Liebe Zitate (Seite 226)
Zeichendeutung
Noch stehen
unübersehbare Fragezeichen
hinter unseren Worten
und Gefühlen,
hinter unserer Zuneigung
und Beziehung.
Doch das darf uns
keine Angst einflößen.
Diese Fragezeichen
rufen uns dazu auf,
miteinander,
mit vereinten Kräften,
Rufzeichen unserer Liebe
daraus zu biegen.
Ernst Ferstl
Fehleranzeige
Der Raum zwischen uns
war mit so vielen Wörtern
und Gedanken gefüllt,
daß unsere Gefühle
keinen Platz
und keinen fruchtbaren Boden
finden konnten
zum Wachsen und blühen.
Wir hatten,
hirnverliebt
wie wir waren,
total vergessen,
daß man Liebe
weder nur denken –
noch machen kann.
Ernst Ferstl
Mein Wille
Ich will
keine Rolle spielen
in deinem Leben.
Ich will dich lieben
und mit dir leben.
Ich will
kein leichtes Spiel haben
mit dir.
Ich will mit dir
unserer Beziehung
Liebenswertes
abgewinnen.
Ich will
kein traumhaftes Dasein
mit dir abspulen.
Ich will mit dir
dem Leben und der Liebe
auf den Grund gehen.
Ernst Ferstl
Geplatzte Hoffnungen
Sternstunden
wollte ich mit dir erleben,
aber du hast sofort
eine dicke Wolkendecke
mit unverbindlichen Worten
und formalen Höflichkeiten
über dich gezogen.
Sonne
wollte ich dir
ins Leben bringen,
aber du bist sofort
in den Schatten deiner Gewohnheiten
geflüchtet.
Eine tragfähige Brücke
wollte ich bauen
zwischen mir und dir,
aber du wolltest
nicht so viel Arbeit
auf dich nehmen.
Du, die Liebe
ist viel zu schade
für ein bequemes Leben.
Ernst Ferstl
Ich will wissen
Ich will wissen,
wer und wie du bist,
was dich kalt läßt
oder heißlaufen läßt.
Ich will wissen,
woher du kommst,
wo du stehst
und wohin du unterwegs bist.
Ich will wissen,
wie tief du zu fühlen
und wie hoch du zu denken
imstande bist.
Ich weiß aber auch,
daß alles Wissen
mit Liebe
nur am Rande zu tun hat.
Ernst Ferstl
Maler Frühling
Der Frühling ist ein Maler,
er malet alles an,
die Berge mit den Wäldern,
die Täler mit den Feldern:
Was der doch malen kann!
Auch meine lieben Blumen
schmückt er mit Farbenpracht:
Wie sie so herrlich strahlen!
So schön kann keiner malen,
so schön, wie er es macht.
O könnt ich doch so malen,
ich malt ihm einen Strauß
und spräch in frohem Mute
für alles Lieb und Gute
so meinen Dank ihm aus!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Fliegenbitte
Gönnt doch dem kleinen Wintergast
Im warmen Zimmer Ruh und Rast.
Da draußen ist gar schlimme Zeit,
Es stürmt und regnet, friert und schneit.
Ach, mein Begehren ist nur klein,
Ich nehme wenig Raum nur ein!
Im Blumenbusch am Fenster hier,
Da such' ich mir ein Nachtquartier.
Und wird es mir darin zu kalt,
So ist mein liebster Aufenthalt
Beim alten Fritzen auf dem Hut,
Da sitz' ich sicher, warm und gut.
Und kommt der heil'ge Christ heran,
Dann freu' ich mich wie...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Wanderlust
Morgen müssen wir verreisen,
und es muß geschieden sein.
Traurig ziehn wir unserer Straßen,
lebe wohl, Herzliebchen mein!
Kommen wir zu jenem Berge,
schauen wir zurück ins Tal,
schauen uns um nach allen Seiten,
sehen die Stadt zum letzten Mal.
Wenn der Winter ist vorüber,
und der Frühling zieht ins Feld,
will ich werden wie ein Vöglein,
fliegen durch die ganze Welt.
Dahin fliegen will ich wieder,
wo's mir lieb und heimisch war.
Schätzlein, muß ich jetzt auch wandern,
kehr' ich...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Erwacht
Wie selig hat mich's gemacht,
daß unsere Wege sich trafen.
Nun lieg ich in der Nacht
und kann nicht schlafen.
O, welche Liebe war
in meinem Herzen verborgen
und wartete Jahr für Jahr
auf ihren Morgen.
Da kam ihr Tag und Licht,
und sie erwachte.
Du, dein süßes Gesicht
wie selig mich's machte!
Gustav Falke
Märchen
In deiner lieben Nähe
Bin ich so glücklich. Ich mein,
Ich müßte wieder der wilde,
Selige Knabe sein.
Das macht deiner süßen Jugend
Sonniger Frühlingshauch.
Ich hab dich so lieb. Und draußen
Blühen die Rosen ja auch.
O Traum der goldenen Tage!
Herz, es war einmal.
Abendwolken wandern
Über mein Jugendtal.
Gustav Falke
Meiner Mutter
Du warst allein,
ich sah durchs Schlüsselloch
den matten Schein
der Lampe noch.
Was stand ich nur und trat nicht ein?
Und brannte doch,
und war mir doch, es müßte sein,
daß ich noch einmal deine Stirne strich
und zärtlich flüsterte: Wie lieb ich dich!
Die alte böse Scheu,
dir ganz mein Herz zu zeigen,
sie quält mich immer neu.
Nun lieg ich durch die lange Nacht
und horche in das Schweigen -
ob wohl dein weißes Haupt noch wacht?
Und einmal hab ich leis gelacht:
Was...
Gustav Falke