Licht Zitate (Seite 23)
Das Kätzchen
Ein unerfahrenes Kätzchen sah
Zum ersten Mal den Mond in vollem Lichte prangen
Und sprach entzückt zum Großpapa:
"Sieh an der Decke dort den schönen Käse hängen.
Oh, hätten wir ihn doch!" – "Ei, lerne, blöder Fant",
Versetzt der Großpapa, "fürs erste Mäuse fangen,
Die sind uns näher bei der Hand."
Gottlieb Konrad Pfeffel
Erste Wünsche
Könnt' ich zu dir, mein Licht,
Nur einmal, einmal dringen!
Von deinem Angesicht
Nur einem Strahl erschwingen!
Könnt' ich an dein Gewand
Nur einmal, einmal rühren!
Und deine kleine Hand
Mit süßem Schauer spüren!
Könnt' ich an deinem Mund
Nur einmal, einmal hangen!
Und dann vergeh'n zur Stund'
In wonnevollem Bangen!
Ludwig Pfau
Ein Kind liegt in der Wiege
Ein Kind liegt in der Wiege,
Uns beiden zugesellt,
Viel Wunden und viel Siege
Erstehen neu der Welt.
Die Augen mit den feuchten
Blauperlen süß und klar,
Sie müssen nun schon leuchten
Im Licht, das unser war.
Die Händchen mit den vielen
Rundgrübchen noch darin,
Sie werden einst mit Schwielen
Verstehn des Lebens Sinn.
Die Wunden und die Siege
Sind wert nicht einen Schlag –
Ein Kind liegt in der Wiege
Und lächelt in den Tag.
Alfons Petzold
Wenn ich betrachte meines Lebens Dauer,
der Jahre Flucht und wie ich mich verlor,
das Feuer sank, in dem ich glühend fror,
die Ruhe schwand der regungslosen Trauer,
wie Liebeswahn und Hoffen mir erstorben,
wie in zwei Teile uns der Tod geteilt
- auf Erden dieser, der im Himmel weilt -,
wie ich verlor, was ich so schwer erworben,
dann schreck ich hoch und berge mein Gesicht
und neide noch dem Ärmsten seine Not,
so bin von Angst und Schmerz ich übermannt.
Mein Stern, mein Los, o ihr, Geschick...
Francesco Petrarca
Im Winter
Wiesengrund und Bergeshöh'
Liegen wie begraben,
Auf dem schimmernd weißen Schnee
Tummeln sich die Raben.
Mag die Sonne auch ihr Licht
Fernehin entsenden,
Es erquickt und wärmet nicht,
Kann nur schmerzlich blenden.
Dicht vor meinem Fenster steht
Eine schlanke Linde,
Mit Demanten übersä't
Stöhnet sie im Winde.
An die Scheiben pocht sie leis',
Leis' wie Glöckchen läuten;
Was sie sagen will, ich weiß
Mir es wohl zu deuten.
Arme Linde! Tag und Nacht
Scheinst du mir zu klagen:
»Dürft ich...
Betty Paoli
Frühlingsgedanken
Nicht wahr, ihr Alle wünscht, wenn einst die Stunde
Gekommen, wo die andern Wünsche enden,
In eurer Lieben Mitte zu entsenden
Den letzten Hauch vom todesblassen Munde?
Verlangt es mich im tiefsten Seelengrunde
Nach solchen Glückes heilig süßen Spenden,
Muß ich mich an den holden Frühling wenden,
Den einz'gen Freund, mit welchem ich im Bunde.
Und weil kein and'rer Gruß die dunkle Gruft
Mit Liebesschimmer sanft mir wird umfärben,
Wenn nicht sein Gruß als Licht und Sang und...
Betty Paoli
Frühlingsahnen
Wenn des Winters starrer Traum
Berg und Flur mit Schnee bedecket,
Jeder dürre Zweig am Baum
Jammernd sich gen Himmel strecket:
Kannst du da begreifen, sag'
Wie nach wen'gen Mondesneigen
Der jetzt frosterstarrte Hag
Einen Blüthenflor wird zeigen?
