Licht Schatten Zitate (Seite 2)
Phantasus
Hinter blühenden Apfelbaumzweigen
steigt der Mond auf.
Zarte Ranken,
blasse Schatten
zackt sein Schimmer in den Kies.
Lautlos fliegt ein Falter.
Ich wandle wie trunken durch sanftes Licht,
die Fernen flimmern.
Selig silbern blitzt Busch und Gras.
Das Tal verblinkt,
aus weichstem Dunkel,
traumsüß flötend, schluchzend jubelnd,
mein Herz schwillt über,
die Nachtigall!
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Da ich weiß ...
Da ich weiß, Du kommst mir wieder
Machen mich die Wolken froh,
Und am Georginenbeete
Abendstille freut mich so!
Fröhlich such ich mir den Schatten,
Bis die Sonne fast versinkt.
Nachts im kleinen dunkeln Tale
Freut mich jedes Licht, das blinkt ...
Ob ich einsam steig am Hügel,
Horch ich doch an Deiner Türe.
Steh ich hier in fremdem Garten,
Du doch bist es, die ich spüre.
Hugo von Hofmannsthal
Sehnsucht
Erträume dich in allen diesen Dingen,
in denen ich ehrlicher als ein Engel bin,
im Traum der Nacht werden wir uns durchdringen
wie ein Regenbogen einem roten Rubin.
Schiebe die grauen Wolken vom Sternenhimmel,
krauses Wasser den Mond im klaren Schein bricht,
reiten durch dunkle Schatten auf einem Schimmel
zur Sehnsucht, die heller erstrahlt als das Licht.
Erkenne dich im Begehren, das uns bindet
im einzigen Wunsch nach Zweisamkeit,
in Illusion von ewiger Zeit
das Verlangen, das...
Gerd Groß
Flüstern, atemscheues Lauschen,
Nachtigallenschlag,
Silberglanz, des Bächleins Rauschen
träumerisch im Hag.
Licht der Nacht und nächtlich Dunkel,
Schatten ringsumher,
schöner Augen Glutgefunkel –
Herz was willst du mehr?
Aus den Wolken blühen Rosen,
und es glüht im Hag –
Wollusttränen, süßes Kosen –
und der Tag! der Tag!
Afanassi Afanassjewitsch Fet
Und man erkennt: Verbindlichkeit ist Leben,
und jeder lebt so völlig wie er liebt:
Die Seele will, was sie erfüllt, hingeben,
damit die Welt ihr neue Fülle gibt.
Bei Tag, bei Nacht umschlingt uns wie ein Schatten
im kleinsten Kreis die große Pflicht:
Wir alle leben vom geborgten Licht
und müssen diese Schuld zurückerstatten.
Richard Fedor Leopold Dehmel
Blick ins Licht
Still von Baum zu Bäumen schaukeln
Meinen Kahn die Uferwellen;
Märchenblütenblau umgaukeln
Meine Fahrt die Schilflibellen,
Schatten küssen den Boden der Flut.
Durch die dunkle Wölbung der Erlen
- welch ein funkelndes Verschwenden -
Streut die Sonne mit goldenen Händen
Silberne Perlen
In die smaragdenen Wirbel der Flut.
Durch die Flucht der Strahlen schweben
Bang nach oben meine Träume,
Wo die Bäume
Ihre krausen Häupter heben
In des Himmels ruhige Flut.
Und in leichtem,...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Geh fort von mir. So werd ich fürderhin
in deinem Schatten stehn. Und niemals mehr
die Schwelle alles dessen, was ich bin,
allein betreten. Niemals wie vorher
verfügen meine Seele. Und die Hand
nicht so wie früher in Gelassenheit
aufheben in das Licht der Sonne, seit
die deine drinnen fehlt. Mag Land um Land
anwachsen zwischen uns, so muß doch dein
Herz in dem meinen bleiben, doppelt schlagend.
Und was ich tu und träume, schließt dich ein:
so sind die Trauben überall im Wein.
Und ruf ich Gott...
Elizabeth Barrett Browning
Kind und Traum
Kind und Traum und früher Garten
Wandeln wir durch lauter Licht.
Reifer Früchte runde Schatten
Malen sich auf dein Gesicht.
Wipfel neigen grün die Zweige
Tief in den erfüllten Grund.
Wanderselig, wundertrunken
Übt ein Vogel seinen Mund.
Sieh, es hat die schöne Sonne
Sich in deinem Haar verfangen,
Deiner Augen blaue Sterne
Sind schon in mein Lied gegangen.
Hugo Ball
In nur einigen Minuten glitten wir anmutig hinaus auf den Canale Grande, und vor uns lag im milden Licht des Mondes das Venedig der Poesie und Romantik. Unmittelbar am Rand des Wassers wuchsen lange Kolonnen imposanter Paläste aus Marmor empor: rasch glitten Gondeln zu diesem oder jenem Ort und verschwanden unvermittelt in nicht geahnten Toren und kleinen Kanälen: mächtige Brücken aus Stein legten ihre Schatten auf das Glitzern der Wellen...
Über das Wasser wehte Musik herüber – Venedig war...
Mark Twain