Licht Zitate (Seite 40)
Da die Nacht mit Laternen noch draußen stand,
Der Schlaf und der Träume glitzernder Fächer
Um Haus und Himmel ausgespannt,
Da sang an mein Bett weit über die Dächer,
Da sang vor der Stund', eh' mit bläulicher Hand
Der Morgen sich unter den Sternen durchfand,
Eine Amsel aus Finster und Fernen.
Eh' noch den Laternen das Licht verflackt,
Hat schon die Amsel die Sehnsucht gepackt.
Sie sang, von Inbrunst aufgeweckt,
Mit dem Herz, das ihr heiß in der Kehle steckt.
Sie sang von Lieb', die sich...
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Erster Schnee
Fern, irgendwo im Himmelblau,
Ein sonderzartes Land.
Die Heiden weiß,
Besprossen lilaklare Primelblüten.
Blüten groß, offen erschlossen,
Augen, weite Augen, die an Tränen saugen,
Sanfte Augen, die ein Paradies behüten.
Mit weißen Fingern
Ein stilles Kind
Spielt mit den Primeln,
Lacht mit dem Wind.
Zaudernd auf schleichenden Zehen,
Über die Blüten,
Weiße Rudel
...
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Mein Zimmer hat nur Wände
Mein Zimmer hat nur Wände,
Und Fenster hat es keine,
Denn als mein Schatz gegangen,
Saß ich mit nassen Wangen,
Fand, daß die Sonne blende.
Ich schickte meine Hände,
Sie schleppten Mauersteine.
Sie bauten auf der Stelle
Mit Mörtel und mit Kelle
Für meine Seerlenruh
Die lauten Fenster zu.
Niemand sieht's, wenn ich weine,
Statt Licht sind um mich Steine
Und tröstend dunkle Wände.
Die Träne findet allein
Den Weg in meine Hände.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Zu dir
Und fällt ein Reif auf all' mein Wagen,
Und seufzt ein angsterfülltes Fragen
In mir:
Und schüttelt Schmerz mir wild die Glieder, -
Trägt's mich doch hoch auf Sturmgefieder
Zum Licht!
Mein mut'ger Stolz lernt nicht verzagen,
Mein heißes Herz wird nie entsagen,
Bis daß es bricht:
Ich singe deine Zauberlieder:
Vor allen ZweifelN flücht' ich wieder
Zu dir!
Therese Dahn
Vorabend
Nun, Liebster, geh und scheide,
die letzte Trennung leide,
die noch uns trennet Beide.
Nun laß uns ruhn und träumen,
daß wir keine Stunde versäumen,
die morgen kommen mag,
nun, Liebster, geh, nun scheide,
morgen ist auch noch ein Tag,
morgen! morgen!
Nun, Liebster, geh, und scheide,
bis wir im Feierkleide
uns wiedersehen Beide,
bis uns für immer einet
das Licht, das morgen scheinet
der schönsten Stunde Schlag,
nun, Liebster, geh, nun scheide,
morgen ist auch noch ein Tag,
morgen!...
Peter Carl August Cornelius
Hyazinthe
Hyazinthe war die teure
Lieblingsblume meiner Mutter,
Die ein Lenzeskind gewesen,
Eine echte Märzgeborne.
Jährlich um des Monats Mitte,
Trat ich morgens in ihr Zimmer
Und bescherte zum Geburtstag
Ihr die ersten Hyazinten.
Lenz durchglomm ihr blaues Auge,
Wob in ihrem feinen Antlitz
Und umstrahlte noch im Alter
den kastanienbraunen Scheitel.
Märzenstark war ihre Seele,
Die sich hob aus allem Niedern
Zum Erhab'nen und zum Zarten
Wie auf sichtbar hellen Schwingen.
Und auch diese Edle...
Emil Claar
Was fragst du den Mann
Was fragst du den Mann
Nach Heimat und Haus?
Er hat sie nicht –
Du horchest nach Vater
Und Mutter ihn aus,
Er kennt sie nicht.
