Kreis Zitate (Seite 2)
Sehnsucht
Kennst du der Sehnsucht Schmerzen
Tief im Herzen?
Ein glühend Verlangen,
Ein ewiges Bangen,
Ein ewiges Streben!
Wie Qual und Lust
So still in der Brust
Mit tiefem Beben
Sich innig verweben!
Weit in die Ferne,
Himmelwärts,
In den Kreis der Sterne
Sehnt sich das Herz.
Ein schöner Morgen
Bricht glühend heran;
Doch der Liebe Sorgen
Zerstören den Wahn.
Ach, dass es doch bliebe,
Dies Paradies!
Der Wahn der Liebe
Ist gar so süß.
Es ist der Gottheit lebendiger Strahl,
Und das Leben...
Karl Theodor Körner
Im Finstern geh ich suchen,
mein Kind, wo steckst Du wohl?
Ach, sie versteckt sich immer,
daß ich verschmachten soll!
Im Finstern geh ich suchen,
mein Kind, wo steckst du wohl?
Ich, der den Ort nicht finde,
ich irr' im Kreis umher!
Wer um dich stirbt,
der hat keine Ruh!
Kindchen, erbarm dich
und komm herzu!
August Kopisch
Nachtlied
Quellende, schwellende Nacht,
Voll von Lichtern und Sternen:
In den ewigen Fernen,
Sage, was ist da erwacht!
Herz in der Brust wird beengt,
Steigendes, neigendes Leben,
Riesenhaft fühle ich's weben,
Welches das meine verdrängt.
Schlaf, da nahst du dich leis,
Wie dem Kinde die Amme,
Und um die dürftige Flamme
Ziehst du den schützenden Kreis.
Christian Friedrich Hebbel
Die Liebe saß als Nachtigall
Die Liebe saß als Nachtigall
im Rosenbusch und sang;
es flog der wundersüße Schall
den grünen Wald entlang.
Und wie er klang, da stieg im Kreis
aus tausend Kelchen Duft,
und alle Wipfel rauschten leis',
und leiser ging die Luft;
die Bäche schwiegen, die noch kaum
geplätschert von den Höh'n,
die Rehlein standen wie im Traum
und lauschten dem Getön.
Und hell und immer heller floß
der Sonne Glanz herein,
um Blumen, Wald und Schlucht ergoß
sich goldig roter...
Emanuel Geibel
Kiefern
Inmitten jungfräulicher Ahornbäume
Und Birken mag ich stolze Kiefern nicht;
Sie störn die Schar lebendig-süßer Träume,
Zuwider ist mir ihr Gesicht.
Im Kreis der auferstandenen Nachbarn stöhnen
Und flüstern oder zittern jene nie.
Den Frühling, den die Siegeskränze krönen,
Gemahnen an den Winter sie.
Und läßt der Wald sein letztes Blatt verwehen,
Der auf das Frühjahr, das Erwachen harrt,
Dann bleiben sie, Künftiges schreckend, stehen
In kühler Schönheit, wie erstarrt.
Afanassi Afanassjewitsch Fet
Und man erkennt: Verbindlichkeit ist Leben,
und jeder lebt so völlig wie er liebt:
Die Seele will, was sie erfüllt, hingeben,
damit die Welt ihr neue Fülle gibt.
Bei Tag, bei Nacht umschlingt uns wie ein Schatten
im kleinsten Kreis die große Pflicht:
Wir alle leben vom geborgten Licht
und müssen diese Schuld zurückerstatten.
Richard Fedor Leopold Dehmel
Nichts weiter wird geschehen
Die Fenster stehen sommerheiß
Und müssen den Stunden nachsehen,
Die draußen vorübergehen.
Der Stunden Füße sind leis'.
Durch die stillen Fenster im Haus
Sieht die Zeit herein und hinaus,
Und nur der Verliebte weiß:
Nichts weiter wird geschehen,
Wie die Zeiten sich auch drehen,
Alles Blut geht im Kreis,
Und rund um die Lieb' geht der Stunden Reis'.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Der Esel
Es stand vor eines Hauses Tor
ein Esel mit gespitztem Ohr,
der käute sich sein Bündel Heu
gedankenvoll und still entzwei.
Nun kommen da und bleiben stehn
des naseweisen Buben zween,
die auch sogleich, indem sie lachen,
verhaßte Redensarten machen,
womit man denn bezwecken wollte,
daß sich der Esel ärgern sollte.
Doch dieser hocherfahrene Greis
beschreibt nur eine halben Kreis
und zeigt den Knaben itzt,
die Stelle wo der Wedel sitzt.
Wilhelm Busch
Liebesschauder
Unter einer Trauerweide,
Vor dem Tor im Sternenschein
Flüstern, von der Mailuft trunken,
In ihr süßes Glück versunken,
Junggesell' und Mägdelein.
Unterm Gras ruht ein Vergess'ner,
Von den Wurzeln treu bewacht.
Ruhig schaun die tiefen, dunklen
Augenhöhlen in das Funkeln
Einer seligen Liebesnacht.
Was verstummt das traute Lispeln?
Kam ein Schauder jenen Zwei'n,
Daß auf einem Grab sie küssen,
In der Jugend Vollgenüssen,
In dem Kreis des Todes sei'n?
Jakob Boßhart
Tangens
Zwei Bahnen gefügt zum flüchtigen Kuß,
Die eine in sich verschlungen,
Die andre, ein jäher, verwegener Schuß,
Ins Unendliche abgesprungen.
Sie trafen zusammen ein einziges Mal.
Der Kreis kehrt in ewiger Neue
Zurück und schaut nach dem flüchtigen Strahl,
Dem Pfeil ohne Umkehr und Reue.
Jakob Boßhart
tiefes Verlangen
tiefes Verlangen
nach Bewegung der Sterne,
nahe am Mond,
so weiß und kühl,
zu tanzen
mit diesen Träumern,
im Kreis,
eingefleischt in Unendlichkeit,
losgelassen
aus der Schwere,
die Erde ist zu sehen
aus schlafender Wirklichkeit,
unruhig,
gierig,
geschehen in Kinderhänden,
tiefes Verlangen
als Verwirklichung,
als Spiegel,
von Bildern
entfesselt.
Michael Beisteiner
Glück der Liebe
Einem Schmetterlinge gleicht die Liebe;
Wie er flatternd über Blumen schwebt,
So entflieht sie oft auf leichten Schwingen,
Und nur selten kehrt sie uns zurück.
Um gewaltsam ihre Flucht zu hemmen,
Strebt das kranke Herz mit leisem Weh;
Möcht' ihr gern die raschen Flügel binden,
Gern sie bannen in der Treue Kreis.
Aber wie des Schmetterlinges Farben
Selbst in zarten Händen untergehn,
So vernichten Fesseln auch die Reize,
Die der...
Charlotte von Ahlefeld