Lebens Zitate (Seite 212)
Warnsignale
Wenn deine Augen –
sicherheitshalber –
nur noch das Sichtbare
sehen wollen,
deine Worte gedankenlos
und gleichgültig
ihre Wege gehen.
Wenn deine Wünsche
im Garten der Möglichkeiten
zu randalieren beginnen,
deine Träume
keine Kraft mehr haben,
Wurzeln in deinem Dasein
zu schlagen.
Wenn deine Gefühle
jegliche Wärme
vermissen lassen,
dein Leben
dir beim Hals
heraushängt.
Dann wird es Zeit,
daß du dir Zeit nimmst
für dich.
Ernst Ferstl
Da ist jemand
Da ist jemand,
der mich nimmt,
wie ich genommen
werden will;
der mich aufbaut
wenn mich etwas
niederdrückt;
der mich zu Herzen nimmt,
wenn mir etwas
über die Leber gelaufen ist;
der mir Gehör schenkt,
wenn mir das Leben
Rätsel aufgibt;
der für mich ist,
wenn sich alles gegen mich
verschworen hat.
Da ist jemand,
mit dem ich zusammen wachsen,
vielleicht sogar
zusammenwachsen darf.
Ernst Ferstl
Gegenbewegung
Ein Gegengewicht sein
zur Schwerfälligkeit,
selber zu denken
und Gefühle zuzulassen!
Ein Gegenpol sein
zu den Anziehungskräften
der Gleichgültigkeit
und Lieblosigkeit!
Ein Gegensatz sein
zu nichtssagenden Floskeln,
versteckten Lügen
und Halbwahrheiten!
Ein Gegenlicht sein
zur Dunkelheit
in den Hirnen und Herzen
hinters Licht geführter Menschen!
Eine Gegenbewegung
ins Leben rufen
gegen das Treibenlassen
im Strom des Zeitgeistes
und das Niedermachen
der Schöpfung.
Ernst Ferstl
Die gute alte Zeit
Wir sollten uns hüten
vor der hinterlistigen Vergangenheit,
sie will uns
unbedingt festhalten
im großzügig angelegten Käfig
angenehmer Erinnerungen
und Gewohnheiten.
Sie will,
daß wir ihr die Treue halten
für alle Zeiten,
sie verklären und verherrlichen.
Sie will uns abhalten
vom Aufbruch
in das verheißungsvolle Land Zukunft,
will uns fesseln
an das Bekannte und Bewährte.
Wir sollten uns hüten
vor der guten alten Zeit,
sie stiehlt uns sonst
eine ganze Menge...
Ernst Ferstl
Bescheid
Mädelein, was machst du?
Wenn ich weine, lachst du;
Mädelein, was meinst du?
Wenn ich lache, weinst du.
Wenn ich dich herze, grollst du,
Wenn ich grolle, staunst du;
Wenn ich staune, schmollst du,
Wenn ich schmolle, launst du.
Wenn ich laune, lachst du,
Wenn ich lache, weinst du;
Mädelein, was machst du?
Mädelein, was meinst du?
"Ohne Rauch und Kohlen
Kanns kein Feuer geben,
Und nicht unverhohlen
Kann die Liebe leben.
Soll dir Liebe werden,
Nimm auch Rauch und Kohlen,
Denn so ists...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Wie könnt' ich dein vergessen,
Ich weiß, was du mir bist;
Wenn auch die Welt ihr Liebstes
Und Bestes bald vergißt.
Ich sing es hell und ruf es laut:
Mein Vaterland ist meine Braut.
Wie könnt' ich dein vergessen,
Dein denk' ich allezeit;
Ich bin mit dir verbunden,
Mit dir in Freud und Leid.
Ich will für dich im Kampfe steh'n,
Und sollt' es sein, mit dir vergeh'n.
Wie könnt' ich dein vergessen,
Ich weiß, was du mir bist;
So lang ein Hauch von Liebe
Und Leben in mir ist.
Ich such nichts, als...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Ich will von dir, was keine Zeit zerstöret
Ich will von dir, was keine Zeit zerstöret,
Nur Schönheit, die das Herz verleiht;
Ich will von dir, was nie der Welt gehöret,
Die engelreine Kindlichkeit.
Das sind des Herzens allerbeste Gaben,
Das ist des Lebens schönste Zier.
Hat dich die Welt, so kann ich dich nicht haben,
Lebst du der Welt, so stirbst du mir.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Deutsche Freiheit lebet nur im Liede.
Deutsches Recht – es ist ein Märchen nur!
Deutschland's Wohlfahrt ist ein Friede
voll von Willkür und Zensur!
Drum zieh'n wir aus dem Vaterlande,
kehren nie und nimmer mehr zurück.
Suchen Freiheit uns im fremden Lande:
'Freiheit' ist nur Leben – ist nur Glück!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben