Lied Zitate (Seite 9)
Letztes Lied
Liebte dich, liebte dich
Innig und treu;
Röslein im Tod verblich;
Hin ist der Mai.
Hin ist Hin!
Tot ist tot!
Lebe wohl, lebe wohl!
Mein Mädchen mild.
In meinem Busen soll
Nie verglühn dein Bild.
Hin ist Hin!
Tot ist tot!
Schlummre still, schlummre still,
Ewig hinfür.
Ich auch bald ruhen will,
Ruhen bei dir.
Hin ist Hin!
Tot ist tot!
Adalbert Stifter
Im Waldgehege
Das braust und stöhnt im Waldgehege,
Es kracht der Baum, die Wolken weh'n;
Ich gehe schweigend meine Wege –
Ich hab's gelernt, im Sturm zu geh'n.
Die Wogen sprüh'n empor, die weißen,
Der See heult und der Nordwind brüllt.
Sturm, willst du mir vom Herzen reißen
Auch noch das Lied, das mich erfüllt?
Ich geb' dir's nicht, – ich preß' die Arme
Um dies gequälte, volle Herz,
Erbarmungsloser Sturm, erbarme
Dich meiner! – Laß mir meinen Schmerz!
Karl Stieler
Um Mitternacht
Ein andrer hat das Weib errungen,
Um das ich sang mit süßem Schall;
Er ist der Held, der dich bezwungen,
Doch ich bin deine Nachtigall!
Und wenn ihr beide längst gefunden
Den Schlummer, der mein Auge flieht,
Singt immer noch in nächt'gen Stunden
Die Nachtigall ihr altes Lied.
Zühküt, zühküt – die süßen Grüße
aus der vergangnen Liebeszeit;
Und ihre Sehnsucht, o die süße,
Ist reicher – als ihr beide seid!
Karl Stieler
Balthasars Lied
Klagt, Mädchen, klagt nicht Ach und Weh,
Kein Mann bewahrt die Treue;
Am Ufer halb, halb schon zur See
Reizt, lockt sie nur das Neue!
Weint keine Trän und laßt sie gehn,
Seid froh und guter Dinge,
Daß statt der Klag und dem Gestöhn
Juchheissassa erklinge.
Singt nicht Balladen trüb und bleich,
In Trauermelodien:
Der Männer Trug war immer gleich,
Seitdem die Schwalben ziehen!
Weint keine Trän und laßt sie gehn,
Seid froh und guter Dinge,
Daß statt der Klag und dem...
William Shakespeare
Das Leben ist schön
Für Menschen, die sehn
Das Auge, das sieht
Die Rose, die blüht
Das Ohr, das dich hört
Die Hand, die dich nährt
Der Ort, wo du weilst
Der Kummer, den du teilst
Die Hand, die du reichst
Der Stein, den du weichst
Das Wort, das du sagst
Der Schritt, den du wagst
Der Brief, den du liest
Der Nachbar, der grüßt
Das Lied, das du singst
Das Opfer, das du bringst
Die Last, die du trägst
Die Brücke, die du schlägst
Der Brief, den du schreibst
Der Sport, den du treibst
Der...
Jutta Schulte
Wo bist du, Gott?
Wo bist du, Gott? Ich hab die Wälder
Mit deinem Namen wachgeschrien,
Ließ heißaufweinend durch die Felder
Nach dir der Stimme Sehnsucht ziehn.
Ich hab das Meer gefragt, die Stürme
Nach ihrer Heimat Ewigkeit.
Ich schrieb ins Glockenerz der Türme,
Wie meine Seele nach Dir schreit.
Die Frommen fragt ich, mit den Spöttern
Hab ich beim Weine dich verlacht,
Hab in des Meeres Blitzeswettern
Nach dir gefiebert, Meer der Nacht.
Mit Beten, Betteln, Grimm und Fluchen,
Mit rastlos...
Gustav Schüler
Achtsam
ging er
durch den
nächtlichen Garten.
Trug,
die mit Wasser
gefüllte Schale,
in der
die goldene
Mondsichel schwamm,
und sein Auge
und Herz erfreute.
Doch,
ein Stein
ließ ihn stolpern,
und die Schale entglitt
seinen behutsamen
Händen.
Und es verrannen
Himmel
und Wolke,
und der
halbfertige Mond.
Manfred Schröder
Abschied
Tausend Worte können nicht sagen,
wie groß die Bestürzung war, die unsere Herzen stocken ließ,
als Du so plötzlich gehen mußtest!
Tausend Worte können nicht beschreiben,
wie tief die Trauer in den Herzen derer liegt,
die Dich lieben, die Dich kennen.
Tausend Gedanken werden Dich begleiten,
auf Deiner Reise durch die Unendlichkeit.
Tausend Gedanken, in denen Du bei uns bist,
bis in alle Ewigkeit!
Die Erinnerung an Dich ist unsterblich!
Ferdinand Schmuck
Nun leb wohl du kleine Gasse
Nun leb' wohl, du kleine Gasse
nun ade, du stilles Dach!
Vater, Mutter sahn mir traurig
und die Liebste sah mir nach
Hier in weiter, weiter Ferne
wie's mir nach der Heimat zieht!
Lustig singen die Gesellen
doch es ist das falsche Lied.
Andre Städtchen kommen freilich
andre Mädchen zu Gesicht, ach!
wohl sind es andre Mädchen
doch die Eine ist es nicht.
Andre Städtchen, andre Mädchen
ich da mittendrin so stumm!
Andre Städtchen, andre Mädchen
o wie gerne kehrt' ich um!
Albert Graf Schlippenbach
In der Fremde
Oft hab' ich dich rauh gescholten,
Muttersprache, so vertraut!
Höher hätte mir gegolten
südlicher Sirenenlaut.
Und nun irr' ich in der Ferne
freudenlos von Ort zu Ort
und vernähm', ach, wie so gerne
nur ein einzig deutsches Wort.
Einsam schweif' ich in die Felder,
such' ein Echo der Natur;
aber Bäche, Winde, Wälder
rauschen fremd auf dieser Flur.
Unverstanden, unbeachtet,
wie mein deutsches Lied verhallt,
bleibt es, wann mein Busen schmachtet
und in bangem Sehnen wallt.
August Wilhelm von Schlegel
leidenschaftlich heiß
leidenschaftlich heiß
ich sie gestern küßte
auf dem Kamel
so hemungslose Lüste
oh' wenn dies' schlimme Tun
die heiße Wüste wüßte
doch heut' morgen war die Dame weg
stell's fest mit riesengroßem Schreck
seh' nur heißen Sand und helle Sonne
nix mehr Frau und nix mehr Wonne
nur der Wüstenwind singt leis sein Lied
dies einem Lüstling recht geschieht
jetzt sitz' ich hier
mich dürstet fürchterlich
noch nie so klar war mir
daß das Kamel bin ich
und die Moral von der...
Engelbert Schinkel