Ist Mein Leben Zitate (Seite 7)
An Leukon
Rosen pflücke, Rosen blühn,
morgen ist nicht heut!
Keine Stunde laß entfliehn –
flüchtig ist die Zeit!
Trink und küsse! Sieh, es ist
heut Gelegenheit!
Weißt du, wo du morgen bist?
flüchtig ist die Zeit!
Aufschub einer guten Tat
hat schon oft gereut!
Hurtig leben ist mein Rat –
flüchtig ist die Zeit!
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Weil ich mein Wesen so mit Härte gürte,
Glaub' nicht darum, daß ich aus Härte bin!
Tief ruht in mir ein mildgewillter Sinn,
Den nur der rechte Zauber nie berührte.
Wirf einem, der die Hand nach heiliger Myrte
Sich auftun hieß, Unkraut und Dornen hin
Und reich dem Durste Wein, wo Galle drin –
Dies ist das Leben, das ich immer führte.
Von Angefaultem ward mir Übermaß
All meine Zeit. Was immer mir verfiel,
War nicht mehr rein und trug in sich den Fraß,
Kaum gut genug für ein betäubtes...
Anton Wildgans
Ein Schlaf mit großem Falle
Fällt über mein Sein:
Alle Hoffnung, schlummere ein,
Schlummert ein, Wünsche alle!
Nichts seh ich mehr recht
Und kann nichts mehr geben
Auf Gut oder Schlecht ...
O, das trübe Leben!
Eine Wiege ist mein Wille,
Den tief im hohlen Grab
Eine Hand schaukelt auf und ab:
Stille, stille!
Paul Verlaine
Ich leb' mein Leben schneller, Mensch, als du.
Mich kann der Dinge Schein nicht länger halten.
Mein Blick hat jedes Ding entzweigespalten.
Ich schmeck' den Kern und eile Neuem zu.
Im Weitersausen bin ich tiefste Ruh'.
Denn ich bin eine von den Kraftgewalten,
Die Welt in sich und sich zu Welt gestalten.
So ist mir alles Ich, und ich bin allem Du.
Mich hält nicht Schönheit, Glanz, nicht Glück noch Macht.
Was gestern ich war, hab' ich heute vergessen –
Wo euch noch Chaos stürzt, blüht mir schon...
Heinrich Lersch
Pygmalion
An diesen Lippen, diesen Augen
Die Welt vergessend, hinzuhangen
Und aus den rosenroten Wangen
Des Lebens Überfluß zu saugen
An dieses Busens reiner Fülle
Die Schmerzen meiner Brust zu wiegen
Und auf des Schoßes Fried und Stille
Mit tränenmüdem Haupt zu liegen
Das war mein Wunsch – das ist mein Grämen –
Und soll mir doch kein Schicksal nehmen.
Jakob Michael Reinhold Lenz
In den vergangenen Augenblicken meines Lebens vermag ich nicht mehr Gottes Willen zu erfüllen, weil sie bereits entschwunden sind, und die Zukunft ist noch nicht so in meine Gewalt gegeben, daß ich in ihr schon zum voraus Verdienste erwerben könnte. Einzig der stets flüchtige gegenwärtige Augenblick gibt mir die Möglichkeit, an meiner Vervollkommnung und Heilung zu arbeiten ...
Jean Pierre de Caussade S. J.