Licht Zitate (Seite 38)
Erwacht
Wie selig hat mich's gemacht,
daß unsere Wege sich trafen.
Nun lieg ich in der Nacht
und kann nicht schlafen.
O, welche Liebe war
in meinem Herzen verborgen
und wartete Jahr für Jahr
auf ihren Morgen.
Da kam ihr Tag und Licht,
und sie erwachte.
Du, dein süßes Gesicht
wie selig mich's machte!
Gustav Falke
Was ist das Glück? –
Nach jahrelangem Ringen,
Nach schwerem Lauf ein kümmerlich Gelingen,
Auf greise Locken ein vergoldend Licht,
Ein spätes Ruhen mit gelähmten Schwingen –?
Das ist es nicht!
Das ist das Glück:
Kein Werben, kein Verdienen!
Im tiefsten Traum, da ist es dir erschienen,
Und morgens, wenn du glühend aufgewacht,
Da steht's an deinem Bett mit Gönnermienen
Und lacht, und lacht!
Bernhard Endrulat
Zuversicht
Es ist das Wörtchen Zuversicht,
das uns am Leben hält,
denn ohne Hoffnung geht es nicht,
zu grau ist oft die Welt.
Die Zuversicht ist unser Pfand,
des Schicksals Rad zu dreh’n,
denn nirgends gibt’s ein Wunderland,
egal wohin wir geh’n.
Nur eigne Kraft und Zuversicht
läßt lebenswert gestalten,
sonst schafft man diese Bürde nicht
und alles bleibt beim Alten.
Die Zuversicht bringt stets Gewinn
in allen Lebenslagen,
sonst läuft umsonst die...
Klaus Ender
Der Sproß
Ein junger Sproß mit Tatendrang
erblickt das Licht der Erde,
er zeigt: "Es geht auch anders lang"
mit stolzester Gebärde.
Er weiß nicht, daß der Apfelbaum,
aus dem er treibt die Blüte,
einst hatte diesen gleichen Traum,
in dem er sich bemühte.
Jetzt ist er alt und voller Moos,
treibt trotzdem schöne Blüten,
er hält es für das schönste Los,
die Sprossen zu behüten.
Klaus Ender
Glut des Sommers
Aus einer Knospe, dicht behaart,
kommt sie zerknautscht ans Licht,
sie wird zur Schönsten ihrer Art,
noch glaubt man ihr es nicht.
Sie öffnet sich, sie streicht ihr Kleid,
gleicht seidigstem Papier,
entfaltet sich voll Heiterkeit,
jetzt glauben wir es ihr.
Die Sonne hat ihr Rot entdeckt,
sie gibt ihr lichten Glanz,
die Glut des Mohnes ward geweckt
zum sommerlichen Tanz.
Klaus Ender
Frühe
Im Osten graut's, der Nebel fällt,
Wer weiß, wie bald sich's rühret!
Doch schwer im Schlaf ruht noch die Welt,
Von allem nichts verspüret.
Nur eine frühe Lerche steigt,
Es hat ihr was geträumet
Vom Lichte, wenn noch alles schweigt,
Das kaum die Höhen säumet.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Nachtgruß
Weil jetzo alles stille ist
Und alle Menschen schlafen,
Mein Seel das ew'ge Licht begrüßt,
Ruht wie ein Schiff im Hafen.
Der falsche Fleiß, die Eitelkeit,
Was keinen mag erlaben,
Darin der Tag das Herz zerstreut,
Liegt alles tief begraben.
Ein andrer König wunderreich
Mit königlichen Sinnen,
Zieht herrlich ein im stillen Reich,
Besteigt die ew'gen Zinnen.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Die Welt ruht still im Hafen,
Mein Liebchen, Gute Nacht!
Wann Wald und Berge schlafen,
Treu' Liebe einsam wacht.
Ich bin so wach und lustig,
Die Seele ist so licht,
Und eh' ich liebt', da wußt' ich
von solcher Freude nicht.
Ich fühl mich so befreiet
Vom eitlen Trieb und Streit,
Nichts mehr das Herz zerstreuet
In seiner Fröhlichkeit.
Mir ist, als müßt ich singen
So recht aus tiefer Lust
Von wunderbaren Dingen,
Was niemand sonst bewußt.
O könnt' ich alles sagen!
O wär ich recht...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Mahnung
Genug gemeistert nun die Weltgeschichte!
Die Sterne, die durch alle Zeiten tagen,
ihr wollet sie mit frecher Hand zerschlagen
und jeder leuchten mit dem eignen Lichte.
Doch unaufhaltsam rucken die Gewichte,
von selbst die Glocken von den Türmen schlagen,
der alte Zeiger, ohne euch zu fragen,
weist flammend auf die Stunde der Gerichte.
O stiller Schauer, wunderbares Schweigen,
wenn heimlich flüsternd sich die Wälder neigen,
die Täler alle geisterbleich versanken
und in Gewittern von...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Du gleichst den tauig frischen Morgen
Du gleichst den tauig frischen Morgen,
Eh' noch die goldne Sonn' erwacht:
Noch ruht die schöne Welt verborgen
Im Silberduft der Frühlingsnacht.
Bald wird im rosigen Lichte glühen
Dein liebes Kindesangesicht -
Und herrlich wird die Welt erblühen
In erster Liebe Sonnenlicht.
Bruno Eelbo
Februar
Es wird wieder wärmer.
Der Winter friert nieder,
gibt zögernd uns
Stücke der Erde frei.
die Amsel beginnt
ihre Frühlingslieder.
Du nimmst meine Hände
und lächelst dabei.
Bald ist es geschafft,
das Ende des Dunkels.
Bald werden die Blumen
sich zeigen dem Licht.
Mich stimmt etwas heiter,
denn so war es immer.
Der Frühling wird kommen,
denn Winter bleibt nicht.
Sonja Drechsel-Walther