Was fragst du den Mann
Nach Kind und Weib?
Er klagt doch nicht,
Daß sie ihn verließ
Mit Seele und Leib
Um einen Wicht …
Was fragst du den Mann
Nach seinem Gott?
Er suchte Licht! –
Warum blieb es dunkel
In Elend und Spott?
Er weiß es nicht.
Ada Christen
Als das Kind geboren war,
Sie mußten der Mutter es zeigen;
Da ward ihr Auge von Tränen so klar,
Es strahlte so wonnig und eigen.
Gern litt ich und werde, mein süßes Licht,
Viel Schmerzen um die noch erleben.
Ach, lebt von Schmerzen die Liebe nicht,
und nicht von Liebe das Leben?
Adelbert von Chamisso
Seit ich ihn gesehen
Seit ich ihn gesehen,
glaub ich, blind zu sein;
wo ich hin nur blicke,
seh ich ihn allein.
Wie im wachen Traume
schwebt sein Bild mir vor,
taucht aus tiefstem Dunkel
heller nur empor.
Sonst ist licht- und farblos
alles um mich her,
nach der Schwestern Spiele
nicht begehr ich mehr.
Möchte lieber weinen
still im Kämmerlein;
seit ich ihn gesehen,
glaub ich blind zu sein.
Adelbert von Chamisso
An Dich
Was fruchtet's, daß in schmerzlichen Entwürfen
dir Tag um Tag scheu wie ein Dieb entschleicht!
Aus jedem goldnen Becher sollst du schlürfen
den Trank, den jede goldne Stunde reicht;
denn jede Blüte, die du nicht gebrochen,
und jeder ungehörte Saitenklang
und jedes Glück, das du nicht ausgesprochen,
fällt als ein Tropfen Reue in den Trank.
Und was vergangen ist, das sei vergangen!
Der neue Tag führt neues Licht herauf.
Tot sind die Lieder, die noch gestern klangen.
Was kümmert's dich?...
Walter Calé
Nacht flieht, – der krause Dunst der Berge fällt
Und schmilzt zu Gold, und Licht erweckt die Welt!
Ein neuer Tag schwellt die Vergangenheit,
Ein neuer Schritt ans Ende unsrer Zeit; –
Nur die Natur steht neugeboren auf;
Die Erde lebt, die Sonn' eilt ihren Lauf,
Im Strom ist Frische, Glanz im Morgenstrahl,
Labsal im Winde, Blumenduft im Tal.
Gottgleicher Mensch, sieh diesen Glorienschein
Der Dinge an und juble: sie sind dein!
Lord George Gordon Noel Byron
Der Reiz ist hin, der Zauber bricht!
So ist des Lebens wildes Fieber:
Delirium, das uns besticht;
Wir sollten schrein, und lachen lieber.
Und jede lichte Pause hebt
Die Hülle von den blut'gen Narben;
Und wer der Weisheit folgt, der lebt
Als Märtyrer, wie Heil'ge starben.
Lord George Gordon Noel Byron
Wiedergeburt
Wer nicht will, wird nie zunichte,
kehrt beständig wieder heim.
Frisch herauf zum alten Lichte
dringt der neue Lebenskeim.
Keiner fürchte zu versinken,
der ins tiefe Dunkel fährt.
Tausend Möglichkeiten winken
ihm, der gerne wiederkehrt.
Dennoch seh ich dich erbeben,
eh du in die Urne langst.
Weil dir bange vor dem Leben,
hast du vor dem Tode Angst.
Wilhelm Busch
Stille Frage
Es quillt des Abendsterns
Geheimnißvoller Schein,
So nah' und auch so fern,
Mir in das Herz hinein.
Drin glüht ein and'res Licht,
So nah' und auch so fern,
Das Herz umschließt es dicht –
Doch weit ist's wie der Stern.
Du gold'ner Liebesstrahl,
Geh', frage deinen Stern,
Bleibt er zu deiner Qual,
Dir ewig, ewig fern?
Luise Büchner