Doch du weißt, der lichte Trost
Naht auf unsichtbaren Wegen
Und im rauhen Winterfrost
Lächelst du dem Lenz entgegen.
Und so kann, so kann auch ich
Nicht begreifen und nicht fassen,
Wie in meiner Seele sich
Noch ein Glück wird ziehen...
Betty Paoli
Der graue Nebel umhüllt die Stadt
es ist noch keine Menschenseele erwacht.
Wie eine leere Hülle erscheint in diesem Moment die Welt,
eine Kerze steckt sie an, damit Licht und Wärme sie erhellt.
Denn kalt ist es auch -
ganz des Novembers Brauch.
Er ist nicht sehr beliebt -
doch die Natur siegt,
bald erwacht sie wieder
und der November ist der Verlierer.
Karin Obendorfer
Manche Menschen sollten sich einmal Gedanken darüber machen
– was sie bewegt, immer und immer wieder ein Feuer zu entfachen,
– sich in fremde Angelegenheiten zu mischen,
um dadurch bewußt ihre eigenen Belange zu verwischen.
– Andere Menschen zu rügen oder zu loben,
das wirkt meist wie eine kalte Dusche von oben,
so daß die anderen, die es betrifft, mit Recht anfangen, zu toben.
– Anderer Menschen Meinung nicht zu akzeptieren,
und immer wieder probieren,
die eigene Meinung...
Karin Obendorfer
Welcher Lebendige,
Sinnbegabte,
Liebt nicht vor allen
Wundererscheinungen
Des verbreiteten Raums um ihn
Das allerfreuliche Licht –
Mit seinen Strahlen und Wogen
Seinen Farben,
Seiner milden Allgegenwart
Im Tage.
Wie des Lebens
Innerste Seele
Atmet es die Riesenwelt
Der rastlosen Gestirne
Die in seinem blauen Meere schwimmen,
Atmet es der funkelnde Stein,
Die ruhige Pflanze
Und der Tiere
Vielgestaltete,
Immerbewegte Kraft –
Novalis
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
sind Schlüssel aller Kreaturen,
wenn die, so singen oder küssen,
mehr als die Tiefgelehrten wissen,
wenn sich die Welt ins freie Leben
und in die Welt wird zurückbegeben,
wenn dann sich wieder Licht und Schatten
zu echter Klarheit wieder gatten,
und man in Märchen und Gedichten
erkennt die wahren Weltgeschichten,
dann fliegt vor einem geheimen Wort
das ganze verkehrte Wesen fort.
Novalis
Letzte Rosen
Ich bin auf stillen Wegen
Fortgegangen von dir.
An der Brust sind mir
Deine letzten Rosen gelegen.
Rosen, noch spät gerötet
Von der Herbstsonne Licht.
Rosen, die man bricht
Schnell, eh der Frost sie tötet.
Wie schnell man vom Leben,
Eh die Jugend verglimmt,
Noch eine Liebe nimmt…
… Meine letzten Rosen hast du mir gegeben.
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
"Süße" Hoffnung, uns von Gott gegeben,
Ja, wir fühlen deine Himmelsmacht;
Ach, nach oben hin seufzt alles Leben,
Seufzt das Herz in stiller Mitternacht;
Selbst die Brust, durchglüht von Liebeswonne,
Sehnet sich nach einer andern Sonne,
Nach dem Lichte, das in Sternen wacht.
Johann Heinrich Christian Nonne
Ein Wunder?
Ein kleines Mädchen, wohl sieben Jahr
Sitzt traurig im Zimmer und kämmt sich ihr Haar
Ihre Eltern sind tot, sie kannte sie kaum
Nur manchmal sieht sie sie in ihrem Traum
Sie denkt gern zurück, noch vor einem Jahr
Kämmte ihr immer Mama das Haar
Sie schaut in den Spiegel, der vor ihr steht
Und fragt ihn leise wie's Mama jetzt geht
Tränen rinnen ihr übers Gesicht
Da erscheint ihr im Spiegel ein helles Licht
Ein Engel erscheint und setzt sich zu ihr
Sie sagt: "keine Angst, Mama ist...
Heiko Noack