Licht Zitate (Seite 35)
Jägers Abendlied
Im Felde schleich' ich still und wild,
Gespannt mein Feuerrohr.
Da schwebt so licht dein liebes Bild,
Dein süßes Bild mir vor.
Du wandelst jetzt wohl still und mild
Durch Feld und liebes Tal,
Und ach, mein schnell verrauschend Bild,
Stellt sich dir's nicht einmal?
Des Menschen, der die Welt durchstreift
Voll Unmut und Verdruß,
Nach Osten und nach Westen schweift,
Weil er dich lassen muß.
Mir ist es, denk ich nur an dich,
Als in den Mond zu seh'n;
Ein...
Johann Wolfgang von Goethe
Selige Sehnsucht
Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend'ge will ich preisen
Das nach Flammentod sich sehnet.
In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung
Wenn die stille Kerze leuchtet.
Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.
Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du...
Johann Wolfgang von Goethe
Fenster wo ich einst mit dir
Abends in die landschaft sah
Sind nun hell mit fremdem licht.
Pfad noch läuft vom tor wo du
Standest ohne umzuschaun
Dann ins tal hinunterbogst.
Bei der kehr warf nochmals auf
Mond dein bleiches angesicht . . .
Doch es war zu spät zum ruf.
Dunkel – schweigen – starre luft
Sinkt wie damals um das haus.
Alle freude nahmst du mit.
Stefan George
Ihr tratet zu dem herde
Wo alle glut verstarb,
Licht war nur an der erde
Vom monde leichenfarb.
Ihr tauchtet in die aschen
Die bleichen finger ein
Mit suchen tasten haschen –
Wird es noch einmal schein!
Seht was mit trostgebärde
Der mond euch rät:
Tretet weg vom herde,
Es ist worden spät.
Stefan George
Laß andre nur im Reigen
Mit lautem Gruß mir nahn,
Du bist mein lieblich Schweigen,
Und siehst mich freundlich an.
Dein Auge tief und minnig,
Es sagt mir Tag für Tag,
Was nimmer so herzinnig
Die Lippe künden mag.
So hat die Frühlingssonne
Auch Schall und Rede nicht,
Und doch mit stiller Wonne
Durchschauert uns ihr Licht.
Mir gab den Wohllaut eigen,
Der dir den Blick beschied;
Sei du mein lieblich Schweigen
Und ich will sein dein Lied.
Emanuel Geibel
Herr, in dieser Zeit Gewog,
Da die Stürme rastlos schnauben,
Wahr, o wahre mir den Glauben,
Der noch nimmer mich betrog;
Der noch sieht in Nacht und Fluch
Eine Spur von Deinem Lichte,
Ohne den die Weltgeschichte
Wüster Greuel nur ein Buch:
Daß, wo trostlos unbeschränkt
Dunkle Willkür scheint zu spielen,
Liebe doch nach ew'gen Zielen
Die verborgnen Fäden lenkt.
Emanuel Geibel
Bleich war das Kind zu nennen – geboren im Schoße der Armut,
Ward er aus Mitleid genährt, fast nur aus Mitleid gepflegt.
Bald doch wuchs er heran. Von hohen Zielen getragen,
Schlug er mutig sich durch als der Bedrückten Prophet.
Furchtlos nun schaut er in die Tiefe, drin seine Feinde versinken,
Feinde der Gleichheit, des Rechts, Feinde der Bildung, des Lichts.
Und er wird siegen, muß siegen – das Banner der Zukunft ihm reichend,
Will es die Logik der Zeit, fordert's der Mehrheit Geschick.
August Geib
Bei allem Lob auf diesen Tag
Ich will mehr - etwas mehr Weltformat
vielleicht und Tiefenschärfe das einfallende
Licht eine Idee schräger noch (jedoch
keinesfalls schwächer) ich will Rhythmus
im Rasen und Blätterapplaus in den Büschen
dann eine Handvoll Sommerregen sprühend
und real wie dein Gelächter dahinter Kulissen
von sanftem zufälligem Blau und ich will (bei
allem Lob auf diesen Tag) Wörter zur Hand:
achtundsechzig für ein Gedicht abgezählte
Brigitte Fuchs
Rasch welkt das Leben dahin,
gestern noch blühend und stark,
heute schon kraftlos und matt,
morgen tief drunten im Grab
Staub zum Staub sich gesellt.
Nur ein Erinnern noch bleibt
droben für kurze Zeit,
in den Herzen der Freunde ein Licht,
von der modernden Hand vielleicht
auf gilbendem Blatt ein kleines Gedicht.
Carl Peter Fröhling
Ein Licht wie dieses,
das die Flamme wirkt
der Kerze in der Nacht
des Schweigens,
unscheinbar zwar
und doch
des Scheines mächtig
und der Kraft des Trostes.
Dein Leuchten macht
die Ferne nah,
wandelt Dunkelheit
in Sternenglanz,
führt das wunde Herz
aus der Fährnis
und der Bangigkeit
in die Freude
ganz.
Carl Peter Fröhling