Lauf Zitate (Seite 4)
Man schreit und lärmt und ereifert sich,
man findet es dumm und lächerlich
und gegen allen Anstand und Brauch,
man ruft die Polizei zu Hilfe,
und diese kommt und verbietet es auch
und sperrt die Straßen und rasselt mit Ketten
und tut, soviel sie irgend kann,
die bedrohte Bürgerruhe zu retten.
Und ein paar Jahre später, gib acht,
ist alles, worob man den Lärm gemacht,
wofür man ereifert sich und erregt,
wogegen man Himmel und Hölle bewegt …
kein Mensch weiß, wie es eigentlich kam:
so...
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
Zeichen unserer Liebe
Wenn unsere Liebe
nicht
aus unseren Augen
leuchtet,
wie soll sie dann
sichtbar werden?
Wenn unsere Liebe
nicht
aus unseren Worten
spricht,
wie soll sie dann
hörbar werden?
Wenn unsere Liebe
unseren Gefühlen
nicht
freien Lauf läßt,
wie soll sie dann
spürbar werden?
Wenn unsere Liebe
nicht
vom zärtlichen Umgang
miteinander
geprägt ist,
wie soll sie dann
im Alltag bestehen
können?
Ernst Ferstl
Was ist das Glück? –
Nach jahrelangem Ringen,
Nach schwerem Lauf ein kümmerlich Gelingen,
Auf greise Locken ein vergoldend Licht,
Ein spätes Ruhen mit gelähmten Schwingen –?
Das ist es nicht!
Das ist das Glück:
Kein Werben, kein Verdienen!
Im tiefsten Traum, da ist es dir erschienen,
Und morgens, wenn du glühend aufgewacht,
Da steht's an deinem Bett mit Gönnermienen
Und lacht, und lacht!
Bernhard Endrulat
Das Faß
Ein großes Faß aus hartem Holz,
es hat sein Werk vollbracht,
es hat den letzten Tropfen stolz,
zum Überlauf gebracht.
So steht es nun, im nassen Sand,
der Boden weicht schnell auf,
und was das Faß einst herrlich fand,
das nimmt jetzt seinen Lauf.
Der erste Tropfen war der Start,
zum großen Wasserschwall,
und was zur großen Hoffnung ward,
das wird zum großen Fall.
Das Faß verliert die Fassung,
dann kippt es gänzlich um,
so zeigt sich's wie im Leben,
wer übertreibt ist dumm.
Klaus Ender
Die Stille
Es weiß und rät es doch keiner,
wie mir so wohl ist, so wohl!
Ach, wüßt' es nur einer, nur einer,
Kein Mensch es sonst wissen soll!
So still ist's nicht draußen im Schnee,
So stumm und verschwiegen sind
Die Sterne nicht in der Höhe,
Als meine Gedanken sind.
Ich wünscht', es wäre schon Morgen,
Da fliegen zwei Lerchen auf,
Die überfliegen einander,
Mein Herze folgt ihrem Lauf.
Ich wünscht', ich wäre ein Vöglein
Und zöge über das Meer,
Wohl über das Meer und weiter,
Bis daß ich im...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Ein jeder rühmt die Dankbarkeit,
Und in der That läßt man sie selten blicken:
Wie ehrerbietig läßt die Welt sich vor dir bücken,
Bis du dich zeigst zu ihrem Dienst bereit:
Doch, nach dem allgemeinen Lauf,
Hört die Erkenntlichkeit auch mit der Wohltat auf.
Ja, mancher wird sich deiner schämen:
Er will bei dir in keinen Schulden stehn,
Ob er ich gleich im Unglück nicht entstehn,
Die Hilfe von dir anzunehmen.
Madame Antoinette du Ligier de La Garde Deshoulières
Zorn
Beschüttet mich mir eurem Haß und Spotte
Und scheltet und verdammt: ich trag' es gern;
Doch meiner Seele Heiligtum und ihrem Gotte,
Unfreundliche Bedränger, bleibet fern!
Ja, raubt sie mir, des Lebens schönste Stunden,
Zerstört, was ihr nicht kennt: ein heißes Glück;
Jedoch vor dem, was ich so wahr empfunden,
Verstummt und weicht gesenkten Blicks zurück!
Ich will sie freudig tragen, all die Schrecken,
Die mir gescheh'n nach eures Willen Lauf,
Doch wagt ihr's, lästernd meinen Zorn zu...
Therese Dahn
Nacht flieht, – der krause Dunst der Berge fällt
Und schmilzt zu Gold, und Licht erweckt die Welt!
Ein neuer Tag schwellt die Vergangenheit,
Ein neuer Schritt ans Ende unsrer Zeit; –
Nur die Natur steht neugeboren auf;
Die Erde lebt, die Sonn' eilt ihren Lauf,
Im Strom ist Frische, Glanz im Morgenstrahl,
Labsal im Winde, Blumenduft im Tal.
Gottgleicher Mensch, sieh diesen Glorienschein
Der Dinge an und juble: sie sind dein!
Lord George Gordon Noel Byron
Unsterblichkeit
Muß sich das Hohe auch in diesem Leben
dem Niedern beugen, tröste dein Gemüt!
Ein Narr ist jeder, der ein edles Streben
verloren gibt, weil er die Frucht nicht sieht.
Wohl wird man dich, doch niemals das vergessen,
was du getan und was dein Geist gedacht,
denn, um den kleinsten Lichtstrahl nur zu fressen,
so groß ist keine noch so tiefe Nacht.
Blick auf den Tag! Er starb auf diesen Firnen,
doch hinter jenen neuert sich sein Lauf.
Und so wie er steht hinter andern Stirnen,
was...
Georg Busse-Palma
Fehlgeschossen
Fritz war ein kecker Junge
Und sehr geläufig mit der Zunge.
Einstmals ist er beim Ährenlesen
Draußen im Felde gewesen,
Wo die Weizengarben, je zu zehn,
Wie Häuslein in der Reihe stehn.
Ein Wetter zog herauf.
Da heißt es: Lauf!
Und flink, wie ein Mäuslein
Schlüpft er ins nächste Halmenhäuslein.
Krach! – Potztausendnochmal!
Dicht daneben zündet der Wetterstrahl.
Ätsch! rief der...
Wilhelm Busch
Gigerlette
Fräulein Gigerlette
Lud mich ein zum Thee.
Ihre Toilette
War gestimmt auf Schnee;
Ganz wie Pierrette
War sie angethan.
Selbst ein Mönch, ich wette,
Sähe Gigerlette
Wohlgefällig an.
War ein rotes Zimmer,
Drin sie mich empfing,
Gelber Kerzenschimmer
In dem Raume hing.
Und sie war wie immer
Leben und Esprit.
Nie vergeß ichs, nimmer:
Weinrot war das Zimmer,
Blütenweiß war sie.
Und im Trab mit Vieren
Fuhren wir zu zweit
In das Land spazieren,
Das heißt Heiterkeit.
Daß wir nicht...
Otto Julius Bierbaum