Lieben Zitate (Seite 24)
Novemberabend
Kein Licht am Himmel,
Kein Laut auf den Gassen ...
In Dunkel und Stille,
Wie bin ich verlassen.
Es rauschen die Bäume ...
Der Wind hebt sich leise
Zu friedloser Irrfahrt,
Zu freudloser Reise.
Das Feuer im Ofen
Sinkt knisternd zusammen,
Von Asche begraben,
Ersticken die Flammen.
Die Lampe nur leuchtet
Hinein in das Zimmer
Und breitet um Alles
Den ruhigen Schimmer.
Sie weckt an den Wänden
Die Bilder der Lieben
Und segnet das Lied,
Das ich weinend geschrieben.
Und weiß wie ein...
Anna Ritter
Natur
Wenn immer sie mich fragen,
Ob ich ein Freund sei der Natur,
Was soll ich ihnen nur
Dann sagen?
Ich kann eine Bohrmaschine,
Einen Hosenträger oder ein Kind
So lieben wie Blumen oder Wind.
Ein Sofa ist entstanden,
So wie ein Flußbett entstand,
Wo immer Schiffer landen,
Finden sie immer nur Land.
Es mag ein holder Schauer
Nach einem Erlebnis in mir sein.
Ich streichle eine Mauer
Des Postamts. Glatte Mauer aus Stein.
Und keiner von den Steinen
Nickt mir zurück.
Und manche Leute weinen
Vor...
Joachim Ringelnatz
Ferngruß von Bett zu Bett
Wie ich bei dir gelegen
Habe im Bett, weißt du es noch?
Weißt du noch, wie verwegen
Die Lust uns stand? Und wie es roch?
Und all die seidenen Kissen
Gehörten deinem Mann.
Doch uns schlug kein Gewissen.
Gott weiß, wie redlich untreu
Man sein kann.
Weißt du noch, wie wir's trieben,
Was nie geschildert werden darf?
Heiß, frei, besoffen, fromm und scharf.
Weißt du, daß wir uns liebten?
Und noch lieben?
Man liebt nicht oft in solcher Weise.
Wie fühlvoll hat dein spitzer...
Joachim Ringelnatz
Hab ich ein Recht, zu geben, was ich kann?
Darf ich in dieser Tränen Niederschlage
dich bleiben heißen. Die durchseufzten Tage
heben auf meinem Munde wieder an
zwischen dem Lächeln, das, wie du's beschwörst,
doch nicht zu leben wagt. O ich bin bang,
daß das nicht recht sein kann. Wir sind im Rang
nicht gleich genug für Liebende. Du hörst:
wer andres nicht zu geben hat, der muß
nicht Geber werden. Ein für alle Mal.
Dein Purpur bleibe rein von meinem Ruß
und unbeschlagen klar dein...
Rainer Maria Rilke
Vor lauter Lauschen und Staunen sei still.
Du mein tieftiefes Leben;
Daß du weißt, was der Wind dir will.
Eh noch die Birken beben.
Und wenn dir einmal das Schweigen sprach,
Laß deine Sinne besiegen.
Jedem Hauche gib dich, gib nach,
Er wird dich lieben und wiegen.
Und dann, meine Seele, sei weit, sei weit.
Daß dir das Leben gelinge,
Breite dich wie ein Feierkleid
Über die sinnenden Dinge.
Rainer Maria Rilke
Du mußt das Leben nicht verstehen
Du mußt das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und laß dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken läßt.
Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.
Rainer Maria Rilke
Wunsch
Ich hab' Dich geliebt, Du ahntest es nicht;
Ich wollte sprechen, ich durft' es nicht,
Ich harrete besserer Stunden.
Die besseren Stunden, ich fand sie nicht;
Ein anderer kam, er zögerte nicht,
Ich bin Deinem Herzen entschwunden.
Wohl mag er Dich lieben, ich weiß es nicht;
Ob treuer als ich, ich glaub' es nicht.
O, hättest Dein Glück Du gefunden!
Robert Reinick
Insel des Glücks
Die Insel des Glücks ist nicht weit,
du musst sie auch nicht suchen,
das Glück und die Glückseligkeit,
kannst du zuhause buchen.
Dein Daheim ist Wolke sieben,
kannst täglich auf ihr schweben,
Menschen, die dich innig lieben,
versüßen dir das Leben.
Halt fest an diesem Domizil,
genieße jeden Augenblick,
denn diese Insel schenkt so viel –
Freude, Herzlichkeit und Glück.
Horst Rehmann
Verborgenes Ich
Gerne würd ich lachen,
wie viele auf der Welt,
doch aus meinem Rachen,
klingt alles so gequält.
Ich würde gerne schreien,
vor Wut ganz laut und schrill,
nie könnt ich's mir verzeihen,
drum bleib ich lieber still.
Auch würd ich gerne lieben,
und sagen, "Nur wir zwei",
doch nichts geht nach Belieben,
kein Weg dorthin ist frei.
Stets bin ich nur am Hoffen,
auf Änderung ab morgen,
doch das bleibt weiter offen,
mein Ich hält sich verborgen.
Es lebt von mir entfernt,
hüllt sich fest...
Horst Rehmann
Eisblumen-Erwachen
Nie wollte ich dich lieben.
Du warst eine wunderschöne Blume
– unberührbar –
Eine Eisblume!
Dann kam die Sonne und du bist dahingeschmolzen.
Du hast deine Schönheit mehr denn je entfaltet
und ich kann es nicht verhindern,
daß deine Wurzeln
jetzt
mein Herz ergriffen haben.
Ich spüre,
daß deine Farben mehr und mehr erstrahlen
mit dem schmelzenden Eis.
Irina Rauthmann
Hymne an das Leben
Angenommen
vom Leben
das höchste der Gefühle
mit dem Leben
den Reigen der Freude tanzen
das Leben zu lieben
in voller Ekstase
das Leben spüren
dicht an dich geschmiegt
das Leben sehen
durch die Augen der Liebe
das Leben genießen
in vollen Zügen
jeden Augenblick neu.
Irina Rauthmann
So leb' denn wohl, du stilles Haus!
Ich zieh' betrübt von dir hinaus.
Ich zieh' betrübt und traurig fort,
noch unbestimmt, an welchen Ort.
So leb' denn wohl, du schönes Land.
In dem ich hohe Freude fand;
Du zogst mich groß, du pflegtest mein.
Und nimmermehr vergeß' ich dein!
So lebt denn all' ihr Lieben wohl,
Von denen ich jetzt scheiden soll;
Und find' ich draußen auch mein Glück,
Denk' ich doch stets an euch zurück.
Ferdinand Raimund