Jetzt Zitate (Seite 29)
Herbstlied
Das Laub fällt von den Bäumen,
Das zarte Sommerlaub!
Das Leben mit seinen Träumen
Zerfällt in Asch und Staub!
Die Vöglein im Walde sagen,
Wie schweigt der Wald jetzt still!
Die Lieb ist fortgegangen,
Kein Vöglein singen will;
Die Liebe kehrt wohl wieder
Im künftgen lieben Jahr,
Und alles tönt dann wieder,
Was hier verklungen war.
Der Winter sei willkommen,
Sein Kleid ist rein und neu!
Den Schmuck hat er genommen,
Den Keim bewahrt er treu!
Siegfried August Mahlmann
Ein kleines Wunder
da sitzt er nun
nur noch zwei Zähne im Mund
der Bart
hat schon drei Tage gesehen
fast 90 ist er
so alt
so jung
früher
war er wohl mal
ein gut aussehender Mann
jetzt
ist er schön
da sitzt er
lässig ins Sofa gelehnt
wendet den Blick nicht
schaut nur sie an
mit einem Lächeln
ach ich weiss nicht wie
ein Lächeln
wie man wohl nur lächeln kann
wenn man fast 90 ist
und die Frau
um die es hier geht
sitzt zwei Meter weiter
mit dem Rücken zu ihm
im Rollstuhl
sie sieht es nicht
dieses...
Anke Maggauer-Kirsche
Abend in den Gassen
an den Wänden
reiben sich Schatten
und der sanfte Glanz
des Alters
liegt weich auf den Steinen
in die engen Gassen
fällt golden
das letzte Abendlicht
streift die Schatten
von den Wänden
dann verwischen sich
die Gassen
sanfter jetzt und steil
und langsam steigt
am trüben Abendhimmel auf
ein träger Mond
Anke Maggauer-Kirsche
Die Folgen der Ignoranz
Nur gehaßt und stets verleumdet.
Bescheid gewußt, doch ignoriert.
Jetzt zerschlagen und verlassen.
Schicksals Wut zu tief gespürt.
Haupt und Seele kahlgeschoren.
Todgeweiht! Der Wahnsinn spricht.
Untergang heraufbeschworen.
War dir einst so nah, mein Licht!
Gäbe es den Weg zurück, Herr,
würd mein Leben andern weihen.
Niemals wieder aufbegehren
und von Herzen mir verzeihn!
Thomas S. Lutter
Deine Hände
Jetzt bin ich lüstern nach deinen Händen.
Wenn sie die meinen begrüßend drücken,
können sie Weltraum-staunend beglücken.
Deine Hände führen ein selbstgewolltes, stilles Leben.
Ich habe mich deinen Händen ergeben.
Nun dürfen sie mich begreifen und fassen,
zu deinen Höhen, mit Blicken nach Weiten,
mich geschenk-gütig heben. –
Spielerisch aber werden sie mich übergleiten
und am Wege hier liegen lassen.
Ernst Wilhelm Lotz