione von Preuschen
Ein Lied
In der Tiefe meines Geistes gibt es ein Lied,
das Worte nicht fassen können;
Ein Lied, das aus einem Samen meines Herzens
wächst und nicht als Tinte fließt auf das Papier.
Mit einem lichten Mantel umschließt es mein Gefühl,
Zergeht auf meiner Zunge nicht wie Speichel.
Wie soll ich es entlassen, wenn nicht als einen Seufzer,
Wobei ich fürchte, daß es sich in Luft auflöst?
Wem werde ich dieses Lied singen, das keinen Wohnort kennt?
Als meinen Geist?
Ich bange drum, der Menschen Ohren...
Khalil Gibran
Dichterherz
Willst du all mein Lieben, Hassen,
Ganz mich selber finden wieder,
Lies, Geliebte meines Herzens,
In dem Buche meiner Lieder.
Meine Lieder bin ich selber,
Mit dem Hoffen, mit dem Wagen,
Mit dem Lieben, mit dem Hassen,
Mit dem Jubeln, mit dem Klagen.
Alles, was sie dir verkünden,
Hat die Seele einst durchlodert;
Jedes Lied, ob trüb ob heiter,
Hat sein Götterrecht gefordert.
Alles mußte durch die Adern
Stürmisch erst das Herzblut treiben,
Eh' ich mit den frischen Narben
Konnt' als...
Edmund Sternau
Die Rose im Thal
Von Berg zum Thal das Waldhorn klang;
Im blühenden Thal das Mägdlein sang:
Von der Rose, der Rose im Thal!
Der Jäger hörte des Mägdlein Sang;
Seinem Waldhorn bei dem Lied verklang:
Von der Rose, der Rose im Thal!
Der Jäger dort oben lauschte so bang:
Als leise das Lied im Thal verklang:
Von der Rose, der Rose im Thal!
Er zog gar stille die Berge entlang,
Und immer im Ohre das Lied ihm klang:
Von der Rose, der Rose im Thal!
Heinrich Seidel
Wie sich dies Lied ans Herz mir schmiegt
Wie sich dies Lied ans Herz mir schmiegt,
Bis leis die Tränen rinnen;
Die ganze Frühlingssehnsucht liegt
Verführerisch darinnen.
Mir ist's, als hätt' auch ich gefühlt
Des Liedes Glut und Minne,
Als hätt' sein Ton mir aufgewühlt
Die junge Kraft der Sinne.
Mir ist's, als hätt' mein Lenz gewagt,
Dem Lied sich zu vergleichen…
Wenn ihr mich einst zu Grabe tragt,
Spielt's hinter meiner Leichen.
Wenn sich bei seinen Tönen regt
Kein Lächeln, keine...
Rudolf Presber
Hab Sonne im Herzen!
Hab Sonne im Herzen,
ob's stürmt oder schneit.
Ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit!
Hab Sonne im Herzen,
dann komme, was mag,
das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!
Hab ein Lied auf den Lippen,
mit fröhlichem Klang
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang!
Hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme, was mag,
das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag!
Hab ein Wort auch für andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut lässt...
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
Das alte Lied
Die Rosenknospe gab sie mir,
ein weh Lebwohl klang nach,
ich wollte Lächeln, als ich ihr
dafür ein Lied versprach.
Ihr stand ein Tränchen im Gesicht,
und lächeln wollte sie auch;
doch lächelten wir beide nicht,
das ist so Abschiedsbrauch.
Jetzt lächel ich in einem fort,
und ihr ist nicht mehr weh;
die Rosenknospe ist verdorrt,
das Lied ist aus - juchhee!
Richard Fedor Leopold Dehmel
Nur ein Lied färbt die Grauseele bunter
Ich setze mich hin unter nächstbesten Busch
Und sing’'s Blau mir vom Himmel herunter;
Nur ein Lied färbt die Grauseele bunter.
Aus dem Grautag, in welchen die Sorge öd weint,
Wird ein Blautag, sobald nur ein Lied hell erscheint;
Die verstockteste Wolke wird munter.
Wo ein Liebeslied rot wie die Sonne aufgeht,
Jede Wange frohleuchtend voll Herzblut dasteht.
So ein Rot geht dann schwer mehr herunter.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
O denket nicht vom Lied gering
O denket nicht vom Lied gering,
Denn segnen will's und raten;
Sein Silbenfall, sein Bilderschwung
Sind unterdrückte Thaten.
Von Göttern war der Himmel voll,
Doch öde war ihr Busen;
Stumm war noch die Unsterblichkeit,
Da schuf sich Zeus die Musen.
Das Lied, es ist des Herzens Brot,
Wir können es nicht missen,
Am Sarg und an der Wiege nicht,
Es ist der Welt Gewissen!
Karl Beck
Er ließ mir melden, wenn ich sagte, sein Bart wäre nicht gut gestutzt, so wäre er anderer Meinung: Das nennt man den höflichen Bescheid. Als ich ihm wieder sagen ließ, er wäre nicht gut gestutzt, so ließ er mir sagen, er stutze ihn für seinen eigenen Geschmack: Das nennt man den feinen Stich. Sagte ich noch einmal, er wäre nicht gut gestutzt, so erklärte er mich unfähig zu urteilen: Das nennt man die grobe Erwiderung. Nochmals, er wäre gut gestutzt, so antwortete er, ich spräche nicht wahr:...
William Shakespeare
Im Konzert
Sie sangen ein altes Lied im Chor
Von Liebe, die lächelt in Todesschmerzen.
Die Stimmen rauschten dunkel empor
Und fielen wie Tränen in unsre Herzen.
Wir sassen schweigend und sahen uns an,
Im Raume nah, doch getrennt wie durch Meere,
Und neigten uns schauernd unter dem Bann
Der unerbittlichen Schicksalsschwere.
Durch unsrer Träume entriegeltes Tor
Kam gnadenlos die Entsagung geschritten –
Sie sangen ein altes Lied im Chor,
Und niemand sah, was wir schweigend litten.
Thusnelda Wolff-Kettner
Nun such ich immer den einen Klang
und find ihn doch nimmer mein Lebenlang.
Ich lausche, ob nicht ein Tönen erwacht,
das meine Lieder unsterblich macht –
ob heimlich nicht schon die Schwingen regt
ein Lied, das alle Herzen bewegt,
das fromm und rein in der Seele erblüht
und dennoch Funken und Flammen sprüht –
ein Lied, das den Schmerz zur Ruhe singt
und doch wie ein Schrei der Sehnsucht klingt!
Nun such ich und such ich mein Lebenlang
immer und ewig den einen Klang …
Leon Vandersee