Lange Zitate (Seite 18)
Und als an das blaue Meer ich trat,
Da standen drei Männer drinnen,
Die spielten während des Bades Skat,
Und einer schien zu gewinnen.
Der Skat dabei auf dem Wasser schwamm.
Mich aber dünkte das wundersam.
Und als ich kam auf des Faulhorns Höh',
Wohl über Klippen und Grate,
Da fand ich drei Männer im ewigen Schnee,
Sie saßen schon lange beim Skate.
Der eine gab schon zum hundertsten Mal –
Da floh ich schaudernd hinab ins Thal.
Es sitzen da im geheimen Rath
Drei strenge Richter der Todten.
Sie...
Johannes Trojan
Die liebe Not
Warum die Not wird lieb genannt,
Das war mir lange unbekannt,
Bis ich's von einer Frau erfahren.
Es war umringt von Kindern sie,
Die all noch hilfsbedürftig waren,
Und einer meinte viele Müh'
Müßt' sie doch haben mit der kleinen Schar.
"Ja", sagte sie, und die Mienen
Erhellten sich, "ja, es ist wahr,
Ich habe meine liebe Not mit ihnen."
Johannes Trojan
Verklärter Herbst
Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise
Es ist der Liebe milde Zeit
Im Kahn den blauen Fluß hinunter
Wie schön sich Bild an Bildchen reiht
Das geht in Ruh und Schweigen unter.
Georg Trakl
Verfall
Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.
Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
Träum ich nach ihren helleren Geschicken
Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
So folg ich über Wolken ihren Fahrten.
Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,
Indes...
Georg Trakl
Ein Winterabend
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
lang die Abendglocke läutet,
vielen ist der Tisch bereitet
und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer, tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
auf dem Tische Brot und Wein.
Georg Trakl
Ich kam, weiß nicht woher,
bin und weiß nicht wer,
leb, weiß nicht wie lang,
sterb und weiß nicht wann,
fahr, weiß nicht wohin,
mich wunderts, daß ich so fröhlich bin.
Da mir mein Sein so unbekannt,
geb ich es ganz in Gottes Hand. –
Die führt es wohl so her wie hin,
mich wunderts, daß ich noch traurig bin.
Hans Thoma
In Anbetung versunken, des Daseins kaum bewußt,
So saßen noch lang wir und staunten in wehmutsvoller Lust. –
So sinken die lieblichen Tage hinab in die Ewigkeit,
So sinkt ein glückliches Leben in die Vergangenheit.
So sinkt getäuschtes Hoffen, es war ein seliger Traum.
Davon wird nimmer gesprochen. Der Klage laß keinen Raum! –
Davon wird nimmer gesprochen, wie glücklich preis ich den Mann,
Der auf das Grab seiner Wünsche dies Kreuzlein setzen kann.
Rudolf von Tavel
Dein Lied, Amsel
Vor Sonnenaufgang schon
melodischer Gesang:
dein Lied, Amsel!
Frühlingskünderin,
in Strophen,
flötend und bewegt,
so steckst du
dein Revier;
dann lockst du wieder her
im liebessüßen Drang.
Vertraut wie Heimat
ist dein Singen,
dein Trillern, Jubilieren,
und spät im Herbst
dein Abgesang.
Du bleibst.
Du fliehst nicht,
schweigst nicht lang.
Ingrid Streicher
Wir brachen die Farne
Wir brachen die Farne
zu Mitternacht,
mitten im dunkelsten Walde.
Der Mond war verhanden
und lange schon
ruhten die Gräser,
die bangen.
Wir brachen die Farne
und trugen sie heim
und schufen
ein sanftes Lager.
Doch nicht
um zu schlafen:
Wir liegen
und lauschen
dem murmelnden Bach
und schauen
und halten
die Träume uns wach.
Ingrid Streicher
Goldherbst
Goldherbst,
so lange du es bist,
der Blätter färbt,
sei mir willkommen!
Streu bunte Zettel
auf die Welt
mit deiner Botschaft,
streich zärtlich über Wälder hin,
laß mich mit dir
zur Schönheit fliehn,
zum großen Farbengarten!
Noch gibt es Leben
auf den Feldern,
noch wärmt die Sonne
mein Gesicht.
Noch will ich wandern,
horchen, staunen;
nur sterben – nein,
will ich noch nicht.
Ingrid Streicher
Mondlicht
Wie liegt im Mondenlichte
Begraben nun die Welt;
Wie selig ist der Friede,
Der sie umfangen hält!
Die Winde müssen schweigen,
So sanft ist dieser Schein;
Sie säuseln nur und weben
Und schlafen endlich ein.
Und was in Tagesgluten
Zur Blüte nicht erwacht,
Es öffnet seine Kelche
Und duftet in die Nacht.
Wie bin ich solchen Friedens
Seit lange nicht gewohnt!
Sei du in...
Theodor Storm
Herbstgedanken
Verlassene Gartenmöbel fürchten den Umzug in ihr Winterquartier
dünne Pullover trotzen dem ersten Frost und
hochgeschlagene Mantelkrägen eilen durch dunkle Straßen
Regen tropft, Nebel kriecht
frierende Geranien erschlaffen in braunem Gewand
Morgentau verliert sich in verlassenen Spinnennetzen
kurze Tage stehlen wertvolle Zeit
ungeliebter
Herbst
warme Gedanken erinnern an milde Sommerabende
Kaminknistern vor flauschigen Wolldecken weckt Gemütlichkeit
die Stube wird...
Bernhard Stöhr
Trubel
Mein Herz in Aufruhr
mein Kopf rotiert
das Glück war uns gewogen,
ich werde Dich wiedersehen
Der Weg zu Dir
ein endloser Gang
Minuten tropfen zäh
die Strassen endlos lang
Du stehst an der Tür
und lächelst mich an
mein Herz klopft im Hals
gleich bin ich bei Dir
Der Trubel im Herz
ist unbeschreiblich
in meinen Armen
das Glück der Welt
In diesen Momenten
fühl ich, was ich brauch
Dich bei mir
Und Brausestäbchen im Bauch
Oskar Stock